Taxi, billig.
Das Flugzeug landete sanft und einige Fluggäste klatschten Beifall.
Das eigentliche Ziel des Gastes aus Berlin war nicht die Stadt
Barcelona, sondern Perpignan, das nur 150 Kilometer entfernt
in Frankreich lag.
Dort erwartete ihn ein bedeutender Fotograf, dem der französische Präsident
einen Orden verleihen sollte. Der Fotograf war am Tag zuvor aus
Moskau angereist. Der Name und das Werk des russischen
Fotografen wurden immer bekannter und eine Filmfirma
hatte ein Treffen mit dem Gast aus Berlin und dem Fotografen arrangiert,
um einen Dokumentarfilm über den inzwischen 80jährigen Fotografen
zu drehen.
Der Gast aus Berlin war bei der Begegnung dabei, um für den
Fotografen die vertraglichen Bedingungen zu kontrollieren.
Der Fotograf drohte zu erblinden und er musste zum Gehen einen
Stock benutzen. In vertraglichen Angelegenheiten hatte der Gast das
volle Vertrauen des Fotografen.
Es war erst zwei Uhr am Nachmittag und er wollte am Abend in Perpignan sein.
Ein Taxi brachte ihn vom Flughafen zu einem der Bahnhöfe der Stadt.
Es war der Nordbahnhof, von dem nach Aussagen des Taxifahrers
die Züge nach Frankreich fahren.
Der Taxifahrer bot sich auch an, sofort für zweihundert Euro direkt nach Perpignan
zu fahren. Da er jedoch keinen Zeitdruck verspürte und der Preis für das Taxi
auch viel zu hoch war, lehnte er ab.
Im Bahnhof gab es vierzehn Schalter für Tickets, nur einer hatte geöffnet.
Als er an die Reihe kamen, erfuhr er vom freundlichen Verkäufer, dass er
am falschen Bahnhof sei. Dieser informierte ihn aber auch über die nächste
Verbindung Barcelona – Perpignan. Erstaunt stellte er fest, dass der nächste Zug
nachts um 2 Uhr in Perpignan ankommt und es partout
keine andere Verbindung gab.
Mit dieser Zeitverzögerung hatte er nicht gerechnet, eher mit zwei bis drei Stunden, aber
der Grenzverkehr wurde nicht häufig frequentiert.
Daher dauerte die Fahrt dreizehn Stunden.
Er nahm missmutig sein Gepäck und fragte den nächsten Taxifahrer nach
einem Preis für eine Fahrt nach Perpignan.
„Dreihundertfünfzig Euro“.
Alle Taxifahrer vor der Bahnhofshalle nannten diesen Preis, der für ihn nicht
akzeptabel war. Dreihundertfünfzig Euro waren für ihn wie eine Monatsmiete und
unvorstellbar für eine Fahrt mit dem Taxi. Doch er musste in einigen
Stunden auf jeden Fall in Perpignan sein.
Als er beim letzten Fahrer in der Schlange der Taxis fragte, hielt ihm plötzlich
jemand eine Landkarte von Frankreich in der Größe einer Buchseite unter die Nase.
„Where Perpignan“ Where Perpignan?“
Hinter ihm stand ein zwei Meter großer blonder Mann in einem
schmutzigem, weißen T-shirt, und mit einem 5 Tage Bart.
„Where the fucking is Perpignan, please I cant get out of here.”
Hinter dem Wickinger befand sich ein zwanzig Meter langer Transporter
mit der Aufschrift „Fish, frish from the North“.
„Ja, äh, I know where Perpignan is, I know. I show you the way to Perpignan.”
Er griff nach seinem Gepäck, bestieg mit einem Satz das Trittbrett
des Lastwagens und machte es sich auf dem geräumigen
Beifahrersitz bequem. Der Sitz befand sich in der Höhe des ersten
Stockwerkes der anliegenden Häuser in den Straßen Barcelonas.
Er kam sich vor, wie auf dem Rücken eines Elefanten.
„You want some music“?
Ohne abzuwarten, drückte der Fahrer auf einen Knopf und aus zwei Lautsprecherboxen
schallten die Stones, Satisfaction.
Der Fahrer schmunzelte.
„I bring fish from Norway to Barcelona, every week, tuner. They like fresh fish
in Spain. We have a lot of fresh fish in Norway. But this time Im lost in the street,
Thank you for helping.”
Er wunderte sich, dass jemand Fisch aus Norwegen ans Mittelmeer nach
Barcelona brachtet, dort, wo es doch reichlich Fisch geben müsste.
Aber das war ihm gleichgültig. In einer Stunde waren sie in Perpignan.