
Der 86 jährige Historiker Giorgio Galli gilt als einer der renommiertesten Politologen Italiens. Er nutzt die Schriften des 1975 durch immer noch ungeklärten Umständen ermordeten Schriftstellers und Filmemachers Pier Paolo Pasolini, um deren Aktualität und Anwendungsmöglichkeit zu zeigen. Schon Anfang der 70er Jahre erkennt Pasolini den Weg der italienischen Gesellschaft in Richtung Neoliberalismus und totalem Konsum. Galli schreibt einen eigenen Kommentar auf der Basis der Pasolinitexte mit dem Titel „Hypothese der Veränderung“. Er sieht vor allem zwei gesellschaftliche Gruppen, die eine Veränderung der verkrusteten Situation bewirken können, und fordert daher einen Demokratisierungsprozess der „Big Player“, gekoppelt mit der Forderung an die Kaste der Intellektuellen (ja, hier vor allem der Journalisten) eindeutig mehr Unabhängigkeit und Engagement zu zeigen.

Giorgio Galli (links), mit einem interessierten Zuhörer Anfang Januar in Italien.
Gallis Einlassungen sind im Hinblick auf die Wahl in Griechenland hochaktuell.
Als JournalistIn in Italien Unabhängigkeit praktizieren kann lebensgefährlich werden. Eine mit der deutschen Pressefreiheit vergleichbare gibt es in Italien nicht. Zusätzlich zum Aufzeigen der Anwendungsmöglichkeiten von Pasolinis Schriften hat Giorgio Galli dem Buch hoffentlich einen Leitfaden zum Überleben bei deren Anwendung beigefügt.