“Hast du mein Wort schon geschrieben?”, fragt mich Lucie gerade, als ich ein ganz anderes Wort hier eintragen wollte (siehe nächsten Eintrag). “Welches Wort”, frage ich, völlig un-schuldbewusst. “Na, märchen”, sagt Lucie. So wie Märchen, nur als Verb. “Ach das”, antworte ich, “das gefällt mir nicht. Das klingt nicht gut: Ich märche, du märchst und so weiter, und man braucht es eigentlich auch nicht, weil meistens noch genannt werden sollte, was mit dem Märchen so passieren soll. Es ist ja doch ein Unterschied, ob du mich bittest, dir ein Märchen vorzulesen, dir ein Märchen zu erzählen, oder mir ein Märchen auszudenken.”
“Na gut.” Lucie gibt tatsächlich klein bei. Aber nicht lange. “Hast du denn mein Wort von letzter Woche überhaupt aufgeschrieben?” – “Von letzter Woche?” -“Ja. Als wir beim Chiropraktiker waren. Ich wegen Osgoid Schlatter, und du wegen deiner Schulter.” – “Ach, ich erinnere mich wieder. Auf der Rechnung stand Schulter-Arm-Syndrom, und dann hast du gesagt, meine Schulter sei doch nicht syndromatisch.” Ich konsultiere Google, und muss leider feststellen: syndromatisch gibt es schon hundertfach. “Tja, wird nix mit dem neuen Wort, Lucie”, sage ich. Aber das lässt sich Lucie nicht bieten. “Ich habe gesagt, deine Schulter ist unsyndromatisch. Kuck mal, ob es das gibt.” Ich kucke: kein einziger Treffer. “Gewonnen, Lucie – das Wort nehme ich.”