Der angry mermaid award, der Preis der wütenden Meer(jung?)frau für die schlimmste Klima-Lobby, in Kopenhagen ging gestern nicht an Shell und auch nicht an das American Petroleum Institute, sondern wurde von Naomi Klein der Weltfirma Monsanto zusammen mit dem „Runden Tisch für verantwortliche Soja“ zugesprochen. Für ihre Verdienste um den Missbrauch des Klimawandels zur Propagierung von gentechnisch veränderten Roundup-Ready-Soja-Monokulturen in Brasilien und Argentinien als „CO2-Senke“ und Quelle von zertifiziertem „Bio“-Sprit.
Seit Jahren baggern Monsanto und seine Freunde (die im Falle der „Responsible Soja“ Initiative sogar bis zum WWF gehen) an einem Mega-Projekt: Weil mit dem Total-Herbizid „Roundup“ riesige Ackerflächen mit dem Flugzeug „freigespritzt“ werden können und sich dadurch, zumindest für einige Jahre, das Pflügen dieser Äcker vermeiden läßt, soll der Anbau der gentechnisch veränderten Sojabohnen, die gegen Roudup resistent sind, seinen Betreibern Gelder aus dem „Clean Development Mechanism„, einer umstrittenen Form von CO2-Ablasszahlungen, zufließen. Schließlich werde durch die „pfluglose Bearbeitung“ Kohlenstoff im Boden gehalten und deshalb müsse den Landwirten eine Prämie dafür gezahlt werden, dass sie ihre Felder zu „Kohlenstoff-Senken“ machen. Ob und wie nachhaltig dabei tatsächlich zusätzlicher Kohlenstoff im Boden gespeichert wird, ist wissenschaftlich umstritten. Aber immerhin ist es gelungen, bei der FAO ein eigenes Zentrum für „Conservation Agriculture“ einzurichten, das offiziell jede Form von pflugloser Bearbeitung des Bodens unterstützt, faktisch aber vor allen Dingen die rund 80 Millionen Hektar Gentechnik-Kulturen in Argentinien, Brasilien, USA und Kanada als Erfolge feiert.Höchst sinnvolle Formen der Bodenkonservierung wie sie auch von Kleinbauern zunehmend betrieben werden, verkommen so unter dem grossen Begriff „Conservation Agriculture“ zum Zugpferd für industrielle Monokulturen.
Die langfristige Initiative von Monsanto, amerikanischen Soja-Baronen verfolgt neben den CDM-Subventionen noch ein zweites Ziel: Wenn ihnen selbst der WWF bestätigt, dass sie dafür keinen oder nur ein ganz klein Bisschen Regenwald zusätzlich abholzen, sollen die aus dieser Gentechnik-Soja und -Mais gewonnenen Kraftstoffe ein Gütesiegel bekommen, das diesen Sprit für ökologisch sauber erklärt. Win-win nennt man solche Konzepte und es geht auf die Dauer dabei tatsächlich um viele Milliarden.
Auf einen etwas vereinfachten Nenner gebracht: Monsanto möchte für seine Monokulturen, die den Regenwald direkt und v.a. indirekt vernichten helfen und ausschließlich der Sprit und Futtermittelherstellung, nicht der Ernährung, dienen, noch Ausgleichszahlungen kassieren, die eigentlich für arme Bauern in Entwicklungsländern gedacht sind, um ihnen die Anpassung an den Klimawandel zu ermöglichen. Das ist schon einen ganz besonderen Preis wert. Wir gratulieren.
Derweil macht auch das Kartellamts-Verfahren gegen Monsanto in den USA erste Fortschritte, aber das ist eine andere Geschichte.