vonElisabeth Wirth 21.01.2009

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Willkommen im neuen Jahr. Die ersten Tage des Jahres, welche mit Schnee gesegnet waren, habe ich noch in Berlin erlebt. Dann verschlug mich ein Auftrag für zwei Wochen nach NRW.

Am 05.01. ging es los. Weit von einer Zeit entfernt, die ich für gewöhnlich Morgen nenne. In den wenigen Stunden, die in jener Nacht Schlaf brachten, hatte es nachgeschneit. Weiß, so weit das Auge reichte. Jungfräulicher, unberührter Schnee. 5:45 Uhr buckelte ich meinen Koffer die drei Stockwerke runter. Die Straßen waren leer. Ich stapfte durch den Schnee, mein Koffer schleifte gefühlte 10 Kilo Schnee mit sich. So früh am Morgen, ein Zug  war zu bekommen, entschied ich mich, mir meinen Weg auf der Straße weiter zu bahnen. Die ersten wenigen Schneemobile waren unterwegs, die Männer von der BSR feixten, ob ich nicht so etwas wie ein Fahrservice bräuchte und gerne wäre ich hinten einfach aufgesprungen, um meinen Weg zum Hauptbahnhof fortzuführen. Das hätte mir Jannowitzbrücke die (wieder einmal gefühlten) 5000 Stufen von der U-Bahn zur S-Bahn erspart. Für gewöhnlich sind Treppen ja kein Problem. Nur wenn man einen viel zu großen und viel zu schweren Koffer zu tragen und nicht einen Tropfen Kaffee intus hat, gestalten sich derartige Aufgaben anders.

Bis zu diesem Zeitpunkt fragte ich mich, was all die anderen Menschen morgens um kurz nach sechs machen? Als ich dann plötzlich in einer proppe vollen S-Bahn stand, überkam mich die Frage, was für Jobs die Leute haben, dass sie so früh unterwegs sind? Und nun zur wichtigsten Frage, die sich daraus ergab, warum war die S-Bahn voll und die Straßen in Kreuzberg so leer? Antworten sind gerne erwünscht.

Endlich also am Hauptbahnhof, viele Menschen, viele Koffer, eine Ansage folgte der Nächsten und eine lange Schlange beim Bäcker. Es wäre wohl kaum jemandem eingefallen, keinen Kaffee zu ordern. Es sei denn, man ist ein richtig cooler 16 Jähriger, so mit Indiefrisur und Nietengürtel. Dem dürstete es dann doch nach heißer Schoki.

6:50 Uhr im richtigen Zug, Platz gefunden, erste Begegnung mit Jemandem, der eine Bahncard 100 sein Eigen nennen kann, fuhren wir der aufgehenden Sonne entgegen und durch ein Winterwunderland. Nach ein paar Tagen NRW kam mir die Erkenntnis, gepriesen sei Berlin.

Als ich übers Wochenende wieder nach Hause fuhr, überkam mich das warme Gefühl von gleich zu Hause sein, welches mir fast Tränen in die Augen trieb. (Da trieft der Kitsch!) Freitagabend wieder in Berlin zu sein hieß, mein eigenes Bett, wissen wo man lecker essen kann (sehr zu empfehlen der Vietnamese/Thailänder in der Friedelstraße, den ich da zum ersten Mal ausprobierte, weil die Kantina von Hugo bis auf den letzten Platz voll war), Berliner Luft, das Bullern meiner einzigen Gasheizung, die Gas frisst ohne Ende, Kreuzberg, vereiste Straßen, endlich E-Mails gucken, Freunde, Familie, bemerken, dass mein Telefon noch mehr spinnt als zuvor, Kanalspaziergang am Sonntag, nach einem reichhaltigen Ankerklausen-Frühstück. Auch wenn nach jenem Wochenende eine weitere, spannende Arbeitswoche in NRW wartete, Berlin ist und bleibt am Schönsten. Ja, der Schnee ist inzwischen gegangen, der Himmel nicht blau, die Wege voller kleiner, doch nerviger Steine gelegt und auch wenn es heißt: „…im Sommer tust du gut und im Winter tut´s weh.“ Es ist einfach schön wieder zu Hause zu sein. Bis das nächste Mal Fernweh aufkommt oder ein Auftrag mich an das andere Ende Deutschlands verschlägt.

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