In der letzten Woche habe ich an drei hintereinander liegenden Tagen jeweils mehr oder wenig irritierende Erfahrungen im Gastronomiebereich erlebt. Es war nicht das erste Mal. Die konzentrierte Häufigkeit in einer Reihe ermuntert mich, meine aktuelle Erfahrung näher zu erläutern.
Im Sommer trinke ich gern einen Martini secco. Es gibt drei Varianten Martini. Rosso, Bianco und Secco, auch dry, offizell auch Extra dry, also trocken genannt. Den Trockenen möchte ich haben, mit einem Schnitzer Zitrone und einer grünen Olive, für mich die klassische italienische Variante und auch Orientierung für mich, denn die Italiener haben dieses Getränk erfunden.
Wenn man die Bestellung nicht genau formuliert, kann es sein, dass statt einem trockenen Martini ein Bianco kommt, der süßlich schmeckt und in keiner Weise den trockenen Extra dry Martini ersetzen kann.
Der Bianco kommt meistens dort, wo man den Extra dry nicht kennt und ihn anstelle des Extra dry dem Gast serviert in der Hoffnung, dieser merkt den Unterschied nicht. Oder er kommt dort, wo die Flasche Extra dry nicht vorrätig ist, da Martini Rosso und Bianco geläufiger sind und beide gewöhnlich auf der Getränkekarte stehen.
Es kann aber auch sein und passiert häufiger, jedenfalls auch mir, dass bei der Bestellung eines Martini Extry dry ein Cocktail auf dem Tisch steht, da Cocktails sehr beliebt geworden sind. Auch mein jeweils deutlich ausgesprochener Wunsch, einen schlichten Martini, Extra dry zu bekommen wird sehr häufig als Auftrag verstanden, einen Martini Cocktail zu bringen. Er besteht aus 60 ml Gin nd 20 ml Martini extra dry, natürlich mit einer grünen Olive und Zitronenschnitzer. Aber heute möchte ich keinen Cocktail trinken.
Dieser auch gern als James Bond Martini bezeichnete Cocktail wird der Doppelagent unter den Cocktails genannt. James Bond bestellt ihn im Film im Shaker (geschüttelt). Fachleute sagen, man sollte ihn gerührt servieren, da sich das Aroma des Martini dann besser entfaltet. Martini ist der italienische Markename, der sich seit 150 Jahren durchgesetzt hat. Es handelt sich hier um die Variante eines Vermouths.
Wermut, im Französischen und Englischen Vermouth, ist ein mit Gewürzen und Kräutern aromatisierter und aufgespriteter Wein mit einem vorgeschriebenen Alkoholgehalt zwischen 14,5 und 21,9 Volumenprozent Alkohol und unterschiedlich hohem Zuckergehalt. Perfekt serviert, was selten vor kommt,
habe ich dann ein eisgekühltes Glas vor mir, sehr gern einen Kelch. Der Martini muss aus dem Kühlschrank kommen, er wird ohne Eiswürfel serviert. Dazu traditionell eine Olive und einen Schnitzer Zitrone.
Das Glas spielt eine Rolle, allerdings eine untergeordnete. Nicht jedes Glas eignet sich, das werden gerade Weinkenner wissen. So hat man mir kürzlich ein Peroni Bier gereicht und dazu ein Glas gestellt, auf dem über die ganze Fläche der Schriftzug Coca Cola gedruckt war. Das Glas ging zurück. Man kann das als Marotte oder Pingeligkeit ansehen. Der Wirt hatte mich in diesem Fall sofort verstanden und ein für Bier entsprechendes Glas eingetauscht. Marotte? Snobismus? Mitnichten. Sowie man nicht mit den Händen ißt, sondern mit Messer und Gabeln, haben sich weitere kulturelle Aneignungen entwickelt, die Sinn machen. Auch beim Essen.
Der Martini pur, nicht als Cocktail, ist mein Starter beim Essen. Dann gern Spaghetti aglia e olio, eine Mahlzeit, die aus wenigen Zutaten besteht, allerdings sollte man diese kennen. Spaghetti, leicht angedünstete Knoblauchscheibchen, Petersilie, Öl, Salz, Pfefferoni. Am angebotenen geriebenen Parmesankäse erkennt man den Italiener. Der würde zu Spaghetti aglia e olio niemals Parmesan auf den Tisch stellen. In Deutschland haben sich einige, meist nicht sehr gute Italiener,
dem deutschen Geschmack angepasst und servieren zu allen Nudelgerichten Parmesan. Auch bei Fisch und Meeresfrüchten, was für Italiener eines absolutes NO go! Ist.
Es kommt selten vor, passiert jedoch hin und wieder, dass der für mich richtiger Martini serviert wird und anschließend echte, italienische Spaghetti aglia e olio. Ein Tag für gute Laune.
So bitte nicht: