„Die Jagd ist eine Kunst“ – steht in der heute musealisierten Jagdhütte von Marschall Tito nahe Belgrad (1). Bereits 1827 schrieb Thomas de Quincey ein Buch über den „Mord als schöne Kunst betrachtet“ (One of the Fine Arts). Zuletzt behauptete der US-Künstler Andy Warhol: „Good Business is the Finest Art“. Die Führungskräfte der Bundeswehr haben dagegen immer wieder – sogar vor Gericht – bestritten, dass Soldaten Mörder sind. Immerhin gesteht das Magazin des BundeswehrVerbandes „Die Bundeswehr“ in seiner Jubiläumsausgabe 2006 ein, dass sich dahinter ein (Öffentlichkeits-)Problem verbirgt. In bezug auf die Bundeswehr-„Aktivitäten“ in Afghanistan spricht der CDU-Verteidigungsminister Franz Josef Jung jedoch einstweilen lieber von einem „Stabilisierungseinsatz“. Sein SPD-Vorgänger meinte: „Deutschlands Sicherheit“ werde „am Hindukusch verteidigt“ – und das mittels „Operationen“. Von „Krieg“ würden dabei nur die Talibankrieger sprechen und die seien keine Soldaten, sondern „Terroristen“. Im übrigen dürften die Bundeswehrsoldaten nur schießen, wenn auf sie geschossen wird. Alte texanische Sheriff-Ehre.
Seit der erstmaligen Tötung eines somalischen Piraten/Terroristen durch die deutsche Marine, die am Horn von Afrika die Wirtschaftswege „sichert“, und vor allem seit dem deutschen Bombenattentat auf die von Talibankriegern gekaperten Tanklaster in Afghanistan ist die Mord-Diskussion aber wieder eröffnet. Die Amis lösen das „Problem“ gerne hochtechnisch – heute mit scheinbar „unbemannten Drohnen“. Aber der gemeine Landser, mit der Knarre in der Hand, mag er auch vorbildmäßig schwanken zwischen Dr.Dirlewanger und Marshal Kane (wie er in „High Noon“ von Gary Cooper verkörpert wurde), fühlt sich nach einem „finalen Rettungsschuß“ doch zunehmend mies. Seit dem Abzug der Amis aus Vietnam spricht man dabei von einem „Post Traumatic Stress Disorder“ (PTSD) für dessen Behandlung die Krankenkassen aufkommen.
Das gebremst neoliberale Kapitalorgan FAZ, das zwar vom Einpeitschen der Staatsräson langsam abrückt, dafür aber „entschlossenes Handeln“ umso tougher verteidigt, scheint unterdes zur alten Hindenburg-Parole „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“ zurückgefunden zu haben: Deutschen Kritikern des Bundeswehr-Bombenangriffs hält sie vor, sie „verwechseln Afghanistan mit dem Oderbruch“. Allen, die „öffentlich“ eine „Ausstiegsfrist“ für das Afghanistan-Abenteuer fordern, wirft sie „Sabotage“ vor. Und kritisierende Amis nennt sie neuerdings „falsche Freunde“.
Zur Erinnerung: Von „Sabotage“ sprachen einst die Bolschewiki – bei Havarien, Mißernten und Nichterfüllung des Plansolls. Heute heißt das meist „menschliches Versagen“. Und im „Oderbruch“ warfen die Bundeswehrsoldaten 1997 mit Sandsäcken statt mit Granaten – um die „Jahrhundertflut“ zurückzudrängen. In Afghanistan tritt der selbe Soldat jedoch stets bewaffnet auf. Er spricht nicht die Landessprache, ist meist ein Islamverächter, hält die soziale Organisation der Eingeborenen mit dem Populärphilosophen Richard David Precht für eine „mittelalterliche Gesellschaft“ und hat sich in aller Regel für den „Friedenseinsatz“ dort freiwillig verpflichtet, weil er zu Hause keine vernünftige Arbeit fand und auch sonst ein bißchen unbeholfen bzw. antriebsschwach ist, weswegen die „Nato-Partner“ ihn und seine Kameraden sowie auch deren Führung für „drittklassig“ halten.
Der Wissenssoziologe Bruno Latour gibt in diesem Zusammenhang jedoch zu bedenken, weder der Zeitsoldat noch seine Knarre sind am Hindukusch „Objekte“ (sagen wir: der US-„Operation ‚Enduring Freedom'“), sondern der „Akteur Mensch in Uniform“ und der „Akteur Schießgewehr“ agieren gemeinsam – wenn es gilt, jemanden zu töten. In diesem Fall spricht Latour von einem (einzigen) handelnden „Aktant“. Die Bundeswehr sagt es auf ihrer Internetseite so: „Durch die Ausstattung der afghanischen Sicherungskräfte mit Gewehren G3 ist es gelungen, eine weitere Handlungsoption zu etablieren.“
Zu diesem Aktanten-Sein kommt noch das -Bewußtsein, die politische Propaganda – u.a. im Bundeswehrmagazin „Y“, das in seiner aktuellen Ausgabe einige „Köpfe des Terrors“ zeigt: und dies laut JW (v. 9.9.) in einer die Widerstandskämpfer herabwürdigenden Weise, die an Juden-Darstellungen in der Nazi-Wochenzeitung „Der Stürmer“ erinnern. Damals sollten sie den Deutschen das Töten von Juden erleichtern. Man sprach dabei von „Vorsehung“, heute spricht der US-Oberbefehlshaber von einer „Heiligen Mission“. Und „loyal“ – das Magazin für Sicherheitspolitik des Reservistenvereins – berichtet, der Führungsnachwuchs der Bundeswehr sei „auf der Suche nach einer neuen Identität“. Nach einem Besuch der Marineschule Mürwik weiß „loyal“ auch schon, wohin die Reise geht: „Der Offizier von morgen ist am besten Akademiker, Manager, Erzieher und Kämpfer zugleich.“
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An dieser Stelle sollte eigentlich ein konkreter Vergleich stehen – zwischen Major Füller, der in der taz-Inlandsredaktion für Bildung zuständig ist, und Major Goldstein, der in der PDS Assistent des Ostberliner Abgeordneten Hanns-Peter Hartmann war. Ersterer diente in der Bundeswehr und letzterer im Wachregiment „Feliks Dzierzynski“, das nach der Wende mit der Stasi aufgelöst wurde, weil es dem Ministerium für Staatssicherheit unterstellt war. Mein Vergleichstext ist seltsamerweise verschwunden. Vielleicht läßt er sich später an einer anderen Stelle rekonstruieren.
1. Preis unseres diesjährigen Sommerphoto-Wettbewerbs für Hausmeister „Bitte schicken Sie uns ein Urlaubsphoto mit Ihrem Lieblingspoller!“ Für Willi und Edith Jahnke aus Köln war dies der Lieblingsplatz während ihres Österreich-Urlaubs: „Von dort aus hatten wir sowohl das malerische Inselschloß als auch den mehrstöckigen Uferpoller im Blick.“
(1) Auf der Brijuni-Insel Vanga besaß Josik Broz Tito ebenfalls eine Hütte – genauer gesagt: Residenz. Sie ist heute ein Heimatmuseum, das der Erinnerung an ihn gewidmet ist. Tito starb 1980. Slavenka Drakulic besuchte es – und berichtete im September 2009 darüber in der Süddeutschen Zeitung:
Die Fotoausstellung im 1. Stock zeigt Tito mit allerlei Prominenten, die er in seiner Ferienresidenz empfing – von Indiar Ghandi und Willy Brandt über den Schah von Persien bis zu Sophia Loren. Diese empfing auch Westberlin immer gerne.
Im Erdgeschoß des Museums befinden sich lauter ausgestopfte Tiere, die seine Gäste ihm lebend zum Geschenk gemacht hatten. Slavenka Drakulic schreibt: „Während man Tito im oberen Stockwerk noch mit einem Baby-Orang-Utan spielen sah, kann man unten den ausgestopften Körper des beklagenswerten Tieres betrachten. Das Foto, auf dem Tito einen jungen Leoparden liebkost, hat der Besucher noch in Erinnerung, wenn ihn derselbe Leopard dann mit Glasaugen anstarrt. Obwohl das wahrscheinlich nicht beabsichtigt war, schaffen die ausgestopften Tiere einen unbehaglichen, morbiden Konstrast zu der Glorifizierung , die sich im oberen Stockwerk abspielt – fast sind sie eine Metapher für Titos Herrschaft.“
Der slowenische-schweizerische Psychoanalytiker arbeitete im Krieg als Arzt bei den Tito-Partisanen. Später war er – wie Leo Trotzki, Marschall Tito und Milovan Djilas – ein leidenschaftlicher Jäger und Angler. Darüber veröffentlichte er 2003 ein Buch mit dem Titel „Die Leidenschaft des Jägers“. Ich war mehr als erstaunt, als ich es las:
Der alte Anarchist Paul Parin ist noch immer für Überraschungen gut: Erst arbeitete er als Ethnopsychoanalytiker die Bedeutung der Erziehung am Beispiel von gegensätzlich gepolten Persönlichkeitsmerkmalen – bei den Agni und den Dogon – heraus, dann erwies er sich als ein Slowene, der bei Titos Befreiungsarmee als Arzt mitkämpfte und wenig später die „Partisanenkrankheit“ – als das Gegenteil einer soldatischen „Kriegsneurose“ – erforschte: „Es ist Krieg und wir gehen hin“. Schließlich entdeckte er als Altersbeschäftigung das Erzählen: Seine Geschichten stießen sofort auf große Begeisterung. Und nun entbirgt er sich auch noch als ein Jäger und Angler aus Leidenschaft, der bereits als 13jähriger bei seinem ersten tödlichen Schuß auf ein Haselhuhn einen Orgasmus hatte: „Seither gehören für mich Jagd und Sex zusammen“.
Dieser Doppelschuß, wenn man so sagen darf, machte ihn zum „Mann: glücklich und gierig“. Vor dem offiziellen Erwachsenenstatus steht aber noch eine sadistische „englische Erziehung“: Bei einer Jagd mit Hunden beging er als junger Treiber so viele Fehler, dass sein gutsherrschaftlicher Vater ihn von seinem Förster auspeitschen läßt – „auf den blanken Hintern“ inmitten der Treiberschar. Die darf ihn sich gleich anschließend noch einmal im Keller des Schlosses vornehmen, dabei ziehen sie ihn ganz aus. Sein „Papa stand daneben und genoss das Schauspiel“. Anschließend legte sich einer der Burschen nackt neben ihn, „nahm meinen Pimmel in die Hand, steckte ihn in den Mund und fing an zu saugen und mit der Zunge zu streicheln. ‚Er will mich trösten‘, dachte ich und drehte mich so, dass ich seinen Pimmel auch zu fassen kriegte, und steckte ihn meinerseits in den Mund. Es war wirklich ein Trost.“ Das war aber noch nicht die eigentliche „Initiation“. Die kam erst mit 17 – als er seinen ersten Bock schoß. Ein Onkel hatte ihn in seine Jagdhütte eingeladen, als Paul Parin oben ankam, bedrängte dieser gerade mit heruntergelassener Hose seine Haushälterin am Kachelofen. „Komm in zehn Minuten wieder,“ rief ihm der Onkel zu, „dann sind wir mit Vögeln fertig. Dann sind auch die Mädels da, die ich gemietet hab. Sie sind scharf auf dich, haben sie gesagt“. Abends erzählt der Onkel Jagdgeschichten, danach geht der Bub mit einem der drei Mädchen auf sein Zimmer. Erst läßt sie sich von ihm mehrmals mit der Hand befriedigen, dann holt sie ihm einen runter. Anschließend schläft sie sofort ein, er kann nicht schlafen, stattdessen zieht er sich wieder an, schnappt sich sein Gewehr und geht in den Wald, wo er dann von einem Hochsitz aus einen „starken Bock“ mit Blattschuß erlegt. Beim Frühstück muß er alle Einzelheiten erzählen. Auch das gehörte zum „Ritual“. Seitdem erfaßte ihn „das Jagdfieber immer wieder mit der gleichen Macht wie sexuelles Begehren“. Das ging auch seinem Jugendfreund so: „Dulli war Jude und zeitlebens dem Jagdfieber verfallen. Von seinem liebsten Jagdkumpan an die deutsche Besatzungsmacht verraten, wurde er Widerstandskämpfer und in der titoistischen Republik Slowenien Minister für Jagd und Fischerei“.
Ein „aufgeklärter Mensch jagt nicht“ und auch ein „Jude jagt nicht“ – das sind „gleichermaßen Gesetze abendländischer Ethik. Ich muss mich zu den Ausnahmen zählen“. Aber Paul Parin hat von sich selber und vielen anderen erfahren: „Wenn mein Vater nicht seine Jagd gehabt hätte, wären wir Kinder in der strengen und sterilen Familienatmosphäre erstickt“. Deswegen kann er jetzt eher genuß- als reuevoll z.B. seine Jagd auf eine Gazelle in der Sahara und das Forellenfischen in Alaska beschreiben. Darauf folgt der „Lebensroman“ einer verwandten Seele: des slowenischen Juden Frank Coen, der als Kind von der SS-Gebirgsjäger-Division Prinz Eugen gejagt wurde und dann bei den Tito-Partisanen überlebte, wobei er zum Jäger wurde. Anschließend geht es noch einmal um sein sexualsadistisches Initiationritual: Ebenfalls um ihm gute englische Manieren beizubringen, züchtigt der Internatsleiter, Pete, das Waisenkind mit der Peitsche und legt sich dann selbst nackend neben den Jungen, um mit ihm Analverkehr zu haben, ihm gleichzeitig einen runter zu holen und anschließend seinen „Pimmel sanft abzulecken. Das tat unheimlich wohl“. So daß der Junge am Ende sagt: „Pete, ich bitte noch um eine Peitsche“. Nach kurzer Zeit ist er bereits „auf die Dressur süchtig geworden“ . und läßt sie auch anderen angedeihen.
Paul Parin schreibt: „Sucht heißt, dass der narzisstische Genuß am Morden mit der Jagd weltweit einen Freibrief hat“. Am Beispiel von Milovan Djilas, leidenschaftlicher Angler, Mitkämpfer und Vertrauter Titos, gibt er jedoch zu bedenken: „Später, als Dichter, wusste Djilas: Keine Ausübung der Macht über das Volk, über die Schwachen bleibt ohne verbrecherische Taten. Wäre es nicht besser gewesen, der eigenen Leidenschaft Raum zu geben und den flinken Forellen nachzustellen…?“ Parins eigene „Jagdleidenschaft“ erlosch bald nach dem 84. Geburstag seiner Frau Goldy, am 30 Mai 1995: „An diesem Tag habe ich im Fluß Soca in Slowenien die größte Forelle meiner Laufbahn gefangen“. Anschließend erzählte er seiner Frau, daß er am Fluß einen jungen verwilderten Mann, der ihn beklauen wollte, fesselte – dann hätte er ihn ausgepeitscht bis zum „Flash“, woraufhin sie beide zum Orgasmus gekommen wären. Während Paul Parin diese Geschichte schließlich als eine „Phantasie“ darstellt, ist die Psychoanalytikerin Goldy sich da „nicht so sicher…Kann sein, dass du nicht nur die Riesenforelle erwischt hast, sondern auch einen Gayboy aus Kärnten“. Sie einigen sich darauf: „Es könnte so sein oder auch nicht…Gehen wir schlafen“.
In einer Art Nachwort rühmt Christa Wolf Paul Parins „Lebenskunst und Schreibkunst“, diese im richtigen Augenblick kennengelernt zu haben, hält sie für eine „glückliche Fügung“. Mich hat sie nun eher verwirrt. Während meiner Arbeit als landwirtschaftlicher Betriebshelfer hatte ich oft mit Bauern zu tun, die Jäger bzw. Treiber waren. Und oftmals kam mir das Dorfleben völlig oversexed vor, voller roher Triebe, die mich erstaunten, aber denen gegenüber ich meine eigenen auch als verzärtelt und allzu harmlos empfand. So erfuhr ich z.B. von einer Melkerin, mit der ich in einer LPG bei Babelsberg arbeitete, dass sie beim letzten Fest mit zwei Kollegen angetrunken aufs Feld gegangen wäre, um mit ihnen zu vögeln. Aber statt über sie, die sich bereits nackt hingelegt hätte, dankbar herzufallen, hätten die beiden Nichtsnutze sie bloß angepisst. Solche Schufte gäbe es. Ich war erstaunt, mit welcher Freimütigkeit sie mir das erzählte. Wollte sie mich schockieren? Nie hätte ich das sündige Dorfleben aber mit der Jagd in Zusammenhang gebracht, obwohl die Männer andauernd und bis ins hohe Alter den Frauen hinterherjagten, wie sie das selber nannten, und ich dabei selbst auch nicht gerade erfolglos war, obwohl mir weder die Jagd auf Wild noch das Angeln Spaß macht: Das eine bereitet mir hernach schlechte Träume oder ein schlechtes Gewissen, das andere langweilt bzw. im Anbissfall ekelt mich. Zudem waren und sind die Jagdgesellschaften meistens Männerrunden, mit deren Geschichten und Ritualen ich nichts anfangen kann. Als unnützen „Sport der Reichen und Mächtigen“ lehnten selbst „meine“ Bauern die Jagd zunehmend ab.
Paul Parin ist 1916 auf einem slowenischen Landschloß geboren. Und in seiner Jugend lagen die Worte für Fleisch (viande), Vergewaltigung (viol) und Gewalt (violence) vielleicht noch enger zusammen als es bis heute im Französischen semantisch der Fall ist. Diesen Einbruch der Natur in die Kultur haben wir inzwischen mit der urbanen Trennung des Tieretötens vom Fleischessen vielfach für uns abblockiert, wobei das Morden – Jagen oder Schlachten – ebenfalls hochkultiviert/industrialisiert wurde. Von hier aus stellt sich mir die Lektüre der Jagd-Erzählungen von Paul Parin wie ein gelungener – weil verstörender – Einbruch in meinen psychischen Haushalt dar. Bisher hatte mich die ganze Jägerei – pro und contra – eher kalt gelassen.
In der Zeitschrift „konkret“ hat Klaus Theweleit jüngst noch einmal den Aspekt des Lustmordens bei den deutschen Vernichtungsfeldzügen in Osteuropa herausgearbeitet, wobei er von Pasolinis Film „Salo oder die 120 Tage von Sodom“ ausging und diese „Transgressionen ins gesellschaftlich Unerlaubte“ als „Parallelhandlungen zum politischen Ermächtigungsgesetz“ bezeichnete. Demnach wäre die Jagd eine „Transgression des Lustmordens ins gesellschaftlich Erlaubte“.
Auf der diesjährigen 11. Istanbulbiennale, deren Arbeiten von vier kroatischen Kuratorinnen ausgewählt wurden, die sich WHW (Who, How, for Whom) nennen, haben sich gleich mehrere Künstler mit dem soldatischen Leben und Töten auseinandergesetzt – u.a. Avi Mograbi aus Tel Aviv und Eyal Weizmann mit zwei Künstleraktivisten aus Bethlehem. Der Rezensent der Süddeutschen Zeitung Kia Vahland resümmiert: Die von WHW ausgewählten Künstler interessieren „die Geschichten und Bilder nach der Nachricht, wenn die Journalisten schon wieder weg sind: die Skrupel des Soldaten nach dem Schuss, der Traum einer Zwangsverheirateten vom Zirkusleben. die Kunst, Zitronen über die israelisch-palästinensische Grenze zu schmuggeln“. Zu den in Istanbul gezeigten Kunstwerken gehören für viele laut Vahland „auch die Tomaten, die der Hausmeister der griechischen Schule, einem Ausstellungsort, dort zwischen das Unkraut unter der vergoldeten Atatürk-Büste gepflanzt hat. Wenn wir schon nicht über Bäume reden, dann doch wenigstens ein Wort über Tomaten.“
Der 2.Preis ging erwartungsgemäß an den norddeutschen Hausmeister a.D. Peter Grosse: „Poller sollen Kühe abhalten,“ schrieb er zu diesem Photo, das er auf den Orkney-Inseln knipste.
Nicht berücksichtigt werden konnte der Schnappschuß von Dirk Schüller, Hausmeister bei Opel-Eisenach, der zwar in einer südeuropäischen Touristen-Einkaufsmeile seinen „hochmodernen Lieblingspoller“ fand und auch knipste, wie er schrieb, leider ließ er seine Frau, Rotraut, und seine Tochter, Jeannette, daneben posieren – und diese verdeckten dann das eigentliche Objekt (um den gut sichtbaren Antikpoller links im Bild ging es dem Photographen Schüller gerade nicht):