vonErnst Volland 03.11.2024

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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Klaus Volland, Kleine neue Welten, Limericks (November 2024)

 

„Hello, my name is Clinton,
we are Bill and Hillary Clinton.“
„Hä? My name is Schneider,
Heinz and Hildetraud Schneider,
and we very much like to go into Pinten.“

 

Neulich lag ich gänzlich unverhüllt
am Strand von Sylt.
Dann fuhr ich nach Föhr.
Dort schritten am Strand zwei Reiher daher,

ich war in einen Zweireiher gehüllt.

 

Gestern war ich mit Omi
wegen Opi bei Obi.
In diesem gewaltigen Einkaufsland

haben wir uns die Füße platt gerannt,

doch Obi hatte einfach nix für Opi!

Wir sehen hier ein großes Schwein
und bauen da einfach mal ein „r“ hinein.

Schon sind wir in Schwerin
im Mecklenburgischen
und kaufen dort gut ein.

 

Ich würde gerne auch mal flötenwandern,

nicht immer nur krötenwandern
von einer Straßenseite zur andern.
Ich würde gerne durch Hameln wandern
und hinter einem Rattenfänger flötenwandern.

 

Einen lustigen Knaben aus Schmölln

verschlug es einst nach Köln.
In Köln befiel ihn die Eifelsucht,
in der Eifel dann die Zweifelsucht
und die Eugenspiegeleiensucht in Mölln.

 

Im französischen Arras
begegnete mir ein Hund namens Harras.
Er hatte ein schrecklich großes Maul,
viel größer als das von Paul,
doch er ging brav an der Leine des Pfarrer

 

Neulich traf ich – Grundgütiger! –
meinen alten Plagegeist Finn-Rüdiger.
Er hielt mir die Pistole vor
und rief: „Kröten her, Fritz-Melchior!“
Ich fragte: „Geht auch Karte, Finn-Rüdiger?“

 

Gestern war Welthasentag,
an dem alle Welt über Hasen sprach.
Diese langohrigen Geschöpfe
tut man gern in Öfen und in Töpfe.
Gestern füllten sie einen ganzen Fernsehtag.

 

„Ist das nicht der alte Hermann Junge?
Er sieht aus wie ein Hitlerjunge.
Am Jahrestage seines Eintritts in die Hitlerjugend

trägt er das Kleid seiner Jugend.“
„Der hat’s doch nicht nur auf der Lunge!“

 

Tom torkelte in den Forggensee.
Aus diesem rettete ihn die Sorgenfee
und bettete ihn am Ufer.
Dort machte er so manchen Schnaufer.
Dann flötete sie: „Komm zu mir am Dienstag früh zum Morgentee!“

 

Stoßgebet auf Stoßgebet.
Endlich: Der Boss gesteht!
Wir kommen alle in den Knast,

doch der Boss kommt in den Palast.

Wie hat er das nun wieder gedreht?

 

Oh, wie leid tut uns die Annelie!

Sie hat noch immer kein Manneli,

liegt allein im Bette
mit ihrer Zigarette

und hegt alleine die Kamelie.

Gestern fuhren wir nach Tittmoning
mit ganz neuem Motortuning.
So schnell sind wir mit unseren Schlitten

noch nie nach Titt’n geritten!
Der Polizeifunk meint: Viel zu flink!

 

Um vier Uhr begann die Tortenschlacht.

Sie ging bis in die tiefe Nacht.

Insbesondere die Himbeertorte
weckte Begeisterungsworte.

Dazu kam noch die Verpoortenschlacht!

 

Ich bin hier auf Borkum
und schaue mich nach einem Ork um.
Die Orks sollen hier gewesen sein,
nun werden sie bei den Chinesen sein.
Dann schau ich mich hier jetzt halt nach Pork um!

 

Neulich traf ich den Rattenkönig.
Er grinste höhnisch.
„Was hast du schon zu bieten
außer der trostlosen Physiognomie von Buster Keaton

und nichts in der Tasche! Das ist zu wenig!“

 

Oh, das ist ja der dicke Gerhard,
der es mit den Frau’n so schwer hat!

Dabei spielt er so heiter am Spinett

und singt so locker im Quartett.

Doch er findet keine Frau. Sehr hart!

 

Neulich waren wir in Kötzschenbroda

und besuchten auch den Zoo da.

Außer zwei gähnenden Gorillas
und ein paar verhuschten Chinchillas

gibt es nur ein Unisexklo da.

 

Als ich auf die Welt gekommen,
bin ich nicht im Geld geschwommen.

Nach all den Geldstücken
musste ich mich selber bücken.
Wie soll man da zu Reichtum kommen?

 

Ich musste es heute lesen:
Du bist gewesen.
Einst waren wir fast ein Paar,

doch ich war hier und du warst da.

Es wär’ so schön gewesen!

 

Wer kommt denn da herbei?

Zweifellos Amrei!
Mit ihrem zauberhaften Kleid

fährt sie nun nach Lüdenscheid

und besticht die Polizei.

 

Eben klagte mir der Vollmatrose,
er leide unter irgendeiner Ose.
Ich sagte: „Ich weiß nicht, was das nun wieder soll,

du hast vielleicht nur die Hosen voll.
Tolerierst du nur nicht die Laktose?“

 

Einst war das Leben wie ein Marathonlauf:
42 Jahre/Kilometer und noch was drauf.
Heute ist es wie ein doppelter Marathonlauf:
84 Jahre/Kilometer und noch was drauf.
Manche aber laufen erst mit hundert Jahren/Kilometern zu ihrer Bestform auf!

 

Dann kam der Sandmann
und sagte: „Das war’s dann!
Du machst jetzt schön die Äuglein zu
und träumst von Schubidu!“
Ich sagte: „Nun mal langsam, lieber Stuntmann!“

 

Ich schlag mich in die Dünen.

Endlich mal allein im Grünen!

Doch da gibt es ein Verbot?

Egal, ich stell mich tot.

Und ich bin ja bei den Grünen!

 

Neulich gab es in Sindelfingen
wieder mal das große Findelsingen.
Der Chor der Findelkinder
sang zusammen mit dem Chor der Kindelfinder.

Ein Großevent in Sindelfingen!

Es trafen sich zwei Osterhasen.
Man sah sie rasch zur Oste rasen.
Die zwei aufeinander Grimmen
wollten gegeneinander schwimmen.
Man kann es sich auf einem Poster ansehen.

 

Sie trägt ein kleines Hütchen

und ein Einkaufstütchen.
So geht sie in die Stadt hinab,

vorbei an ihres Mannes Grab,

und betritt das geliebte Büdchen.

 

Ein uraltes Krokodil in den Everglades

verlangte nach neuen Blades.
Es wollte noch einmal richtig beißen

und wieder große Stücke reißen.

„Ich zieh sonst in die Shades!“

 

Immer, wenn in Zellerfeld
der Holzfäller die Bäume zählt,

kommt er durcheinander.
Sie nennen ihn Alleexander.

Zählen ist nicht seine Welt!

 

Wie sollen wir dich retten, Kaucher?

Du bist und bleibst ein Kettenraucher!

Deiner armen Lunge
hängt heraus die Zunge!

Du taugst nicht mal zum Bettenstaucher!

 

Neulich kam es zum Disput
zwischen Herrn Dis und Frau Put.
Herr Dis wollte links abbiegen.
Frau Put wollte rechts abbiegen.
Erschöpft hielten sie vor dem Sprachinstitut.

 

Sie springt so herrlich Stabhoch!
Und ich krieg nicht mehr den S… hoch.

Sie fliegt fast in den Himmel,
und er hängt nur rum, mein P….
Ich schaffe alles nur ganz flach noch!

Amanda hatte drei Sittiche
und nahm dann auch noch mich unter ihre Fittiche.

Ich brauchte keinen Käfig
und war zumeist sehr schläfrig.
Wenn ich wach war, übersetzte ich ins Lettische.

 

Wieder mal rief Hölderlin:
„Wo sind nur meine Lölder hin?“ „

Die sind längst, du Verleger,
bei deinem Verleger
in dem Markt am Pölderlin.“

 

„Wetten, dass die Fetten
mehr als die Dürren jetten!“
„Die Fetten liegen doch nur auf der faulen Haut,

ich erinnere nur an Irmintraud.“
„Die Dürren jetten immer nach Manhattan!“

 

Mach doch nicht immer so dumme Witze,

Wummeditze!
Ich kann sie nicht mehr hören,
auch nicht meine Gören,

und schon gar nicht über Rummenitze!

 

Wie ist das hier alles instabil!

Frankreich schießt Tore, wie es will!

Unsere ganze Hintermannschaft
ist eine Fette-Hintern-Mannschaft!

Alles grenzdebil! Alles instabil!

 

Immer wenn ich an der Mauer lauer,

befällt auch mich ein Schauer.
Dann erscheint der erste Bauer,
und ich zeig ihm meine Hauer.

Alles Weitere bei Schopenhauer.

 

Neulich kaufte die Mutter Fais

einen Zentner Futtermais.
Doch das war nicht im Sinne Fais,

er aß viel lieber Zuckermais.

Kein guter Tag des Mais!

 

„In dieser Nacht
habe ich die Augen zugemacht
und bin dann einfach nicht mehr aufgewacht.“

„Und was hast du dann gedacht?“
„Ich bin doch erst acht!“

 

„Morgen tagt der Ara-Rat

erstmals auf dem Ararat.
Wie gelangt ein Tropenvogel
auf einen so hohen Kogel?“

„Vermutlich mit dem Fahr-a-rad.“

 

Neulich traf ich Otto Möller.
Er nannte mir sein Motto:

„Öller kann ich nur werden,
esse ich mehr Stachelbeeren.-

Das sagt auch Andy Möller!“

Sie raucht schon wieder Rüteron,

ich brauche schon wieder Tüteron.

Wir wohnen hier in Süchteln
und sind nur selten nüchteln. T

äglich trinken wir drei Liter Ron.

 

Ich radele mit Thusnelda
durch das belebte Nildelta.
Sie ist schon meine dritte Frau
seit dem Start im Quellengau.
Wie oft sage ich: „Fahr nicht zu schnell da!“

 

Neulich bat mich ein Flusspferd:
„Nimm mich mit in deinem Wagen, Rutbert,
es ist so weit nach Assiut
zum Flusspferdefortbildungsinstitut!“
Ich fragte: „Hast du denn im Nil kein Zugpferd?“

 

Er fuhr hinaus zu den Fischen,
um dort noch ein Gebet zu verrichten.

Er überdachte sein langes Leben,

alles Nehmen, alles Geben,
und sprang dann zu den Fischen.

 

„Was rührst du da in diesem Teich rum?
So kommst du nie zu Reichtum!“
„Ich suche hier nach Goldbrocken.“
„Besser wär’s dann, der Teich wär’ trocken!“

„Mit dem Gold errichte ich ein Scheichtum.“

 

Zeichnungen aus der Serie „Früchtchen“ von Ernst Volland

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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