vonErnst Volland 22.02.2025

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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Teil 5

Ernst: Ich muss da mal einharken und eine kleine Episode von meiner Begegnung mit Harry Belafonte erzählen, die etwa gleichzeitig ’83 stattfand. Ich bekam einen überraschenden Anruf vom Manager von Harry Belafonte und er sagte mir, Belafonte sei in drei Tagen in Berlin, gebe ein Konzert und ich sei mit zwei Freikarten eingeladen, erste Reihe. Zuerst dachte ich an einen Scherz, war es aber nicht. Belafonte hatte von mir kritische Arbeiten gesehen, ich möge einige mitbringen, er wollte das eine oder andere erwerben. Ich brachte mein Reaganmotiv mit, Reagan als Marlboroman auf dem Pferd, hinter ihm ein Feuerblitz und, schemenhaft zu sehen, Adolf Hitler auf dem Rücksitz. Das Motiv wurde auch in intellektuellen Kreisen der USA diskutiert und da hat es wohl Belafonte gesehen. Ich ging mit meiner Frau zum Konzert, anschließend in die Garderobe von Belafonte. Wir plauderten, und er suchte sich 100 Postkarten des Reaganmotives aus und sagte, er schicke seinen 100 besten Freunden je eine Karte zu Weihnachten. Belafonte war ein entschiedener Gegner der Politik von Reagan. Diese überraschende Begegnung mit Harry Belafonte war natürlich ein bedeutendes Ereignis für mich, da meine ersten beiden Singles, die ich in meinem Leben auf einem Plattenspieler als 11 Jähriger bei einem Nachbarn gehört hatte, „Bananaboatsong“ von Belafonte und „Haertbreak Hotel“ von Elvis gewesen waren. Mit diesen Songs wurde für mich die Tür zur Welt der Musik aufgestoßen, unvergesslich.

Michel: Belafonte hat seine Haltung gegen Reagan ja auch auf seiner Tournee vertreten. Ich kannte Harry Belafonte durch den Refisseur Erwin Piscator, der im Exil in den USA während der 40er Jahre lebte und der nach 45 eine Schauspielschule eröffnet hatte, in der Leute, die im Krieg gewesen waren, versuchten, einen neuen Beruf zu finden. Das war das Dramatic Workshop in New York, aus dem unter anderem Judith Malina ?? hervorgegangen war, die Gründerin des Living Theater. Harry Belafonte wurde so 1946 Schüler von Piscator, zusammen mit Marlon Brando und anderen. Piscator hat dann seine erste Inszenierung 1952 am Schillertheater in Berlin gemacht. Da kannte ich ihn noch nicht, erst 1957. Piscator hatte keine eigene Intendanz. 1957 holte ein großer Nazi, der Name war Schumacher ??, um sich zu entnazifizieren Piscator nach Essen als Regisseur. Er inszenierte „Hexenjagd“ von Arthur Miller. Arthur Miller war mit Piscator auch am Dramatic Workshop.

Ernst : Ich möchte jetzt wieder zurück zu Udo Lindenberg. Was hatte es eigentlich mit der allseits bekannten Lederjacke auf sich.

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