vonHeiko Werning 02.03.2009

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Eines der gängigsten Urteile über die Bild-Zeitung ist ja, dass sie frei erfundenen Unsinn zu reißerischen Schlagzeilen verarbeitet. Damit das so bleibt, legt sie in regelmäßigen Abständen nach, eigentlich immer, wenn irgendwo auf der Welt irgendwas mit Schlangen ist, denn damit kann man als Drecksmedium halt immer ein paar Schauer bei den voraufgeklärten Massen auslösen. Dass das nicht nur irre ist, sondern auch verwerflich, muss ich hier wohl nicht weiter ausführen.

Besonders blöd ist der Bild-Bericht vom 20.2.2009 über eine angebliche 30 m lange Riesenschlange auf Borneo. Auch wenn Bild die Möglichkeit einer Fälschung immerhin erwähnt (es stammt in Wirklichkeit aus einem Photoshop-Contest), dürfte die Wirkung auf die Leserschaft klar sein: gruselgruselgrusel. Und ob das eine “Rechercheunlust” ist, wie Bildblog meint? Kaum. Vermutlich ist den lustigen Springer-Zynikern vollkommen klar, dass das alles Quatsch ist, aber das gibt halt keine Schlagzeile. Und Riesenschlangen werfen halt immer was ab, siehe oben. Und ich habe die ganzen Gestalten dann wieder am Hals, die mir erzählen, dass sie neulich noch gehört haben, dass … usw. usf.

Nervtötend.

P.S.: Wie kürzlich schon erwähnt: Die längste jemals gefundene Riesenschlange war 15 m lang – und ist vor 60 Millionen Jahren ausgestorben. Die längsten derzeit existierenden Schlangen dürften in raren Ausnahmefällen maximal Längen von 9-10 m erreichen. Viel mehr ist auch unter den aktuellen Klimaverhältnissen gar nicht möglich, da Reptilien wechselwarm sind und ihren Körper entsprechend mit Außenwärme auf Betriebstemperatur bringen müssen. Wenn aber durch den Klimawandel eines Tages doch mal erheblich größere Riesenschlangen durch die Wälder kriechen sollten, dann würde ich es sehr begrüßen, sie verschlängen den ein oder anderen Bild-Hansel.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/the_same_old_story/

aktuell auf taz.de

kommentare