von 21.09.2010

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Das derzeitige Ödland mit seinen Kerosin verseuchten Flächen, von manchen bereits euphorisch, ob der großen Weite, als Park bezeichnet, war bereits mehrfach Gegenstand von Expertenuntersuchungen. Zuletzt versuchten sich Landschaftsarchitekten und Stadtplaner an der etwa 320 ha Fläche.

Die Ergebnisse des weltweit ausgelobten Wettbewerbs wurden jetzt in einer Garage des ehemaligen Flughafens der Öffentlichkeit vorgestellt. Vielen Ausstellungsbesuchern stand das pure Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Einerseits offenbarte die Ausstellung eine selten erlebte Phantasie- und Orientierungslosigkeit der Landschaftsarchitektenwelt (am besten macht man etwas wenn man nichts macht), andererseits überraschte die Art und Weise der Wettbewerbspräsentation in einer schwer zu findenden Flughafengarage. Die Präsentationstechnik in schmalen Gängen erinnerte eher an eine Archivverwaltung, als an eine impulsgebende Ausstellungspräsentation für eine gewünschte Bürgerbeteiligung.

Der Laie staunte und die Fachleute wunderten sich. Im Grunde war bereits die Wettbewerbs-Ausschreibung so angelegt, dass die Natur in komplett ungestalteter Weise die Freiflächen erobern soll. Die Armut fördert eine potentielle natürliche Vegetation. Der Bürger und Besucher sollte sich daran gewöhnen, Berlin hat nicht das Geld, neue Grünräume klassischer Couleur zu bauen! Vielleicht zum Glück? Warum dann so ein Wettbewerb? Und dann noch mit solch einem Ergebnis? Man darf gespannt sein wie sich das in eine IGA 2017 umsetzen wird.

Uns fielen einige diskussionswürdige Arbeiten auf, die von der Jury nicht zur weiteren Beachtung vorgeschlagen wurden:

Hargreaves Associates LTD, London/ Franken Architekten, Frankfurt a.M. mit der Leitidee: Mit dem Entwurf wird ein „Prozess der Regenerierung, ein Recovery-System für Natur und urbane Erfahrungen“ eingeleitet. Das ehemalige Flughafenfeld wird als „Neuland“ verstanden, dass zum „Entdecken und Erforschen“ einlädt. Ein „anpassungsfähiges System aus ökologischen Korridoren, Biotopflächen und kurzwegigen Schleifen bilden einen „Rahmen“, in dem sich „eine neue Agri-städtische Umgebung sukzessiver Produktionszyklen entfalten“ kann. „Die angrenzenden Quartiere der Parklandschaft Tempelhof werden mit dem Park durch sich graduell verändernde Baukörper und Grünzonen, die den Kaltluftschneisen folgen, verwoben.“

PROAP, E STUDOS E PROJECTOS DE ARQUITECTURA PAISAGISTA, LDA, Joao Nunes, Lissabon mit der Leitidee: Die Verfasser beschäftigen sich mit der Neudefinition des Tempelhofer Feldes, dessen ursprüngliche Funktion überholt ist. Sie wollen Organisationsgrundregeln definieren und damit Entwicklungsmechanismen in Gang bringen.

citégaudi – organische architektur und gestaltung, Raimund Herms, Peter Voßwinkel, Bestwig, Berlin mit der Leitidee: „Aufbruch in die ökologische Stadt der Zukunft“ ist das Leitmotiv der vorliegenden Arbeit. Die Verfasser schlagen für das Areal einen „prozesshaften Verlauf auf Basis einer prinzipiellen ökologischen Stadtentwicklung unter Einbeziehung demokratischer Prozesse“ vor. Grundgedanke ist, dass „Städte als Ganzes nicht perfekt planbar sind“. Entsprechend zeigt die Wettbewerbsarbeit vornehmlich eine „prozessuale Vielfalt fragmentarisch“ auf. Unter „Energieoptimiertem Bauen“ verstehen die Verfasser eine ökologische Baukunst, die sowohl energie- als auch materialsparend ausgerichtet, menschenwürdig, kindgerecht ist und das „Einswerden von Mensch und Natur als Ganzes fördert“. Mit der Bewegung „Ecological Transition Town Movement“ liegen hierfür konkrete Handlungsansätze vor.



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