vonPeter Strack 12.05.2011

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 Seit ihrem zwoelften Lebensjahr beteiligt sich die Bolivianerin Filomena Churo Condori aktiv im Leben ihres Dorfes Muruq’umarqa im Norden von Potosí. Auf Deutsch uebersetzt heisst das in etwa “Steinige Gegend”. Nur dank Jahrhunderte langer  Traditionen werden in der auf ueber 3700Filomena Churo Condori: Erfolge der Aufforstung mit den Frauen ihrer Gemeinde Metern Hoehe im Andengebirge gelegenen Region noch um die 50 verschiedene Kartoffelsorten angebaut. Mit Baumpflanzungen haben die Frauen das Mikroklima verbessert und Erosion bekaempft.  So wird das Ueberleben der Gemeinden gesichert. Die Gemeinde von Filomena gehoert zum Ayllu Laymes. Die Ayllus sind eine althergebrachte Organisationform der Aymara und Quechua-Gemeinden, doch waren fast verschwunden. Erst mit der Wiederbelebung indigenen Selbstbewusstseins und dem erfolgreichen Einsatz der Bauerngemeinden fuer Beteiligung im politischen Leben, erlangten auch die Ayllus in Bolivien wieder  groessere Bedeutung.  Als die ersten Huete wie der von Filomena im Jahr 2001 im bolivianischen Parlament auftauchten, war das noch eine Sensation. Es war zugleich ein Zeichen der Hoffnung auf eine Gesellschaft ohne Diskriminierung gegenueber der indigenen Bevoelkerungsmehrheit.

In den Ayllus gibt es Aemterrotation zwischen den Familien. Als es die Churo Condoris traf, wurde jedoch nicht wie ueblich der Vater Gemeindeoberhaupt, der anderweitig zu beschaeftigt war, und auch nicht der Bruder Orlando, der in der Stadt an der Universitaet studierte, sondern Filomena.In diesem Amt hat sie fuer sich und fuer die Frauen grosse Anerkennung erworben. Bei den letzten Kommunalwahlen wurde sie in den Gemeinderat von Uncía gewaehlt, dem neben der Bergwerksstatt selbst vier laendliche Regionen unterstehen. “Politik ist ein schmutziges Geschaeft”, sagt sie heute ein wenig enttaeuscht von den Schwierigkeiten, etwas fuer ihre Gemeinden zu erreichen. Gerade in der Foerderung der landwirtschaftlichen Produktion gibt es grossen Bedarf: Landmangel ist auch die Ursache fuer einen lange Zeit gewalttaetigen Konflikt mit Nachbarayllus. Enttaeuscht ist sie aber auch von den Taktierereien und von den Anfeindungen, die sie im Gemeinderat als Indígena und als Frau erleben musste.

Blusen mit und ohne gewebter Borduere

Ihre in einem von terre des hommes gefoerderten Projekt selbst genaehte Bluse hat sie mit traditionellen Motiven ergaenzt. “Heute ist das vielleicht Mode”, raeumt sie ein, weil der aus einer Aymaragemeinde des Hochlandes stammende Evo Morales Praesident von Bolivien sei, “aber schon morgen koennen sie mich deswegen kritisieren.” Noch vertrauen viele in den indigenen Gemeinden nicht darauf, dass der politische Wandel der letzten Jahre von Dauer ist. Trotzdem haelt Filomena daran fest. Auch ihr Hutband hat sie selbst gewebt. Die ueblichen weissen und durch die intensive Nutzung haeufig etwas schaebigen Schulkittel bekommen in ihrer Gemeinde deshalb jetzt gewebte indianische Motive aufgesetzt. Auch Maenner im Dorf beteiligen sich bei der Anfertigung der  Kleider, manche allerdings mehr, weil sie sich ein zusaetzliches Einkommen erhoffen. Der Praesident als Trendsetter: Muetze mit Hubschrauber Ohnehin ist nicht alles traditionell: Seit Praesident Evo Morales, dessen Regierung in der Region massiv in Strassen-, Bruecken- und Haeuserbau investiert, zu irgendeiner der vielen Einweihungen mit dem Hubschrauber angereist ist, sind diese modernen Transportgeraete  zu einem beliebten Motiv in der traditionellen Webkunst geworden, berichtet Filomena. Und leuchten so in den fuer die Gemeinden typischen salatgruenen und gelben Farben neben dem Kondor, dem Fuchs, dem Alpaca oder auch mal einem Elefanten, dessen Abbild in irgendeiner Zeitschrift den Weg in den Ayllu gefunden hat.

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