vonDetlef Guertler 15.12.2009

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Im einzigen ernstzunehmenden spanischsprachigen Wirtschaftsmedium burbuja.info einen wunderbaren Beitrag gefunden, der einen einzigartigen spanischen Beitrag zur ökonomischen Theorie und Praxis beschreibt, nämlich den Unmarkt. In meiner vielleicht etwas holprigen auszugsweisen Übersetzung:

Der Unmarkt ist etwas völlig anderes als der Markt: Er ist ein Mechanismus, um Reichtum durch den Untausch von Gütern zu schaffen und zu erhalten. In einem Unmarkt gibt es Unkäufer und Unverkäufer. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, Unpreise festzulegen, bei denen sich Güter nicht verkaufen. Die Unkäufer wären zwar gerne Käufer, bräuchten dafür allerdings einen Kredit, den sie von den Banken natürlich nicht bekommen. Sollte doch einmal ein Unkäufer einen Kredit erhalten und es schaffen, zum Unpreis etwas zu kaufen, wird der Unverkäufer erschüttert feststellen, dass er sein Gut schlecht verkauft hat. Die übrigen Unverkäufer werden daraufhin sofort ihre Unpreise erhöhen, um einen weiteren Schlechtverkauf zu vermeiden. Diese Erhöhung der Unpreise führt automatisch zur Steigerung des Vermögens der Unverkäufer und damit zu steigendem Wohlstand des gesamten Landes. Die auf dem Unmarkt fixierten Unpreise ermöglichen damit ein kontinuierlich steigendes BIP, ein Finanzsystem, das auch mitten in der Weltfinanzkrise Gewinne produziert, und eine Volkswirtschaft, die schon bald die unseres gesamten Sonnensystems überholt haben wird.

Der Schöpfer dieser Unmarkt-Theorie, der burbuja-User Sylar, meint, dass Spanien dafür einen kollektiven Ökonomie-Nobelpreis verdient hat. Ich würde da widersprechen: Die Unmarkt-Praxis, die Spanien und insbesondere seine Banken seit mindestens drei Jahren anwenden, ist nicht wirklich neu, da sie so ähnlich bereits von den japanischen Banken nach dem Platzen der dortigen Immobilienblase im Jahr 1990 angewendet wurde. Neu ist hingegen die Einführung dieses Prinzips in die ökonomische Theorie. Und dieses Verdienst gebührt natürlich Sylar selbst.

Disclaimer: Ich bin u.a. Chefredaktor der Zeitschrift GDI Impuls, deren gerade erschienene Ausgabe sich in der Cover-Strecke mit Un-Wörtern beschäftigt: “Unfriend, unstore, unbranding – Der Boom der englischen Vorsilbe «un» kündigt einen Paradigmenwechsel in Wirtschaft und Gesellschaft an.” Mein Versuch, hier neue Un-Wörter zu prägen, könnte damit zusammenhängen.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/unmarkt/

aktuell auf taz.de

kommentare