Wunderbar. Ja, Ja, Ja! Er kommt zu einer Lesung ins Prinzenbad. Ich oute mich an dieser Stelle als ein großer – nein, als ein ganz großer John-von-Düffel-Fan.
Am 18. August 2010 gibt es einen „Talk am Pool“ mit ihm im Prinzenbad. John von Düffel, ehemaliger Langstreckenschwimmer, ist nicht nur Dramaturg am Deutschen Theater Berlin, sondern auch Autor wunderbarer Bücher wie z.B. „Vom Wasser“, „Wasser und andere Welten“, „Schwimmen. Kleine Philosophie der Passionen“. Darüberhinaus ist er Herausgeber der Kulturgeschichte des Schwimmens mit dem schönen Buchtitel „Ich nehme dich auf meinen Rücken, vermähle dich dem Ozean“.
Im Prinzenbad wird John von Düffel am Rand des „Bergsees“ (Sportbecken) um 20 Uhr aus seinem Buch „Vom Wasser“ lesen. Vorher gibt es Musik und nach seiner Lesung und dem „Talk am Pool“ ein Fest auf der Cafeteria-Terrasse. Dagmar und Matze werden ein Buffet vorbereiten. PrinzenbadlerInnen, die in den letzten Jahren an den Saisonabschluss-Partys teilgenommen haben, wissen, dass diese Buffets immer ein kulinarischer Hochgenuss sind.
Der Eintritt zum Talk ist im Schwimmbad-Eintrittspreis enthalten, das Buffet kostet 13,50 Euro – inklusive Getränken. Karten gibt es im Vorverkauf in der Prinzenbad-Cafeteria.
Alle Fotos: Sigrid Deitelhoff
Allen PrinzenbadlerInnen, die noch zögern, zur Lesung zu kommen, kann ich nur empfehlen, vorab in John von Düffels Texten zu stöbern.
Er hat z.B. so schöne Sätze zum Geschlecht des Wassers geschrieben wie :
„Die Antwort liegt im Wasser und seinem Betrachter gleichermaßen: Es zeigt ihm sowohl seine Oberfläche als auch seine Tiefe. Im Wasser spiegelt sich der ganze Mensch, sein Äußeres ebenso wie seine geheimsten Sehnsüchte und Wünsche, es spiegelt sich der Mensch nicht nur als das, was er ist, sondern auch als das, was er sein könnte. Das Wasser hat das Geschlecht der Sehnsucht und die Gestalt der Verwandlung.“
(aus: „Wasser und andere Welten“, S.55)
Passionierte SchwimmerInnen können wahrscheinlich auch die nachfolgende Charakterisierung der verschiedenen Schwimmarten nachvollziehen:
„Brustschwimmen war für mich immer ein halbherziger Abschied vom Land, ein ängstliches Festhalten an dem Prinzip vom Land (…) an der optischen Orientierung des Vorausschauens. Wir verzichten beim Brustschwimmen nicht auf unser gewohntes Gesichtsfeld (…).
Wer krault, wendet sich der Tiefe des Wassers zu, den Linien und Landschaften des Grundes oder seiner Bodenlosigkeit.
(aus: „Schwimmen“, S.62 f)
Oder so wunderschöne Textstellen wie diese:
„Wir begegneten uns zum ersten Mal an einem der letzten Augusttage. (…) Anders, als ich es gewohnt war, kraulte sie nicht, um Kraft umzusetzen, sondern so, als würde sie mit jedem Zug eine Geste beschreiben. (…) Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, auch ihren Kraulstil nachzuahmen. (…) Und dann spürte ich es, ich vollzog buchstäblich nach, was für eine Leichtigkeit sie mit dem Wasser verband. Und ich war ganz verwirrt von dem Gefühl, ihr auf einmal so nahe zu sein. (…) Drei Septembertage lang kehrte ich jeden Morgen wieder zurück an den See. (…) Aber sie kam nicht. Wir hatten nie ein Wort miteinander gesprochen (…) Ich würde sie immer wiedererkennen. Und trotzdem hatte ich sie verloren, vielleicht nur deshalb, weil ich sie nicht verlieren wollte, weil mir der Mut gefehlt hatte, ihren Blick zu erwidern.“
(aus: „Schwimmen“, S. 111 ff)
Und zum Schluss:
„Ich steige vom Fahrrad und reihe es ein in das Gerangel der Lenkstangen und Gepäckkörbe vor dem Schwimmbad. (…) Ich versuche, an die Frau vom See zu denken, an ihre leichte, spielerische Art und die gegebene Gnade des Wassers (…) Von irgendwoher Gelächter, aber (…) niemand, der schwimmt wie sie. Ich gehe in die Hocke und setze zum Sprung an, im Magen das flaue Gefühl von Angst, es nicht zu schaffen, vor Augen ihr Bild, beinahe ein Versprechen.
Ich springe.“
(aus: „Schwimmen“, S. 134 f)