Die neue taz-Chefredakteurin Ines Pohl hat im Radio-Interview für die Sendung Zündfunk (Bayern 2) darüber gesprochen, wie die Seite 1 entsteht: “Ich war jetzt auch schon an ein paar Überschriften beteiligt. Die werden nicht erfunden, dass sich da einer hinsetzt und einen Geistesblitz kriegt dadurch, dass er vielleicht einen Joint geraucht hat oder fünf. Das ist tatsächlich wirklich harte Arbeit, so eine Überschrift zu kreieren. Aber ich sitze sehr entschieden so viel wie es geht mit an dem Produktionstisch. Klar, macht ja Spaß.”
Die Titelseiten entstehen im ersten Stock des Rudi-Dutschke-Hauses in dem Raum, in dem die Chefs vom Dienst sitzen. Die Titel sind in der Regel eine Gemeinschaftsproduktion, ein Brainstorming, bei dem die Leute im Raum sich die Ideen wie Bälle zuwerfen. Im Interview widerspricht Ines Pohl auch der These, dass die besonderen Auftritte auf der Seite 1 seltener geworden seien. Und tatsächlich ist in den Wochen seit ihrem Amtsantritt zu beobachten, dass es wieder mehr solcher Auftritte gibt (das hat auch Shrip’s Inn beobachtet). Im Interview verweist Ines Pohl zum Beispiel auf die taz des nächsten Tages – an jenem Freitag erschienen wir mit der Schlagzeile “Frisches Blut für die SPD”. Postitive Leserreaktionen gab es auch auf den Titel vom vergangenen Mittwoch. Die ganze Republik debattierte da über den Dienstwagen-Klau von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Die taz machte mit dem Untersuchungsausschuss zum Debakel bei der Hypo Real Estate auf. Schlagzeile: “850.000 Dienstwagen weg, und keiner regt sich auf” (PDF der Titelseite). Auf taz.de gibt es übrigens gerade auch eine Bildergalerie mit den 60 besten taz-Titeln aller Zeiten.
Außerdem geht es in dem Interview um ihre Bewerbungsgespräche mit den verschiedenen taz-Gremien, um die Zukunft der Auslandsberichterstattung in der taz und um ihren Einstand in der Redaktion.