vonErnst Volland 10.07.2024

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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Klaus Volland, Kleine neue Welten: Limericks (Juli 2024)

Ich vollendete gerade einen Kirschkuchen,

da hörte ich einen Hirsch huchen:
„Huch, das gleiche köstliche Backwerk

schuf meine Mutter einst auf Neuwerk!

Darf ich mal versuchen?“

 

Irgendwo im Ausland
fiel er ermattet in den Lausand
und schlief dort weltentschwunden
mehr als tausend Stunden,
als plötzlich vor ihm ein riesengroßer Pfau stand.

 

„Dieser furchtbare Axolotl

mit seinem ewigen Gelotl!“

„Gelotl?“
„Das mexikanische Gejodel.

Gefällt nur dem Idiotl.“

 

Früher verließ er das Haus nicht kusslos.

Heute verlässt er es grußlos.
Früher gab es keine Stummheit,
heute waltet hier die Stumpfheit.

Heute ist er mutlos.

 

Ich hätte gern ein Tischlein-deck-dich,
dann wäre ich mit dem Essen stets rasch fertig.

Außerdem hätte ich gern ein Fischlein-fang-dich,

dann nicht mehr so lange angelte ich.
Und außerdem hätte ich gern ein Fräulein-neck-mich!

 

„Petter, du wirst ja immer fetter!“,
sagte ich zu meinem Vetter.
„Was soll ich denn machen?
Es gibt zu viele leckere Sachen!
Aber sei doch auch mal ein bisschen netter!“

 

„Es gibt da weder einen Sinnzusammenhang

noch einen Zinnzusammenhang.“
„Das ist purer Unsinn!“,
sagte die Kundin.

„Ich sehe da eher einen Zinkzusammenhang!“

 

Gewandet nur in einen Tanga,
trat sie näher an den Tanger.
„Da vorn“, sprach sie, „liegt Tangermünde,
da hinten Tangerhütte.
und irgendwo hier liegt ganz bestimmt auch Tanger!“

 

Neulich trank Fritzchen Pitralon,

und nach zehn Minuten schon
ging es los zur Notaufnahme.
Dort jammerte die Falschsaufdame;

„Nicht schon wieder Pitralon!“

 

Gestern startete Ralf mit seinem Rennrad
zu einer Tour hinauf zum Ararat.
Doch an der Grenze von Armenien
hieß es: „Das schafft der Arme nie!“
Und bald schon waren Ralf und seine Reifen platt.

 

Neulich öffnete ich eine Tüte,
um hinein zu tun dort Elektrolyte.
Doch ein widerspenstiges Elektrolyt, das wollte nicht

und trollte sich.
„Kommt gar nicht in die Tüte!“

 

Gestern war ich im Altenheim
und kam mit ein paar frischen Falten heim.

Danach war ich im Kindergarten
und kam heraus mit neuen Fingerarten.
Ich entschied mich für das Altenheim.

 

Diesmal verband der Tiger seinen Riesensprung

mit einem kleinen Seitensprung.
Die Tigerin bekam das spitz
und biss ihm einen tiefen Ritz.

„Dafür gibt es keine Entschuldigung!“

 

Titus Ambrosius Manicus
und Titus Ambrosius Panicus
sprachen über dies und das,
u.a. über Quiche und Kwas,
vor allem aber über Pippa-Appolonias Sahnekuss.

 

Neulich sagte die Gouvernante:

„Du kriegst’s gleich mit der Kante!“

Ich sagte: „Krieg ich nicht,
du hast es mit der Gicht!“
Sie blies sich auf wie’n Elefante!

 

„Wo willst du denn hin?“
„Nach Dunedin.“
„Was? Das liegt doch in Neuseeland!“
„Egal! Hauptsache ein Teeland.“
„Ich bleibe hier, ich bin doch nicht Sven Hedin!“

 

Neulich traf ich Helmut.
Er trug einen Mehlhut.
„Bist du jetzt Bäcker?“
„Na klar, und mein Brot ist lecker!

Meinen alle – außer Helmtrud.“

 

Neulich stieg ich auf den Chimborazo,

und wen treffe ich? Picasso,
den Sechstausendsassa,
Freiheitskämpfer, Francohasser.
Gerade fing er ein Alpaka mit dem Lasso.

 

Geh immer geradeaus,
dann bist du irgendwann wieder zu Haus
auf dieser runden Erde.
Ganz ohne Pferde,
nicht ohne Staus und auch nicht ohne Schmaus.

 

Wieder stand das Hottehü
am Eingang von der Avenue,

und es raste ohne Zweifel
bis hin zu dem Turm von Eiffel,

sagte die Police nur „Oui!“

 

Neulich traf ich Marianne.
In der Hand hielt sie eine Weihnachtstanne.

Ich fragte sie: „Mit wem feierst du?“
Sie sagte: „Mit Karl und unserem Karibu.
Mit einem Rentier und einem Renntier, Anne!“

 

Heiter tanzten sie in den Vierlanden

unter farbenfrohen Girlanden.
Nur einer tanzte aus der Reihe,
ein melancholischer Malaie.
Warum konnte er nicht bei ihr landen?

 

Neulich sahen wir Supermann.
Er flog uns von Südwesten an
und flog dann weiter nach Nordosten.
Dort bezog er auf einem Wolkenkratzer Posten.

Später flog er in die Wupper dann.

 

Und wenn ich siebzig werde,
will ich nicht sinken in die Erde.
Ich will ruhen in dem Meer
wie ein alter schwarzer Seebär
und dann in den Himmel fliegen wie die jungen weißen Pferde.

 

Früher trug er einen Gürtel.
Gelegentlich genehmigte er sich ein Viertel.

Heute trägt er Hosenträger
und trinkt am liebsten Dosen-Jever.
Der beste Saufkumpan im Viertel!

 

Lassen wir es doch im Garten wachsen
und dann einfach warten, Jackson!
Wenn das wilde Riesenunkraut
in Windeseile Haus und Garten umbaut,
wimmelt es hier bald überall von Dachsen und von Lachsen!

 

Vier himmlisch schöne junge Frauen

streiften durch des Flusses linde Auen.

Da sagten zwei alte Männer
(alte Kater, große Kenner):

„Ach könnten wir doch noch einmal mehr als nur miauen!“

 

„Ich geh jetzt dahin, wo mein Gerd ruht“,

sagt die alte Gertrud.
„Er war und bleibt mein Schatz,
nah bei ihm, da ist mein Platz!

An seiner andren Seite schon das Pferd ruht.“

 

Wo ist nur der Sahnekuchen?
Wie lange noch soll ich auf diesem Kahne suchen?

Wo ist das Versteck?
Im Unterdeck? Im Oberdeck?
Nie mehr werde ich eine Kreuzfahrt buchen!

Auf dem einen Fläschchen stand „ink“,

auf dem anderen stand „drink“.
Sie verwechselte die Fläschchen
und endete dann als Äschchen.

So etwas passiert, ist man zu flink!

 

„Schrecklich!“, rief die Schleiereule,
„wo sind unsere Eier, Schläule?
Vorhin lagen sie noch im Nest,
jetzt sind sie weg, ganz ohne Rest!“

„Erwartest du von mir, dass ich jetzt heule?“

 

Während ihres Besuches bei der Löwenente

sagte die erschrockene Möwenente:
„Lieg doch nicht immer nur herum,

sondern flieg auch einmal herum!“

„Möwi, dazu fehlt mir eine Komponente!“

 

„Jetzt zeig ich diesem Affenbiest,

was Paffen ist!“
„Ein Gorilla will nicht rauchen,

sondern nur im Bedarfsfall fauchen.

Wenn das von dir zu raffen ist…“

 

„Wen können wir da in der Tram sehn?“

„Den Hirsch samt Reh’n.“
„Warum fahren die mit der Bahn?“
„Es fährt zur Zeit kein Kahn.“

„Wann können wir die Wildsau wieder auf dem Damm sehn?“

 

Lange schon blicke ich auf das Ewige Meer.
Hier passiert nichts mehr außer der Wiederkehr
des Ewiggleichen.
Ab und zu schleichen
vorbei ein paar in sich versunkene friesische Stoiker.

 

Tief im Dünenland
jüngst ich jemanden aus Lünen fand.
„Heinz, was machst du denn hier?“
„Hau bloß ab, ich scheiß grad hier!“
Blitzschnell verschwand ich aus dem Dünenland.

 

Niemals der Rabulist

zufrieden ist.
Stets weiß er es besser,
stets zückt er sein Messer.

Schlimmer als der Kanonist!

 

Rolf streifte durch das Rosenland,
wobei er auch drei Dosen fand.
Doch ihn erfreuten nicht die schönen Rosen,

sondern nur die drei Dosen,
denn er war scharf aufs Dosenpfand.

 

Neulich war ich in Schottland.
Dort sah ich eine, die ich flott fand.
Sie rannte entlang der Bay
und rief mir fröhlich zu: „Hey!“
Schade, dass ich nicht aus meinem Trott fand!

 

Der sehr bekannte Heinrich Heine
und der kaum bekannte Keinrich

Keine ruderten zusammen auf dem Rheine,

vorbei an einem wohlbekannten Steine

und einem unbekannten Freund der Weine.

 

Was macht eigentlich Schnellinger?
Er ging nach vorne wie ein Zeigefinger.

Und mit seinem blonden Schopf
stellte er den Spielverlauf oft auf den Kopf.

Er war besser noch als Bellingham!

 

„Lasst ab von diesem Flaschendrehn!“,

hörte man die Drachen flehn.

„Flaschendrehn ist out,
wie uns davor graut!“

„Ach was! Wie wärs denn mal mit Drachendrehn?“

 

Son – Son – Son – Son – Son.
Ein Koreaner wirft von einer Brücke Steine in den Don.

Ich hätte gern ein stilles Wasser,
er aber ist Stillewasserhasser.
Wie schön war doch der stille Don!

 

Leise schwamm der alte Manta

vorbei am Strand von Haparanda.

„Was will denn der hier?
Der gehört doch ins Rote Meer!“

„Jeder folgt nur seinem Mantra.“

 

Ich blicke auf meine alten Hände
und denke: Es geht wohl bald zu Ende!
Nun werde ich schon neunzig Jahr’
und saß schon lang nicht mehr an der Bar.

Schenk ein mir, Mädchen, und zwar behände!

 

Einst fuhr ich an die grüne Küste,

wo ich eine Grüne küsste.
Doch schon nach dem dritten Kuss

sagte sie: „Heinz, jetzt ist Schluss!“

Nie mehr ich eine Grüne grüßte!

 

„Glückwunsch, Frau von Lunde-Hosigkeit,

vorbei ist Ihre Hundelosigkeit!
Ich übergebe Ihnen hiermit diesen Spitz.
Er trägt den Namen Fritz von Zitzewitz.“ „

Oh welche Freude! Jede Stunde Rosigkeit!“

 

Es ist jetzt 6 Uhr 16.
Wir können nun den Knecht sehn,
wie er das Pferd aufzäumt,
und ahnen, dass er dabei von seiner Liebsten träumt,

die längst schon nach ihm ausspäht.

 

Besuchen Sie das alte Grafenschloss!

Dort könnten Sie schlafen groß!
An jedem seiner Himmelbetten
Sie eine Bimmel hätten,

und Lakaien tauchten auf wie ein Geschoss!

 

„Holla“, sprach der Parasit,
„hab ich wieder Appetit!
Was gibt es denn zum Mitessen?“

„Lauter Delikatessen!“
„Okay, dann bring ich Papa mit!“

 

Es unterhielten sich zwei Karyatiden

an einem Tempel tief im Süden
an irgendeinem Mittwoch:
„Wie lange müssen wir noch?“

„Bis 1507.“

 

Ich stehe hier in Regensburg
vor der alten Segensburg.
Danke ich meinem weisen Schöpfer
und fange wieder an als Töpfer?
Ach, ich fahr jetzt lieber zu Jahn Regensburg!

 

Damals kam ein Hetero
zum ersten Mal nach Teterow.
Dort traf er eine Hetera,
die hier auch in der Tätärä schon war.

Ihr Peter hopste jetzt zwei Meter hoch!

 

Er sprach zu seiner Imme:
„Ich fahr jetzt los und schwimme.

Sollte ich ersaufen,
geh du dann bitte einkaufen.“

„Alles klar. Dann schwimme!“

 

Er begab sich an die Apfelernte,
hatte aber keine Lust auf eine normale Ernte.

Er erntete nicht mit
und trieb es lieber mit Frau Schmidt.
Sie war besonders rosig, diese Apfelernte!

 

Sie tauchten unter in den Gärtlichkeiten

und tauschten aus dort Zärtlichkeiten.

Neun Monate später
kam auf die Welt Ann-Greta.

Hoch leben jene Örtlichkeiten!

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