Post
Zurück von einer Reise bedanke ich mich bei meiner Nachbarin, hole meinen Topf Basilikum ab und übergebe ihr eine Zitrone von meinem Baum in Portugal, eine Dose Anchovis und zwei Knoblauch Knollen.
Den vorgesehen portugiesischen Käse kann ich ihr nicht überreichen, da er beim Transport beschädigt wurde.
Ganz oben auf dem Briefhaufen liegt eine Abholschein für ein Päckchen, das eigentlich bei meiner Nachbarin abgegeben werden sollte, wie alle Pakete, aber bei der DHL gibt es Auslieferer, die aus verschiedenen Gründen bei Abwesenheit sofort einen Abholschein in den Briefkasten werfen.
Am nächsten Tag radle ich 200 Meter zu meiner neuen kleinen Post, über deren Existenz ich sehr glücklich bin. Es ist ein Kiosk mit einer Poststelle. Kein warten in einer langen Schlange, der Mann hinterm Schalter hat alles im Griff.
Er schaut meinen Abholzettel an.
„Das Päckchen liegt nicht bei mir, das ist nicht meine Adresse.“
Ich schaue auf den Absender. Hauptstrasse 68.
„Ja, das ist ziemlich weit weg, da können Sie nicht hinlaufen.“
„Und warum ist das so, frage ich. Warum kommt das Päckchen nicht wie immer zu Ihnen.“
„Das weiß ich nicht, aber ich denke, der Bote kann Sie nicht leiden.“
„Ich kenne die Person doch gar nicht,“ murmel ich und steige auf mein Fahrrad. Nach einer viertel Stunde erreiche ich die Poststelle, auf der mein Päckchen liegt. Ich frage nach dem Postboten, der mir diesen langen Weg beschert hat, die Anwort ist ein Achselzucken.
Zu Hause öffne ich das Päckchen. Es ist von einer Person aus München, die ich nicht kenne. Drinnen liegt ein Katalog einer Ausstellung meiner Arbeiten vor 20 Jahren, mit einer bitte, den Katalog zu signieren und wieder nach München zurück zu schicken. Beigefügt ist ein ABriefmarkenbon mit einem Postwert von 4,95 Euro. So viel kostet das Porto für die Rücksendung. Zu meiner Überraschung ist der Katalog bereits irgendwann von mir signiert worden. Es war also gar nicht notwendig, ihn mir zu schicken. Kurios. Ich lege zwei weitere Kataloge von anderen Ausstellungen dazu, klebe den Briefmarkenbon von 4,95 außen drauf und radle zu meiner freundlichen Poststelle.
„Das Päckchen kann ich so nicht annehmen. Die Wertmarke von 4,95 ist hier bei mir nicht gültig.“
„Aber der Absender aus München hat genau diese Wertmarke mir beigelegt, damit ich keine Extraportokosten zahlen muss.“
„Diese Marke, die Sie aus München haben und drauf geklebt haben, gilt nur im Postamt in München, nicht hier.“
„Wie soll ich das verstehen, sorry, kann mir einer das erklären?“
„Sie müssen bei mir eine Wertmarke über 4,95 kaufen, dann schicke ich das Päckchen ab?“
„Wirklich?“
„Ja, wirklich, sonst kommt es wieder zurück.“
Inzwischen stehen 5 Leute hinter mir in der Schlange. Ich gebe auf.