vonSchröder & Kalender 07.06.2008

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Der Bär flattert in nordöstlicher Richtung.

Impressionen nach unserer Lesung in Mainz:

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Schröders Erinnerungen an Heimbs-Kaffee: Bei Lorenz und Bogo sollte ich aber nicht gestalten, sondern streuen, und zwar Anzeigen mit dem Slogan: »Heimbs-Kaffee – aerotherm geröstet – edel und bekömmlich.« Zwei alte Herren betrieben eine Rösterei in Braunschweig und hatten persönlich dieses bombastisch klingende ›Aerotherm-Verfahren‹ erfunden, was ja nichts weiter heißt als ›Heißluft‹. Aber die Brüder waren davon überzeugt und behaupteten, daß ihre Bohnen für Magen-, Darm- und Gallenkranke besonders bekömmlich seien. Auf ihrem Credo errichteten sie eine Kaffeekirche mit einer Gefolgschaft von Zehntausenden Kaffeetanten und verfügten über eine vierzigbändige Zuschriftensammlung, die alle bestätigten: »Seit ich Heimbs-Kaffee in Bad Salzuflen kennengelernt habe, sind meine Gallenbeschwerden wie weggeblasen.« Denn der große Feind, ja der Tod des Kaffeehandels heißt ›Gallenbeschwerden‹. Kreislaufschwierigkeiten sind nicht so geschäftsschädigend, wer darunter leidet, trinkt koffeinfreien. Die Herren Heimbs hatten sich mit ihrer angeblich gallenverträglichen Sorte eine unschlagbare Marktposition in den zirka hundert deutschen Bädern erkämpft, jahrzehntelang bleuten sie den Kurgästen ein, daß sie diese säurefreie, weil heißluftgeröstete Brühe zu trinken hätten, und die gaben es in der Feedback-Schleife zurück. Folglich bestand ihre Werbung bis dato lediglich aus Kaffeetassenuntersetzern, Blechschildern und Textanzeigen in Kurzeitungen: »Seit Jahren mußte ich wegen meines empfindlichen Magens auf Kaffee verzichten. Dann empfahl mir eine befreundete Dame Ihren Heimbs-Kaffee, und nun kann ich diesem Genuß wieder voll zusprechen. Ihre dankbare Kundin W. D. aus B.« Jetzt aber sollte überregional geworben sowie eine große Kampagne in Kurzeitschriften gestartet werden. Die Gestaltung ihrer Anzeigen überließen die zwei alten Kerle aber nicht etwa der Agentur, sondern verlangten kategorisch, daß im oberen Drittel der seitenhohen Streifenanzeigen ihre Köpfe zu prangen hätten, im Doppelprofil wie Adenauer und Erhard, edel stilisierte Mumienbildnisse. Der Grafiker Schwarz, mit dem Entwurf beauftragt, schrie gepeinigt auf, der Künstler in Bogo sträubte sich ebenfalls. Lorenz aber machte alles, was seine Kunden wollten. So wurden die Brüder Heimbs zu den eigentlichen Erfindern der Darboven-Werbung, in der zehn Jahre später der gichtbrüchige hamburgische Prinzipal aus dem Fernseher krächzte: »Mein Name is’ Daaboven, und mein Kaffä is’ der bestä.«

(BK / JS)

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