vonjan feddersen 24.11.2009

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Die politischen wie die gesellschaftlichen Eliten scheinen nichts so sehr zu wollen wie die Verbesserung der Schul- und Universitätsstrukturen. Alle Zustandsberichte zur Lage der Bildung laufen, auch im globalen Maßstab, auf ein Urteil hinaus: Deutschland nimmt die Ausbildung seiner jungen BürgerInnen nicht ernst genug. Mehr noch: In Deutschland bleibt in Sachen Bildung auf der Strecke, wer nicht selbst schon aus einem sogenannten bildungsnahen Haushalt kommt. Die Krise ist allgegenwärtig: Immer noch lieben Bildungspolitiker die Ambition nach „Exzellenz“ – und sagen immer nur die Worte „Bachelor“ und „Master“. Favorisiert werden bei allen Plänen akademische Qualifikationen in technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen – geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer gelten landläufig als eher unwichtig.

Die taz veranstaltet zu ihrem Geburtstag im kommenden Jahr das erste taz.lab – ein Labor als Zukunftswerkstatt. Ein eintägiges Treffen in Berlin, an dessen Ende die taz ihren 31. Geburtstag mit einer Party feiert. Bildung wird das Thema des taz.lab sein, Universitäts- und Hochschulbildung insbesondere. Zwölf Workshops, Podiumsdiskussionen und Lectures bereiten wir vor. Überschrift: „Welche Universitäten wollen wir?“ Eingeladen als ExpertInnen und Betroffene sind Hochschullehrer, DozentInnen, Studierende, SchülerInnen und LehrerInnen. Alle, die sich darüber austauschen wollen, wie die Miseren an den Hochschulen und Universitäten behoben werden können.

Unsere Fragen lauten: Wie verträgt sich der Wunsch „Exzellenz“ mit dem Anspruch eines demokratischen Bildungssystems, bei dem es womöglich nicht nur auf die Produktion von Spitzenforschung ankommt – sondern auf Spitzenausbildung und -lehre? Ist es klug, die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer so geringschätzig zu behandeln, wie das aktuell an den meisten Universitäten der Fall ist? Ist nur wissenschaftlich, was auch in Zahlen messbar ist? Und: Ist das herrschende Universitätswesen geeignet, dem migrantisch geprägten Nachwuchs eine realistische Chance auf einen Bildungsaufstieg, auf gesellschaftliche Partizipation zu bieten?

Mit dem Blick auf unsere Publizistik ließe sich anfügen: Muss die taz der Zukunft ihr journalistisches Angebot gerade im Bildungs- und Universitätsbereich stärken und vertiefen? Denn deuten sich nicht gerade im Universitätsbereich jene Proteste an, die bereits während der schwarzroten Jahre aufflammten – etwa beim „Bildungsstreik“?

Das taz.lab ist ein neues Angebot unserer taz. Der taz-Kongress im April dieses Jahr hat uns signalisiert: Unsere LeserInnen wollen jenseits der täglichen taz miteinander sprechen, diskutieren und sich informieren. Sie wollen nach Berlin kommen, um das, was unsere Zeitung veröffentlicht, zu vertiefen – und für die persönliche Praxis nutzbar zu machen. Mehr noch: Das taz.lab bündelt Expertise zu einem Themenfeld – jeweils zum taz-Geburtstag.

Nach momentanem Stand der Planungen findet das taz.lab am Samstag, 24. April, statt – in Berlin. Die inhaltlichen Planungen laufen längst – der genaue Ort dieser Zukunftswerkstatt wird noch gesucht. Im Team arbeiten die BildungsredakteurInnen und -kollegInnen Christian Füller, Anna Lehmann, Gordon Repinski, Martin Kaul sowie die taz-Kongress-MitarbeiterInnen Jana Volkmann und Gina Bucher. Was wir von Ihnen möchten, wäre dies: Ideen, Anregungen, Ratschläge – und vielleicht sogar eigene Veranstaltungsvorschläge. Und Namen! Nennen Sie uns jene Männer und Frauen aus der Bildungs- und Universitätsszene, die sie beim taz.lab gern näher kennenlernen und ihnen zuhören wollen. Alle Informationen und Anregungen
können Sie als Kommentar zu diesem Beitrag hinterlassen.

Wir freuen uns auf Sie, wir hoffen auf Ihr Kommen – der taz-Geburtstag als Zukunftsworkshop!

Nachtrag 13. Januar: In dem Text ist jetzt aktualisiert, dass die Veranstaltung am 24. April stattfindet, nicht am 17. April.

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https://blogs.taz.de/taz-lab-unser-naechster-kongress-2/

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