Wie ist dieser Sommer in Istanbul?
Ich finde, eher ruhig und besonnen. Das hängt auf jeden Fall mit der Krise zusammen. Die Umsätze sind stark zurückgegangen, die Läden sind ziemlich leer, und man versucht Kundschaft zu ködern – womit? Mit allerlei faulen Tricks wie:“50 Prozent Ermäßigung!“ steht dick auf dem Schaufenster. Nur sind die Preise vorher kräftig angehoben worden. Ein Paar Schuhe, die in normalen Zeiten 150 Lira gekostet hätten, kosten jetzt 129 Lira, wobei auf der Etikette der Preis von 239 Lira durchgestrichen ist. Genauso faul der Trick, daß „das zweite Stück 50 Prozent billiger“ sei. Auch hier sind die Preise vorher kräftig hockgekurbelt worden. Dennoch: Es lebe die Kreditkarte? Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, die Leute haben wirklich kein Geld mehr. Nicht einmal für den Schuhputzer.
Aber ich glaube, sie haben immer noch die Hoffnung, daß sie Geld haben werden. Sie denken, daß das eine vorübergehende Erscheinung ist, diese Krise. Irgendwann, irgendwie werden sie Geld haben und sich all das Schöne leisten können.
Die Hoffnung ist das Entscheidende.
Was macht man, wenn man – vorübergehend, wie man glaubt – kein Geld hat und dennoch Istanbul genießen will?
Im Teegarten sitzen und lesen oder auf seinem Laptop herumspielen, schreiben, Musik hören wäre wohl die beste Alternative und hier seien zuletzt einige meiner Lieblingsteegärten aufgelistet:
– Moda: Mit Abstand die schönsten Teegärten, weil der Blick auf die hostorische Halbinsel mit Topkapi usw. fantastisch ist und der Platz groß, so daß man in Ruhe Stunden verbringen kann. Sehr schön auch Kemal“in Yeri etwas in Richtung Burun, Spitze.
– Fenerbahce Burnu: Auch auf der asiatischen Seite, aber blickt auf die Prinzeninseln. Hier hat man die Teegärten mit den großen Holzsesseln, die der Turing-Präsident Celik Gülersoy aufgestellt hatte, ausgedehnt. Sie sind sehr bequem und die Lage optimal. Nur ist es hier am Wochenende ziemlich voll.
– Hisar: Die Teegärten am Rumeli Hisari sind nach wie vor nett, aber die Straße führt ja direkt dort vorbei. Ich finde es hier deshalb zu hektisch.
– Inseln: Unter der Woche, nur noch! Der Sommer spült halb Istanbul an. Aber: Unter der Woche ist es auf Burgaz und in Heybeli am Iskele sehr schön.
– Bebek: Auch eine Legende. Das Kaffeehaus am Meer, neben der Moschee. Eher für Anwohner und die Studenten der Uni. Ich gehe nicht mehr dahin, weil der Weg zu lang ist.
– Beylerbeyi: Ganz wunderbar. Hier am Meer, am kleinen Fischerhafen am Iskele haben gleich zwei Ketten aufgemacht, Thimothy“s und Richard“s (heißt es so?). Auf jeden Fall ist es ganz nett, sauber und ruhig hier.
– Kanlica: Auch nur unter der Woche ist das große, alte Kaffeehaus direkt am Meer absolut wunderbar für stundenlangen Aufenthalt. Es gibt Tee im Semaver, und das ist wirklich gut. Das Beste: Weil hier eine kleine Landnase ist, taucht immer von links ein unerwartetes Schiff auf. Es gibt also viel zu gucken.
Übrigens:
Dieses Jahr träumt die Autorin von fernen Reisezielen, hat schöne Einladungen und berichtet, wenn sie wirklich diese Reisen unternehmen kann, u.a. von Kreta. Klopfen wir aufs Holz und vertreiben den bösen Blick.