vonEva C. Schweitzer 04.09.2009

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Es gibt Dinge, von denen man als Journalist glaubt, man würde sie niemals niederschreiben, etwa: Ich wurde von einem UFO entführt und in Nevada ausgesetzt, oder: Mein neuer Mac hat einen Systemabsturz, oder: Ich habe Westerwelle gewählt. Nun werde ich etwas schreiben, das ich bis vor kurzem für unmöglich gehalten habe: Ich bin auf einem Flughafen umgestiegen, der noch ätzender ist als Heathrow.

Tatsache, ich bin auf einem Flughafen umgestiegen, der noch ätzender ist als Heathrow, nämlich Charles de Gaulle in Paris. Nicht nur ist der Flughafen im Umbau begriffen, mit Brettern vernagelt und lässt einen völlig orientierungslos, man muss sich auch noch von mittelmäßig höflichen, nur französisch sprechenden Hilfskräften erklären lassen, wie man per Bus in ein anderes Terminal verschubt wird. Also, wenn Westerwelle Tegel offenhält, wähle ich Westerwelle.

Auch New York hat sich den Sommer über verändert. Das Hochhaus vor meinem Fenster ist beinahe fertig, erstaunlicherweise besteht die Fassade aus Spiegelglas, das aber nur spiegelt, wenn man von der Straße aus draufguckt. Von meinem Fenster aus ist das Glas dunkel. In dem früheren Ben&Jerry-Eisgeschäft an der Ecke ist nun noch ein Sandwich/Wrap/Empanada-Laden, und das Cafe auf unserem Dach hat zu. Was sich nicht verändert hat, ist die Baustelle bei Rudy’s im Hof, wo sich die Liberalen Trinker treffen, die gibt es immer noch. Seit, ich glaube, Februar. Schuld daran sei, erzählt mir der empörte Barmann, die Stadtverwaltung. Die habe die Baustelle stillgelegt und seit Monaten tue sich da nichts. Dafür hat sie im Battery Park ein holländisches Dorf aufbauen lassen. Für die Touristen. Ja, jeder hat so seine Prioritäten.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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