7 Sterne
Heinz, liiert mit Beate, ist selbständiger Klempner und der
perfekte Handwerker. Es gibt keinen Küchenmaschine, die
er nicht reparieren kann, er legt sich unter jedes Auto
und in seiner Wohnung kann man vom Fußboden essen.
Für seine kleinen Dienste verlangt er eine angemessene
Bezahlung. In der Nachbarschaft akzeptiert er auch eine gute
Flasche Schnaps.
Heinz steht auf Metaxa und zwar ausschließlich auf Metaxa.
Diese Tatsache hat sich nicht überlall herumgesprochen.
Auf seinem Küchenschrank fällt sofort eine Batterie
unterschiedlichster Flaschenformen und Schnapsarten auf, Backe an Backe.
Die Flaschen verstauben auf dem Schrank, da er nur eine Sorte trinkt, Metaxa.
„Alles andere schlägt mir auf den Magen, bekommt mir nicht, aber
Metaxa ist wie Medizin.“
Im Schrank, nicht für alle sichtbar, reihen sich seine Metaxaflaschen,
Metaxa 3, Metaxa 5 und eine Flasche Metaxa 7.
Die Zahlen stehen für die Anzahl der kleinen goldenen Sterne, die auf dem
Etikett der Flaschen aufgedruckt sind.
Von allen Metaxatypen bevorzugt Heinz die Krönung, Metaxa 7,
geschmacklich die beste und auch preislich die teuerste Flasche.
Wahrend der Reparatur eines defekten Gegenstandes
wirft Heinz beiläufig Metaxa 7 in die Diskussion und oft
machen ihm die Nachbarn die Freude und schenken die
richtige Flasche.
Zu seinem vierzigsten Geburtstag hat Heinz einige Freunde
zum Italiener in seiner Straße eingeladen. Nach langer Planung
beschränkt er sich auf zwölf Gäste. Einladen bedeutet ja auch,
die gesamte Rechnung bezahlen und deshalb tüfftelt
Heinz an der Teilnehmerliste mehrere Wochen, bevor er den großen
Tisch bei Toni bestellt. Die Runde besteht aus Nachbarn, Arbeitskollegen
und einem verwandten Pärchen. Heinz ist als sehr hilfsbereit
bekannt, aber auch als etwas knauserig. Seinen Geburtstag
feiert er nur alle zehn Jahre.
Ich bin einer der eingeladenen Nachbarn und handwerklich eine Null.
Mein Geschenk ist eine Flasche Metaxa 7, eingewickelt in feinstes
Goldpapier und mit einer großen roten Schleife verziert.
Toni, der Italiener serviert ein einfaches Drei – Gänge – Menu, das
allen schmeckt.
Beate ermuntert Heinz sofort nach dem Dessert, das eine
oder andere Geschenk zu öffnen.
„Wir können ja das Geschenk auspacken, das wie ein Flasche aussieht,
mal sehen, was für einen Marke das ist.“
Heinz greift nach meinem Geschenk und entfernt das Papier.
Er strahlt. Ihm lächelt eine Flasche mit sieben Sternen entgegen.
„Das ist aber ein schönes Geschenk, der Metaxa mit 7 Sternen.“
Die versammelte Geburtstagsrunde nickt zustimmend.
„Toni, bring doch bitte 12 Gläser, den wollen wir gleich einmal
probieren.“
Der Besitzer des Restaurants verzieht keine Miene, geht hinter die Theke und
bringt zwölf große Cognacschwenker. Ihm wäre es lieber gewesen,
Heinz hätte den Cognac aus seinem Getränkeangebot bestellt.
„Jetzt muss jeder ran, heute darf und muss jeder. Diesmal
gibt es die große Portion.“
Heinz wedelt mit der goldbraunen Flasche.
Er ärgerte sich immer über die Art, wie Toni den Schnaps
in seinem Lokal einschenkte. Toni hob immer das Glas in die Höhe und
und kontrollierte den Ei – Strich. Toni muss schon lange
im Geschäft gewesen sein. Ihm gelang es immer genau den Ei – Strich zu treffen.
Alle bekommen ein Glas und warten, bis Heinz
mit dem Ausschank am Ende der Runde angekommen ist.
Mir gegenüber sitzt ein Mann, ein Dachdeckermeister mit einer
außergewöhnlich großen Nase. Er greift als erster zum Glas, steckt
sein Gesicht in die Öffnung und strahlt.
„Das ist was ganz besonderes. Metaxa mit sieben Sternen.“
Der Dachdecker und Heinz schenken sich jeweils die größte
Portion ein, doppelt soviel wie die anderen.
Das Anstoßen der Gläser in der Runde beansprucht mehrere Minuten
und ist endlich geschafft. Die Gläser klingen unterschiedlich und
die Stimmung ist bestens.
Alle schauen auf Heinz.
„Ja, dann mal Prost.“
Heinz und der Dachdecker kippen als erste die komplette Glasfüllung hinunter.
Dann ist es plötzlich ganz still am Tisch.
Der Dachdeckermeister steckt seine riesige Nase noch einmal in das leere
Glas, zieht sie wieder heraus und steckt sie noch einmal rein.
„Das ist aber ein komischer Metaxa, Heinz. Wer hat dir denn den geschenkt?
Alle Augen sind auf mich gerichtet.
Heinz und Beate tauschen ihre Gläser.
„Heinz, das riecht nach Tee.“
„Das riecht nicht nur, das ist Tee, das ist Tee, echter guter Bünting – Tee,
aus Ostfriesland. Die machen den Besten. Noch einmal herzlichen
Glückwunsch Heinz.“
Ich hebe mein Glas, schaue Heinz tief in die Augen und trinke.
Toni ist begeistert. Er schenkt jedem, der möchte, einen Grappa ein.
Nur Heinz nicht, der bekommt einen Metaxa, mit 7 Sternen. Auf Haus.