Die Aktion des britisch-niederländischen Konsum-Riesen Unilever erweckt Aufsehen. In den kommenden zwei Monaten sollen 100 Mitarbeiter aus der Marketing-Abteilung bei Kunden einziehen! 24 Stunden lang sollen sie schauen, was und wie die Familien so konsumieren. „Mit dem Programm Close2Consumer wollen wir Antworten auf Fragen bekommen, die wir uns noch selbst nie gestellt haben“, sagte Gaby Vreeken (Vice-President Marketing Benelux) dem Algemeen Dagblad. „Was fällt uns in den Familien auf? Wir hoffen, so auf eine andere Art und Weise auf den Verbraucher zu schauen.“
Peter Ter Kurve, der neue Chef von Unilever Benelux, machte bei einer marokkanischen Familie in Rotterdam überraschende Erfahrungen. „Die Kinder liefen in teurer Markenkleidung herum, aber die Mutter kaufte keine A-Marken ein.“ Hintergrund: Unilever (Umsatz 2008 40,4 Milliarden Euro) sieht sich in einigen Ländern damit konfrontiert, dass die Supermärkte mit eigenen Hausmarken den Unilever-Marken zusetzen. Zudem ist laut Financial Times Deutschland die Gewinnmarge mit 12,4 Prozent niedriger als bei den Konkurrenten Procter&Gamble (14,5) und Nestle (16,4). Also will man sich was einfallen lassen.
Auf der Website des Fachblattes „Adformatie“ wird von Lesern spekuliert, dass die meisten Marketiers bei Unilever total anders als die Kunden seien – nämlich noch ziemlich jung, kinderlos und hoch ausgebildet. Unilever wird bei der Aktion vom Büro Beautiful Lives in Hilversum unterstützt. Wöchentlich sollen die Teilnehmer minimal 20 digitale Fotos von ihrem täglichen Leben einschicken.