T45 ist kein Panzer, sondern die Bezeichnung für eine Rapssorte der Firma Bayer, die gentechnisch gegen das hauseigene Totalherbizid “Liberty” resistent gemacht wurde. Er darf auch weiterhin importiert (nicht angebaut) werden. Das hat die EU-Kommission jetzt beschlossen. Fragt sich nur warum? T45 wird nämlich seit Jahren nicht mehr verkauft und angebaut.
Die Antwort gibt zu denken, auch wenn sie in der Presse und auf Gentechnikwebseiten nicht nachzulesen war : Obwohl er seit Jahren nicht mehr verkauft wird und Bayer alles Saatgut 2006 vernichtet hat, wächst T45 auf Kanada’s Feldern, wo er bis 2005 angebaut wurde, munter weiter. Seine Gene haben sich ausgekreuzt und führen nun ihr Eigenleben. Aus Kanada importierter Raps kann also auch weiterhin T45 enthalten. Damit sein Import nicht illegal wird, braucht Bayer weiterhin eine Importlizenz. Weil die alte Lizenz aus dem Jahre 1998 in der EU ausgelaufen ist und mittlerweile strengere Risikobewertungs-Vorschriften herrschen, wurde T45 nun in einem aufwendigen und teuren Verfahren erneut zugelassen. Weil die EU-Kommission für diese Zulassung des gentechnischen Untoten keine Mehrheit der Umweltminister der EU bekam, aber im Januar auch keine 2/3 Mehrheit der Mitgliedsstaaten gegen ihren Vorschlag stimmte, wurde T45 letzte Woche durch Kommissionsbeschluss zugelassen.
Die Tatsache, dass in Kanada praktisch sämtlicher Raps gentechnisch verändert ist wird von Gentechnikfreunden zuweilen als grosser Erfolg gefeiert. Man kann es freilich auch so sehen: Gentechnikfreier Rapsanbau ist in Kanada schlichtweg nicht mehr möglich, weil sich die gentechnischen Eigenschaften (Resistenz gegen verschiedene Herbizide) unter dem sogenannten Durchwuchs so weit verbreitet haben, dass sie auch da nicht zu vermeiden sind, wo Bauern dies gerne täten. Der Anbau von Bio-Raps ist praktisch zum Erliegen gekommen. Klagen der betroffenen Bauern dümpeln im kanadischen Rechtssumpf vor sich hin.
Dagegen ist die Klage der Firma Monsanto gegen einen Rapsanbauer, dessen Saatgut gentechnisch verunreinigt wurde, mittlerweile weltberühmt: Percy Schmeiser wurde beschieden, dass der Gentechnikraps auch dann Monsanto gehört, wenn er ihn gar nicht anbauen wollte. Zwar wurde ihm die Strafe “grosszügig” erlassen. Doch für die Zukunft gilt: Wo Gentechnik drin ist, hat Monsanto (oder Bayer) auch seine Patentrechte darauf.
Im Gegensatz zu Mais ist Raps nicht nur in Kanada, sondern auch in Europa kaum zu kontrollieren: Die winzigen Körner, die bei Ernte und Transport unweigerlich verloren gehen, können mehr als zehn Jahre im Boden überwintern. Eine einzige Gentechnik-Rapspflanze kann so ganze Äcker auf Jahre hinaus zum gentechnischen “Minenfeld” machen. Zudem hat Raps (ein Kreuzblütler) reichlich natürliche Verwandte, mit denen er sich paaren kann und die ihrerseits auch wieder auf Rapspflanzen auskreuzen können.
Erfahrungen in Japan (wo Gentechnik-Raps auch nicht angebaut werden darf) zeigen: Wird Raps in Körnerform importiert, ist seine Ausbreitung auch dann kaum zu stoppen, wenn der Anbau nicht erlaubt ist.
Die gute Nachricht ist: Nach Europa exportiert der Raps-Weltmeister Kanada bisher nur etwas Öl; möglicherweise für den Tank. Denn deutsche Ölmühlen fürchten den Gentech-Raps wie der Teufel das Weihwasser. Nachdem gentechnikfreie Sojabohnen auf dem Weltmarkt zur teuren und künstlich verknappten Mangelware geworden sind, hält sich das deutsche Fettgewerbe an Rapsöl und will darin auf keinen Fall Gentechnik in die Rama kommt.
Die neueste Gentechnik-Rapssorte in Kanada heißt übrigens GT73 und stammt von Monsanto – sie ist ebenfalls für den Import nach Europa zugelassen und wird uns wie T45 deshalb so schnell auch nicht mehr von der Seite weichen.
Obwohl T45 in der EU nie zum Anbau zugelassen wurde, gehört jetzt zu den Auflagen der Importgenehmigung ein Monitoring, also die regelmäßige Überprüfung, ob er auf Europas Äckern auftaucht. Wir sind gespannt wie ernsthaft Bayer dieser Auflage nachkommen wird.
Hier noch die neueste wissenschaftliche Untersuchung zum Thema Auswilderung von Gentechnik-Raps in Japan:
Die Bilder stammen aus Japan und dokumentieren die unkontrollierte Ausbreitung von Gentechnik-Raps entlang der Transportwege der Kanada eingeführten Ware. Bis auf dieses: