„Obama kastriert US-Banken“, schreibt die FTD. Was zwar noch nicht passiert ist, aber in der Tat angedroht wurde. „Obama will US-Banken kastrieren“, wäre also richtiger, aber auch nicht wirklich Erfolg versprechender – gerade die Testosteronbomber von Wall Street werden sich mit aller Macht (und da haben sie noch ganz schön viel übrig) gegen eine Enteierung wehren.
Vielleicht wäre es also besser, ein anderes Verb zu verwenden. Zum Beispiel „volckern“. Denn nach dem Ex-Notenbankpräsident Paul Volcker, 82, soll das Kastrationsgesetz „Volcker rule“ genannt werden. Der alte Herr hat mit seinen Plänen, die nach einem Jahr Zögern jetzt von Obama übernommen wurden, so ziemlich das gesamte Finanz-Establishment gegen sich, aber so ziemlich die gesamte Finanz-Vernunft für sich.
Auch den von mir sehr geschätzten Wolfgang Münchau, der in der FTD die Dimension dessen erahnen lässt, was uns mit dem Volckern noch bevorstehen könnte:
Der aktuellen Debatte über die Finanzregulierung liegt jene wesentliche Frage zugrunde, die kürzlich Paul Volcker, der frühere amerikanische Notenbankpräsident, gestellt hat. Sie lautet: Wie wichtig ist ein moderner Finanzsektor für die reale Wirtschaft? … Paul Volcker hat diese Frage nicht nur gestellt, sondern gleich auch beantwortet. Die Finanzinnovationen des letzten Vierteljahrhunderts, so behauptete er, hätten keinen sozialen und ökonomischen Gewinn gebracht – mit einer Ausnahme: dem Geldautomaten. … Wenn er richtigliegt, dann haben wir so ziemlich alles falsch gemacht, was man in der Reform von Regulierung und Aufsicht falsch machen kann: Wir hätten den Finanzsektor global auf ein Minimum einstampfen müssen.
Volckern wäre damit so etwas wie eine Kombination aus Kastration und Amputation – aber nach allen Regeln der chirurgischen Kunst. Das, so scheint mir, steht jetzt auf der Tagesordnung. „If these folks want a fight, it`s a fight I`m ready to have“, sagte Obama gestern. Wenn er Erfolg haben soll, wird er sehr, sehr viel Hilfe brauchen.