Will ein Unternehmen auf sich aufmerksam machen, stiftet es einen oder mehrere Preise, so auch Vodafone. Das britische Telekommunikationsunternehmen setzte im letzten Jahr 50,3 Milliarden Euro um, in Deutschland allein 9,4 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuer beträgt 3,67 Milliarden Euro. Die Preise der Vodafone- Stiftung gehen in diesem Jahr an besonders leistungsfähige Lehrer, insgesamt werden siebenundzwanzig Lehrer ausgezeichnet. Der Hauptpreis in einer Höhe von 5000 Euro erhält eine Realschullehrerin, die ihre Schüler animierte, aus Sperrmüll Musikinstrumente zu basteln. Die Stiftung des Milliardenunternehmens Vodafone lobt Lehrerpreise im Gesamtwert von
23 000 Euro aus. Sicherlich ist eine der Intentionen, die Preise im Schulbereich zu vergeben, Lehrer und Schüler zu animieren, die Produkte des Unternehmens Vodafone zu kaufen oder näher an das Unternehmen zu binden.
Zur Erinnerung: Im Jahr 2002 kaufte Vodafone die Firma Mannesmann. Klaus Esser, der Verhandlungspartner von Mannesmann, bekam für seinen Deal mit Vodafone allein 30 Millionen Euro. Dieser Vorgang richtete allgemein den Fokus auf die Gier der Managergehälter, deren Praktiken in der Öffentlichkeit negativ beurteilt wurden. Öl ins Feuer goss der Vorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, in dem dieser, mit gespreizten Mittel- und Zeigefinger, demonstrativ und mit strahlendem Lächeln, das Siegeszeichen während des Prozesses gegen Klaus Esser vor laufenden Kameras zeigte. Esser gewann schließlich den Prozess und konnte somit seine 30 Millionen Euro Gewinn behalten.
Schaut man sich auch vor diesem Hintergrund den Gewinn Vodafone’s in Deutschlands mit 3,67 Milliarden Euro an und vergleicht damit den Betrag des Preisgeldes von 23 000 Euro, so kann man ins Grübeln kommen.
1 Milliarde Euro, in Zahlen 1 000 000 000 (9 Nullen) sind 1000 Millionen Euro.
3,67 Milliarden Euro sind 3 670 Millionen Euro, in Zahlen 3 670 000 000 Euro.
Teilt man den Betrag des Gesamtpreisgeldes von 23 000 Euro durch 27 prämierte Lehrer so erhält jede Schule 851,8 Euro. Mit diesem Betrag kann die prämierte Schule ein kleines Fenster aus Holz (Kiefer, Farbe, weiß endbehandelt), Höhe 75 cm, Breite 31cm, inklusive 19 % Mehrwertsteuer kaufen und einbauen lassen. Mit dem Betrag von 851,8 Euro kann der Lehrer auch etwa 400 mittelgroße Radiergummis kaufen oder 600 Buntstifte, 800 Blatt A2 Zeichenpapierkarton, 80 Tuschkästen, 237 Rosshaarpinsel, 425 Tuben Alleskleber (kleine Tube), 80 Geometriedreiecke (Hypotenuse 16 cm), 338 farbige Tafelkreiden.
Mit dem Gewinn von 3 670 000 000 Euro kann die deutsche Vorstandsetage plus Eigentümer, angenommen, es sind zehn Personen, 734 000 Flaschen Rotwein der Marke Petrus, Jahrgang 1999 kaufen, die Flasche für 500 Euro, pro Person immerhin 73 400 Flaschen. Jedes Vorstandsmitglied könnte bei 73 400 Flaschen jeden Tag 201,09 Flaschen Petrus trinken, wohlgemerkt, die Flasche jeweils zum Preis von 500 Euro. Trinkt ein Vorstandsmitglied jeden Tag nur 1 Flasche für 500 Euro, so könnte diese Vorstandsperson 201 Jahre lang jeden Tag eine Flasche für 500 Euro trinken. Zum Wohl!
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Lieber mal nachrechnen was VODAFONE den deutschen Schülern per Handy aus der Tasche zieht.
Stiftung ist Stiftung und Unternehmen ist Unternehmen.
Das Unternehmen erwirtschaftet Gewinne in Deutschland. Das ist und bleibt die Voraussetzung für sichere Arbeitsplätze und Investitionen in das Unternehmen und den Standort. Seit 2000 wurden rund 20 Milliarden Euro in Deutschland in Technik und Netz, Patente und Entwicklungen und Lizenzen investiert.
Die Vodafone Stiftung ist eigenständig. Ein Beirat, in dem fünf von sechs Mitgliedern externe Experten sind, die keinen Bezug zum Unternehmen haben, beschliesst das Programm und die Freigabe der Mittel. Jährlich stehen so 6 Millionen Euro für Projekte zur Verfügung. Dazu gehört das Straßenkinderprojekt offroad-kids ebenso wie die Kinderschmerzambulanz in Datteln oder der Wiederaufbau der Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Sie alle zusammen bilden das Portfolio dessen, wo sich die Vodafone Stiftung engagiert.
Beim „Deutschen Lehrerpreis“ der Stiftung standen und stehen Anerkennung und Wertschätzung im Mitttelpunkt. Wertschätzung auf Preisgelder zu reduzieren, ist eine zumindest sehr einseitige Betrachtung.
Thomas Ellerbeck, Vodafone Deutschland