vonDetlef Guertler 10.03.2011

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Auf dem Umweg über turi2 auf eine ziemlich vernichtende Rezension des neuen Mercedes-Kundenmagazins gestoßen, in der es unter anderem heißt:

Der neue Dienstleister Condé Nast personifiziert dagegen die neuen Tertiär-Tugenden: viele Bilder, schöne Menschen, Wow-Klamotten, coole Illustrationen – das ist Botox für die Marke.

Tertiärtugenden waren mir neu. Die Debatte um Primär- und Sekundärtugenden hat meine Jugend begleitet. Ob es wirklich wichtig ist, die Haare zu schneiden, den Direktor zu grüßen oder das Hemd in die Hose zu stecken etcetera, und vor allem natürlich jene berühmte Beschimpfung Helmut Schmidts durch Oskar Lafontaine im Sommer 1982:

Helmut Schmidt spricht weiter von Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit. […] Das sind Sekundärtugenden. Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben.

Aber Tertiärtugenden stehen ja wohl mindestens noch eine Stufe drunter. Die vereinzelten Verwendungen dieses Begriffs ähneln dann auch eher Beschimpfungen. So wie kürzlich bei Marcus Hammerschmitt:

Der Weg von „Altkanzler“ Schmidt zum freiherrlichen Ohrfeigengesicht ist der von den deutschen Sekundär- zu den deutschen Tertiärtugenden: Prätention, Intriganz und Maulheldentum. Wenn der Haargel-Vertreter wegen der Doktorarbeit zurücktreten würde, hätte das allerdings auch etwas unnachahmlich deutsch Folgerichtiges: Aus falschen Gründen das Nichtige tun; dann der Welt ewig für den eigenen Bockmist gram sein – Tertiärtugend Nr.4. Und das Gesindel aus der Jungen Union, dem man die Macht in den Schoß geworfen hat, verkörpert sie alle vier perfekt.

Aber zumindest einen Trost gibt es für die Tertiärtugendbolde und deren Umwelt. Ihre Tugenden sind nämlich so unterirdisch, dass man damit nicht einmal ein KZ betreiben könnte.

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