L. Posada Carriles. F: AP. Dieser alte Mann hat Jahrzehnte damit verbracht, gegen linke Regierungen quer durch Lateinamerika zu kämpfen. Er hat Waffengeschäfte abgewickelt. Er hat versucht, Fidel Castro zu ermorden. Er ist Hauptverdächtiger eines Flugzeugattentates, bei dem 73 Menschen ums Leben kamen. Und er hat damit geprahlt, Bombenattentate in Hotels in Havanna organisiert zu haben, bei denen 1997 ein italienischer Tourist ums Leben kam (in der –>New York Times ).
Aber für das Schwurgericht in der texanischen Stadt El Paso ist Luis Posada Carriles unschuldig. In der Rekordzeit von weniger als drei Stunden sprachen die sieben Geschworene ihn am Freitag frei (–> El Paso Times ). Dabei votierten sie in sämtlichen elf Anklagepunkten einstimmg. Anschliessend verliessen sie das Gericht durch eine Seitentür. Mit ReporterInnen, die wissen wollten, wie ihr überraschendes Urteil zustande kam, sprach keineR von ihnen.
Der gebürtige Kubaner Posada Carriles ist heute 83. In den lateinamerikanischen Ländern, in denen er sein Unwesen getrieben hat, gilt er als “Terrorist”. Kuba und Venezuela verlangen seine Auslieferung, um ihn vor Gericht zu stellen. Mit der Begründung, er würde dort möglicherweise gefoltert, hat die US-Justiz das abgelehnt.
In den USA hat Posada Carriles für den Staat gearbeitet: 1961 als Soldat bei der gescheiterten Invasion in der Schweinbucht. Und bis 1976 als Agent des Geheimdienstes CIA. Dort hat er auch den Umgang mit Sprengstoff gelernt.
Anstatt wegen Kapitalverbrechen war er in Texas wegen Kleinigkeiten angeklagt: Lüge, Meineid und Behinderung von US-Behörden:. Nach einer Flucht aus einem Gefängnis in Panama war er im Jahr 2005 ohne Papiere in die USA gekommen und hatte es versäumt, die Einwanderungsbehörden über seine Verwicklung in Attentate und Mordkomplotts zu informieren.
Posada Carriles Anwälte nennen ihn einen “Helden”. Exil-Kubaner in Miami, in Florida, wo er einst Geld für den bewaffneten Kampf gesammelt hat und wohin er nach seinem Freispruch zurück gehen will, wollen ihn mit einem Fest empfangen. José Hernandez, Präsident der “Cuban American National Foundation” sagt im –> Miami Herald : “dieser Prozeß-Zirkus hat uns in die Vergangenheit zurück gebracht. Heute wählen die Kubaner – in Kuba und hier – andere, nicht gewalttätige, Wege um gegen das Regime zu kämpfen. Das ist das Positive an diesem Ganzen.”