Die Bilder von Dan Chung bleiben verblüffend, auch nach dem dritten Blick. Sie zeigen jugendliche Mongolen, allesamt im Look von Nazi Skins – kahle Schädel, Armeehosen, Springerstiefel, Eiserne Kreuze um den Hals. Und das ist kein Witz, das ist nicht die Abteilung „Postmodernes Theater“ – das ist, wenn man der Guardian-Journalistin Tania Branigan glauben mag, Alltag in Ulan Bator.
In einem Beitrag über die Nazi-Skin-Szene der Mongolei schreibt Branigan:
„Sie heben ihre rechten Hände an die schwarz-gekleidten Brustkörbe und salutieren ihrer Nation: „Sieg heil!“ Sie preisen Hitler’s Hingabe an ethnische Reinheit. Aber mit ihren hohen Wangenknochen, dunklen Augen und ihrer dunklen Haut, verkörpern sie schwerlich das arische Ideal des Dritten Reichs. Diese neue Ausformung des Nazismus hat eine eher unwahrscheinliche Heimstätten gefunden: die Mongolei.“
Ähnlich wie Nazi Skins in Deutschland oder anderswo auf der Welt (auch hierzu weißt der Guardian mehr – aus Taiwan, Chile und auch Israel) beschränkt sich der Nazismus auf wenige Grundpfeiler und, natürlich, auch Unwissen. Der Hauptfeind der mongolischen Nazi Skins ist China bzw. die Chinesen, von denen sich die mongolischen Nazis selbstverständlich bedroht fühlen. Ein 23-Jähriger der Gruppe „Weißes Hakenkreuz“ erklärt:
„Wir müssen als Nation sicherstellen, dass unser Blut rein bleibt. Es geht um unsere Unabhängigkeit. Wenn wir anfangen uns mit den Chinesen zu vermischen, werden sie uns schlucken. Die mongolische Gesellschaft ist nicht sonderlich reich. Die Ausländer kommen mit viel Geld und könnten uns unsere Frauen wegnehmen.“
Von Hitler haben die jungen Männer ähnlich wenig Ahnung: Er wird für seine Rassenpolitik und seine vermeintliche Stärke gelobt, der Zweite Weltkrieg und der Holocaust, naja, das war dann wohl nicht so toll. Dass die Nazis Mongolen unter den gefangenen Sowjet-Soldaten aussonderten und ermordeten, davon ist natürlich nicht die Rede. Und recht populären, nationalistischen sowie anti-chinesischen Hiphop der Gruppe „4 Züg“ gibt es dann ja auch noch – im Refrain heißt es hier tatsächlich über Chinesen „Erschießt, erschießt, erschießt sie alle“:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=wqCWLLIAZVI[/youtube]
So albern das alles klingen mag, sind diese Gruppen natürlich nicht ungefährlich. Für Chinesen, für nicht-Mongolen generell – und für alle, denen Rassenreinheit einen feuchten Kehrricht bedeutet.