Im Hamburg hat das „Netzwerk Recherche“ seinen diesjährigen Preis der „Verschlossenen Auster“ an den Bundesverband deutscher Banken (BdB) verliehen. Der Geschäftsführer des Bankenverbandes, Manfred Weber reiste persönlich an die Alster, um den Journalistenpreis für die mangelhafte Informationsarbeit seines Verbandes entgegen zu nehmen.
Weber gab sich nicht defensiv. Sein Verband habe sich – bei allen Kommunikationsfehlern der Banken in der Vergangenheit – immer um eine ordentliche Informationsarbeit bemüht. Und zum zentralen Vorwurf des Preislaudators Rudolf Hickel, die von den Banken betriebene Deregulierung sei schuld am Desaster, wehrte er sich sogar vehement. Hickel, Wirtschaftsprofessor aus Bremen, hatte argumentiert, der Bankenverband habe „massiven Lobbyeinfluss auf die Deregulierung der Finanzmärkte genommen, die zu einer schweren und folgenreichen Krise des Bankensystems geführt hat“.
Versagt habe in der Regulierungsfrage nicht der Bankenverband sondern die Politik. Sie habe bei der Regulierung geschlafen. „Wer hat die Landesbanken denn nach Dublin gehen lassen, wer hat hier in der Aufsicht versagt?“ Das seien doch die Landesregierungen und die Sparkassenvertreter in den Gremien der Landesbanken gewesen Er selbst habe schon im Jahr 2000 eine europäische Aufsicht für die Banken gefordert, dabei aber in Berlin und Brüssel auf Granit gebissen.
Die Mängel der deutschen Aufsicht könne man auch nicht dem Verband anlasten. Seit dem Zusammenschluss in der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der alleinigen Finanzierung durch die Anbieter 2002 habe die Behörde 700 Stellen zugebaut. Vorher sei eine solche Aufstockung immer an der knauserigen Politik gescheitert.
Qualitativ gebe es allerdings schon noch Wünsche. „ Sie finden mit A11 eben kein Personal . das die komplexen Risikomodelle einer Bank durchschaut“, so Weber. Aber auch hier habe sich der Bankenverband seit langem für eine bessere Bezahlung eingesetzt, sei damit aber an der Politik und am öffentlichen Dienstrecht gescheitert.
Zuletzt versuchte Weber noch mit dem Gerücht aufzuräumen, Bankiers seien besonders gierig. Banken seien keine Einzelhändler, die Eigenkapitalrendite keine Umsatzrendite und vor Steuern und nach Steuern sei zu unterscheiden Außerdem habe Werner Wenning, der Chef von Bayer, kürzlich vorgerechnet, dass im verarbeitenden Gewerbe von 1995 bis 2007 im Schnitt vor Steuern Eigenkapitalrenditen von 32 Prozent erreicht worden seien, im Jahr 2007 sogar 37 Prozent.
Frau Prokop hätte gern noch gehört, was denn Herr Weber zum Thema Steueroasen und zu den Gehältern und Boni der Bankiers, besonders zu dem 100 Millionen Euro Handschlag für Gerhard Bruckermann, den letzten Chef der selbstständigen Depfa, zu sagen gehabt hätte. Aber da hätte ich sie enttäuschen müssen. Die Zeit war schon rum.
Die Zahlen von Werner Wenning stammen aus einem Interview mit der „Welt“ Anfang Mai: http://www.welt.de/wirtschaft/article3720226/Bayer-Chef-Wenning-setzt-auf-kuerzere-Arbeitzeiten.html