WNL ist Katastrophen-TV Das gibt es wirklich nur in den Niederlanden. Wer einen öffentlich-rechtlichen TV-Sender haben will, braucht nur genügend Unterschriften zu sammeln und los gehts. Und zwar wird dann Sendezeit für Radio und TV zugeteilt – und eben auch Geld aus dem Staatshaushalt. Die Niederlande zählt auf diese Weise inzwischen 23 solcher Sender, die Regierung will diese Zahl irgendwie auf acht herunter bringen.
Der Telegraaf-Konzern (TMG) hat sich gleich zwei solcher Sender zugelegt – WNL (Wakker) und PowNed. Wobei PowNed wiederum der Telegraaf-Tochter Geenstijl (einem deftigen Blog mit lustig geschriebenen Texten – gegen alles was Links ist) zugeordnet ist.
Beide Sender sollten nun bei den öffentlich-rechtlichen Sendern gegen die traditionell eher linke Redaktionen gerichtet einen rechten Wind blasen – doch bei WNL klappt das nicht. Das liegt schon mal daran, dass die bei WNL eingestellten Leute nicht so viel Ahnung vom Fernsehmachen haben. Bsw. hat WNL das Frühstücksfersehen übernommen – es ist so ungefähr langweiligste Sendung die es seit Jahren in Hilversum gibt.
Das ist insofern erstaunlich als WNL mit Fons van Westerloo einen erfahrenen TV-Mann als Direktor hat, er war mal Chef von SBS 6 und später von RTL-Niederlande. Ansonsten aber sind bei WNL offensichtlich zu viele Leute, die allgemein gesehen Fachleute sind – aber eher von Zeitungen, Radio und Zeitschriften.
Heute morgen soll dann Telegraaf-Chefedakteur Sjuul Paradijs explodiert sein – schreibt die Website von PowNed, also dem Geenstijl-Ableger. Anlass soll die Wahl zum „Rechten Niederländer des Jahres“ gewesen sein, von der die Website von WNL berichtete. Aber, so PowNed, es sein noch viel mehr los. Es gäbe „Chaos bei Wakker Nederland“ . Seit einer Woche würden zwei Mitarbeiter des Telegraaf die WNL-Redakteure überprüfen – ein regelrechter Gesinnungs-TÜV. Wer nicht „Rechts“ genug sei, werde gefeuert. Klingt ein bisschen nach politischer Säuberung.
PowNed macht sich dann auch ziemlich über Paradijs lustig. Der werde wohl bald jeden Morgen im Frühstücksfernsehen sitzen und die Titelseite des Telegraaf vorlesen. Schon jetzt wirkt dieses WNL-Frühstücksfernsehen wie eine Reklame-Sendung für die größte Boulevard-Zeitung des Landes – was medienrechtlich gar nicht erlaubt ist.
Es ist sehr gut möglich, dass De Telegraaf seinen Ausflug in die öffentlich-rechtliche TV-Welt bald stoppt. Schliesslich sind die Kommerzsender SBS 6, Net 5 und Veronica von ProSiebenSat1 (wo TMG sechs Prozent Anteile hat!) zum Verkauf freigegeben. Und sollte TMG hier zum Zuge kommen, wird wohl das öffentlich-rechtliche Abenteuer vorbei sein.