vonElisabeth Wirth 18.08.2009

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Wo kann man im Sommer hingehen, wenn die Sonne scheint und die Hitze drückt und kein See binnen 15 Minuten zu erreichen ist? Wie wäre es denn da mit einem Museumsbesuch? Im Museum für Kommunikation in Berlin ist es schön kühl, wenn man die 3 Euro Eintritt bezahlt hat, kann man die Roboter ärgern, indem man ihnen ihren orangenen Spielball wegnimmt und eine Ausstellung besuchen, die zum Thema passt. Vom Tagebuch zum Blog. 300 Exponate umfasst die aktuelle Ausstellung, die noch bis zum 30. August läuft.

Zu sehen sind, wenn man einmal den großen Vorhang durchschritten hat, 366 Tagebucheinträge (also für jeden Tag des Schaltjahres einer) bekannter Persönlichkeiten, die sich über den Boden der Ausstellung verteilen und Tagebücher aller Art: Logbücher, private Teenagertagebücher, Tagebücher, die zur Veröffentlichung angelegt wurden, „Einträge“ auf Holzscheiten oder detaillierte Einträge in kleinen Kalendern die von Beginn der 1970er bis 2005 dokumentieren, was die entsprechende Person gegessen hat. Sehr spannend ist auch das Kapitel der Hermine Hug-Hellmuth, Psychoanalytikerin und Schülerin von Freud, die ein gefälschtes Mädchentagebuch Anfang der 1920er herausgab, welches Freuds Theorien bestätigte.

Es finden sich die Anfänge des „Blogzeitalters“, als öffentliche Tagebücher noch revolutionär waren und Auszüge aus dem audio-visuellen Blog von „Elsa Seefahrt“, deren Betrachtungen zu Alltagsituationen und ihren „Aufregern des Tages“ schon fast etwas von Videokunst haben.

Zum Einblicke gewinnen ist die Ausstellung gelungen. Leider fehlen, meiner Meinung nach, kritische Blogs und die Bedeutung von Blogs außerhalb der westlichen Welt, in denen es nicht nur um alltägliches Geplänkel geht.

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