vonDetlef Guertler 24.02.2009

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Stehe mit Christian Ankowitsch vor der Wand, an der alle Seiten des gerade in Produktion befindlichen GDI-Impuls-Heftes (Erscheinungstermin 18. März, Titelthema Mobilität, mehr wird noch nicht verraten) hängen. “Wie kommt der X denn da rein?”, fragt Ankowitsch und zeigt auf einen Autoren-Namen. “Langjähriger Freund des Hauses”, antworte ich, “ganz im Gegensatz zum Y.” – “Der Y ist Feind?” – “Das nun nicht gerade. Sagen wir eher: Unfreund.”

Normalerweise sagen wir das nicht. Sprache ist vielfältig in den Extremen, bei heiss und kalt, gut und böse, Freund und Feind – aber nachlässig bei den Mittelwerten. Zwischen heiss und kalt gibt es immerhin lau, warm und kühl, zwischen gut und böse wird`s schon schwieriger und zwischen Freund und Feind gibt`s allenfalls neutral, aber oft nicht mal das, denn wer nicht für mich ist, ist gegen mich.

Aber, immerhin, in der Oeconomischen Enzyklopädie von Johann Georg Krünitz von anno irgendwann taucht der Unfreund auf, im 195. von 242 Bänden, und auch in angemessener Beschreibung:

Unfreund, der Gegensatz von Freund, ein glimpflicher oder zarterer Ausdruck für das härtere Feind; es kommt im gewöhnlichen Leben, und hier am öftersten in der Mehrzahl vor. So sagt man zwei Personen sind Unfreunde geworden, wenn sie sich entzweiet haben. Es ist hier ein Mittelwort zwischen Freundschaft und Feindschaft; denn man kann sich erzürnen, böse auf einander seyn, einen Groll zu einander hegen, aber deshalb sich nicht anfeinden, erbittert gegen einander seyn; denn dieses setzt schon einen hohen Grad der Feindschaft voraus, eine bittere Beleidigung, die Einer dem Andern angethan hat, wo eine Aussöhnung schwerer zu erreichen ist. Bei der Unfreundschaft kommt man sich gegenseitig bald wieder entgegen, bietet man sich bald wieder die Hand zur Versöhnung, weil die Beleidigung nur leicht, weniger fühlbar war, vielleicht nur in einem Streite bestand, der die Trennung ohne Ueberlegung des einen oder des andern Theils bewirkte, und wenn die Hitze sich gelegt hat, so sieht man sein Unrecht ein, und nähert sich wieder einander.

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