vonEva C. Schweitzer 05.06.2009

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Junge, Junge, diese Piratenpartei, das scheint ja eine Galeere voller Sensibelchen zu sein. Da ruft man zu ihrer Wahl auf, und die meckern immer noch. Hoffentlich müssen die nicht mal ein echtes Schiff entern. Da würden die wahrscheinlich in Tränen ausbrechen, wenn der Klabautermann sie anruffelt.

Vielleicht kann sich einer der Herren verkannte Genies mal nützlich machen und mir kurz erklären, wie ich mein IMovie-Programm dazu bringe, Videos von meinem Blackberry einzulesen (und ja, ich habe Missing Sync). Dann brauche ich nicht zur Genius Bar in die Fifth Avenue zu dackeln, wo Horden von deutschen Touristen die Sicht auf das Empire State Building verstellen. Dafür würde ich mich bereit erklären, kostenfrei die Tipp- und Grammatikfehler aus euren Kommentaren zu entfernen.

Nun zu etwas vollkommen anderen:  SPIEGEL Online. Bei SPIEGEL Online läuft gerade eine Serie eines amerikanischen Historikers namens Peter Baldwin, der sein neues Buch in Deutschland verkaufen will und auf diesem Wege einen Verlag sucht. Baldwin will beweisen, dass Deutsche und Amerikaner entweder einander total ähnlich sind oder aber dass Amerikaner Europäern weit überlegen sind, so recht legt er sich nicht fest, vielmehr schlingert er zwischen den beiden Positionen hin und her wie Bart Simpson auf dem Skateboard, nur weniger elegant.

Interessant ist aber die Statistik, die er anwendet. Nun sind Statistik und Journalismus sowieso natürliche Feinde. Baldwin aber treibt es auf die Spitze, denn er vergleich Amerika immer mit dem einen einzelnen europäischen Land, das am besten seinen Punkt untermauert. Das geht ungefähr so: Ja, Amerika ist religiös, aber in Portugal gibt es mehr Katholiken. Ja, in Amerika müssen viele Menschen von Essenmarken leben, aber in Rumänien hungern viele Zigeuner. Ja, Amerika hat viele spritfressende Autos, aber auch in Deutschland fahren viele Mercedes. Und in Amerika schwenken alle die Nationalflagge, aber in Schweden hängt die an jeder Ikeafiliale (die schwedische. Oder hängt da schon die Piratenflagge?).

Eine faszinierende Methode, und noch besser, damit kann man alles beweisen. Zum Beispiel gibt es in Europa mehr Schwarze als in Amerika, man muss einfach nur Europa als ganzes mit Idaho vergleichen. Es gibt in Europa sogar mehr Indianer als in Amerika, wenn man Rhode Island zum Vergleich heranzieht. Und es gibt in Europa mehr dicke Menschen als in Amerika, wenn man Tonga mit Europa gleichsetzt. Und das geht, denn immerhin hat Tonga einen König, der in England und in der Schweiz studiert hat.

Ganz genial wird Baldwin, wenn er nachweist, dass es in Deutschland genausoviel religiöses Spinnertum gibt wie in den USA: Während in Amerika viele glauben, Gott habe die Erde in sechs Tagen erschaffen, die Dinosaurier habe es nie gegeben und die Knochen seien von Wissenschaftlern auf der Area 51 in der Wüste vergraben worden, glauben Deutsche, gentechnisch verändertes Essen sei ungesund. Wird der Mann eigentlich von Monsanto bezahlt? Wie auch immer, ganz generell sollte man keine Ernährungsratschläge von Leuten annehmen, die glauben, sie werden schlank, wenn sie Lebensmittelfett durch Cornsyrup ersetzen.

Immerhin, einen großen Unterschied verrät uns der Professor: In den USA, enthüllt er, gebe es eine große schwarze Unterschicht, die Nachkommen früherer Sklaven, denen es immer noch schlechter gehe als den Weißen, was Gesundheit, Geld und so fort angeht. Nee, echt! Das haben wir nicht gewusst! Und wir dachten immer, die vielen armen Schwarzen in den USA seien besonders braungebrannte Mexikaner. So lernt man doch noch was.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/the_nutty_professor/

aktuell auf taz.de

kommentare