Die sechs Herren im Berliner taz cafe räsonieren über ihre Jugend. 22 waren sie damals, hatten gerade ein paar Semester studiert und empfanden die Monate nach dem Deutschen Herbst 1977 als nur noch trostlos und bleiern.
Einen letzten Versuch wollten sie damals wagen, schrieben ein Flugblatt über das Abhauen aus den Verhältnissen, zitierten die Bremer Stadtmusikanten („etwas besseres als den Tod werden wir überall finden“) und trafen die Szene mitten ins Herz. Während sich die Verfasser des Flugblatts (gezeichnet mit Goscinny, Paris) noch in Schweden erholten, entstand zu Hause die Welle.
Tausende fühlten sich als Stadtmusikanten, eilten nach Westberlin. Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre dachte laut über eine Reise von Paris nach Tunix nach, der Pfarrer einer evangelischen Gemeinde half, die TU Berlin für das Treffen „mit Sartre“ zu mieten. Der Hotelier allerdings, bei dem die Organisatoren Zimmer für die französischen Gäste gemietet hatte, blieb auf den Zimmern sitzen. Die Philosophen aus dem Nachbarland (ohne Sartre angereist) zogen wie die in Massen angerückten Landeier den Schlafsack in einer Berliner WG vor. Frau Prokop fehlte allerdings.
Auf die Frage nach den Folgen des Tunix waren die Herren, heute erfolgreich in ihrem Beruf, am Sonntagabend zurückhaltend. Bewegte Bilder vom Aufbruch gibt es nur wenige, Mythen in ihrer Wahrnehmung auch nicht. Dabei gab es – mindestens für die etwas jüngeren – einen unschätzbaren Erfolg.
Politik nach Tunix durfte und konnte (wieder?) Spaß machen. Ein Wert an sich und ein Rezept für produktiven Aufruhr. Ein Erlebnis haben die Tausenden mitgenommen: Tunix heißt der Strand.