1976 veröffentlichten „The Residents“ ein Album namens „Third Reich’n’Roll“ – es war die ultimative Ansammlung, ja Überhäufung an Naziklischees, vom Albumcover bis zu den, nunja, Liedern. Schon die AUfmachung der Platte, mit Hakenkreuzborde, der Darstellung des durch das die Musiksendung „American Bandstand“ bekannten, US-amerikanischen TV-Moderators Dick Clark samt Möhre und Swastika-Armbinde und vielen, kleinen Adolf Hitlers in Männer- wie Frauenkleidung, lässt wenig Zweifel an der zersetzenden Intention der „Residents“.
Da sich „Third Reich’n’Roll“ auf seine abstruse Weise mit faschistischer Ideologie befasst, waren auch die Gestaltung sowie die Photos im Nazi-Look gehalten und zeigten die „Residents“ mit immens großen Hakenkreuzkrägen – dafür noch Aufäpfel als Kopf.
Das Album besteht aus zwei Teilen, den Seiten der LP, die jeweils abgeschlossene Stücke bilden, die zwischen dem, was man heute „Bastard Pop“ und „Mix“ nennt, chargieren: „Swastikas on Parade„, der erste, 1974 aufgenommene Teil, sowie „Hitler Was A Vegetarian“ von 1975 vermischen ununterbrochen Zitate der Popkultur, von einer auf radebrechendem Deutsch eingeführten Version von „Let’s Twist Again“ bis zu „Sunshine of Your Love“, „Hey Jude“ und „Sympathy for the Devil“. Ein wilder Ritt durch Zeitgeist, Popkultur und Nazismus und fast ein Musikquiz, verweist „Third Reich’n’Roll“ musikalisch kaum noch auf das Dritte Reich, Hitler und das Hakenkreuz.
Im zugehörigen Video aber trommelen die in Ku-Klux-Klan-Uniformen gekleideten „Residents“ karibische Rhythmen zu Versatzstücken der Popmusik der 60er, bis ein undefinierbares Monster durch die Wand bricht, um dem Treiben mit einem MG ein Ende zu bereiten und musikalisch eher ruhigere, sphärischere Fahrwasser einzuläuten. Der dritte und letzte Teil des Videos parodiert dagegen die TV-Auftritte der Beat-Bands der 60er, die seichten Bühnenshows und simplen Koreographien – die Show findet gar unter den Augen des Pappkameraden Adolf Hitlers statt:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Ve0XrTiFiwo[/youtube]
Schön und tatsächlich abschließend in diesem semiotischen Verwirrspiel ist auch dieses Zitat von einem der „Residents“:
One critic has suggested that the Residents are jumping on the german rock bandwagon. „What?,“ exclaimed one Resident while three others started singing „God Bless America“. „Es eben ein rechspall von gut alt Amerikane Kennenweiss,“ he preached with a wink.
Dem ist nur eines hinzuzufügen: „Third Reich’n’Roll“ ist mit Sicherheit eines der radikalsten Alben der Popgeschichte – auf mindestens eine Weise.
(Danke, Moritz, für den Hinweis)