Die zweijährige Eritreerin Feiroz Yohannes wird gerade von ihrer Mutter in Kairo zurückgelassen. Eines von vielen kleinen tragischen Einzelschicksalen afrikanischer Flüchtlinge, die sich fern vom Rampenlicht, irgendwo im Schatten abspielen, dort wo sie keine Schlagzeilen machen .
Der Schatten, das ist in diesem Fall der Flughafen von Kairo. Dort sitzt die Mutter von Feiroz, die Eritreerin Awat Gebru Haile im Moment und wartet auf ihre Deportation. Sie ist ein vom UN-Flüchtlingswerk UNHCR offiziell anerkannter Flüchtling und läuft dort unter der Nummer 3601/2007. Trotzdem wollen die ägyptischen Behörden sie ausweisen. Voraussichtlich wird sie um Mitternacht in den Egypt Air Flug nach Asmara gesetzt.
Sie weigert sich ihre Tochter mitzunehmen. Sie will nicht,dass ihre Tochter dort mit ihr im Gefängnis landet. „Wenn es keine Hoffnung für mich gibt, dann vielleicht wenigstens für meine Tochter“, sagt sie weinend am Telefon. Die Kleine ist jetzt in der Obhut von Freunden in Kairo.
Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat alle Länder explizit dazu aufgefordert, keine Flüchtlinge aus Eritrea zwangsweise zurückzuschicken, selbst wenn sie keinen anerkannten Flüchtlingsstatus haben.
„Unter keinen Umständen sollten Eritreer zurück in ihre Heimat geschickt werden, wo mit ziemlicher Sicherheit Gefängnis und Folter auf sie wartet, aus dem einfachen Grund, weil sie aus dem Land geflohen sind.“ Georgette Gagnon, Direktorin der Afrika –Abteilung von Human Rights Watch
Awat Gebru Haile war am 22. November letzten Jahres in Kairo festgenommen worden. Ihr wurde vorgeworfen, Geld von Verwandten aus Israel überwiesen bekommen zu haben. Obwohl der Staatsanwalt am 1. Dezember ihre Freilassung anordnete, wurde sie weiter unter Haft gehalten. Ein in Ägypten durchaus übliche Praxis.
Es wird vermutet, dass sich die ägyptische Behörden von ihr Informationen über Schmuggelringe und Fluchtwege erhofft hatten. Einer ihrer Verwandten ist einer von mindestens 13.000 Afrikanern, die in den letzten zweieinhalb Jahren erfolgreich über Ägypten nach Israel geflohen sind und Awat sollte wahrscheinlich erzählen, wie das gelungen ist. Laut UNHCR befinden sich dort derzeit 8500 eritreische und 5000 bis 6000 sudanesische Flüchtlinge.
Die Route via Ägypten nach Israel wurde in den letzten fünf Jahren populär, wenngleich sie buchstäblich „lebensgefährlich“ ist. Es wird geschätzt, dass in den letzten fünf Jahren 30.000 Afrikaner versucht haben, diesen Fluchtweg zu nehmen. Die meisten stammen aus Eritrea, dem Südsudan und Darfur.
Im Juli 2007 wurde an der Grenze zu Israel erstmals ein Flüchtling von der ägyptischen Grenzpolizei erschossen. (Für die Rolle, die Israel dabei spielt, siehe die israelische Organisation „Hotline for Migrant Workers“).
Seitdem gibt es dort, laut Heba Morayes von Human Rights Watch in Kairo, 74 bestätigte Fälle in denen unbewaffnete Afrikaner bei dem Versuch die Grenze nach Israel zu überqueren, erschossen wurden. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich weit höher. Erst vor kurzem forderten die Einwohner des Grenzortes Rafah die Regierung auf, ein Stück Land bereit zustellen, der als Friedhof für unbekannte afrikanische Flüchtlinge dienen soll. Die Nichtmuslime sollen nicht auf dem muslimischen Friedhof von Rafah begraben werden.
Ägypten ist weltweit wahrscheinlich das einzige Land, dass auf Flüchtlinge schießt, wenn sie versuchen, das Land verlassen.
Wer wegen des Falles der Eritreerin Awat Gebru Haile nachfragen will. Hier ein paar Telefonnummern von ägyptischen Botschaften:
Ägyptische Botschaft in Berlin
Stauffenbergstr. 6-7
10785 Berlin
Tel. 030 477 54 70
Fax 030 477 10 49
Ägyptische Botschaft in Wien
Hohe Warte 52 ـ 54
1190 Wien
Tel: (+431 ) 3708104
Fax: (+431 ) 370810427