vonDetlef Guertler 24.04.2011

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Habe mich gerade ein wenig durch die „Zusammenfassung“ (pdf) des Hauptgutachtens 2011 des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) gezappt, obwohl ich sonst sofort weglese, wenn irgendwo als Autor die Professoren Schellnhuber oder Rahmstorf auftauchen, deren mit Leidensmine formulierter Apokalyptizismus mir schwer verdaulich und ebenso suspekt ist.

Diesmal sind sie sogar beide dabei, und diesmal meinen sie es ernst. „Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“ ist eine verkopfte, technokratische Anleitung zum globalen Systemwechsel. Die gesamte Sprache des nur gut zwei Dutzend Seiten starken Konvoluts stieß mir so unangenehm auf, dass allein der Gedanke, diese Menschen könnten jemals etwas zu entscheiden haben, mir Gänsehaut macht. Im Glauben an ihre eigene Unfehlbarkeit und in ihrer Geringschätzung demokratischer Entscheidungsprozesse ähneln die WBGU-Beiräte zum Verwechseln jenen Technokraten in Chemie-, Energie-, Agrar- oder Finanzindustrie, die uns die Abgründe von Seveso, Tschernobyl oder Lehman eingebrockt haben.

Aber vermutlich sollte man die WBGU-Leute und ihresgleichen nicht Technokraten nennen – schließlich ist dieser Begriff Teil ihres Feindbildes und sie würden im Brustton der Überzeugung (den sie ja ohnehin besonders gut beherrschen) dieses Etikett von sich weisen. Deshalb schlage ich vor, sie Transformaten zu nennen: nach jenem Wort, das sie nicht nur im Titel ihres Textes führen, sondern auf diesen paar Seiten auch mehr als 200 Mal verwenden, inklusive des Adjektivs transformativ. Dicht dahinter folgen in der Wörterzählung Klima und Energie (je 190 Mal), und dann global (133), Gesellschaft (121), nachhaltig (98), System (73) und Ambition (64). Der Mensch hingegen findet sich nur 29 Mal im Dokument, die Demokratie sogar nur 11 Mal – und die Hoffnung sucht man vergeblich.

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