vonClaudia Mussotter 22.06.2007

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tortilla.jpgBeliebige kleine Portionen solider Nahrung, die ein Getränk begleiten können“, so definiert die Königliche Akademie für spanische Sprache die Tapas, kleine Happen, die in einer Bar, Tasca, Taberna oder einem Mesón auf Tellerchen, in Töpfchen, als Spießchen, als Minirationen aus Topf und Pfanne mit Vorliebe vor dem eigentlichen Essen in ganz Spanien verzehrt werden.
Die Idee, gegen den Schutz vor Insekten das Wein- oder Sherryglas mit einer Scheibe Schinken, Käse oder Brot zu bedecken (tapar), ging wahrscheinlich von Andalusien aus und hat eine lange Tradition. Dort war man Anfang des letzten Jahrhunderts gewohnt, sein in Zeitungspapier eingewickeltes Bocadillo (Brötchen) von zu Hause mit in die Bar zu nehmen und ein Glas Bier oder Wein und ein paar Oliven zu bestellen – für den Gefallen, Tisch und Stuhl benutzen zu dürfen. Danach trank man Kaffee und eine Copa oder gleich einen Carajillo, Kaffee mit Brandy oder Schnaps. Irgendwann begannen die Wirte, mit aufgespießten Tortillastückchen, kleinen Portionen von Käse-, Serrano- oder gebratenen Chorizoscheiben, famosen Fleischbällchen und Stockfischkroketten oder Schnecken die Aufmerksamkeit der Gäste vom Hausgemachten abzulenken, ja regelrecht mit ihnen zu wetteifern und sich mit leckeren hauseigenen Spezialitäten hervorzutun.

Der einfachste „tapeo“ nennt sich in bestimmten Gegenden „vermut“. Er besteht aus Oliven, gerösteten, gesalzenen Mandeln und frittierten Kartoffeln – obwohl, heute isst man eher Kartoffelchips. Oder man macht ein, zwei  Döschen mit Muscheln auf, kippt sie mit ihrer Sauce auf einen Teller und spießt sie mit einem Zahnstocher auf. Auch ein paar Stangen Spargel sind schnell aus Glas oder Dose geholt, die serviert man mit einem Klacks Mayonnaise.

Doch das Geheimnis der Tapas liegt nicht allein in den Portionen oder Rezepten. Das zwanglose Picken (picar) an einem Tresen zu einem Gläschen – selten wird hier getrunken, ohne etwas zu sich zu nehmen – lädt ein zum Kommunizieren. Zum Gesellschaftsereignis gerät das „Ir de tapeo“. In geselliger Runde zieht man von Bar zu Bar und sucht sich jeweils am Tresen ausgelegte Tapas zusammen – die dann im Stehen verzehrt werden.
Tapas unterscheiden sich durch die Essgewohnheiten der jeweiligen Region, obwohl es auch eine Reihe ganz klassischer Tapas gibt, die mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinaus geschätzt und so manches Mal mehr schlecht als recht kopiert werden. Oft wird so ein „Deckel“ als „pica-pica“ – zum Beispiel Brot und Alioli – vor dem Essen gereicht und konterkariert dann die Funktion, in Fastfood-Manier den kleinen oder auch größeren Hunger zwischendurch zu stillen. Dann nennen sich Tapas allerdings „aperitivo“ und sollen den Appetit anregen.
 
Champignons mit Gambas
Zutaten für 2 Pers.: 8 Champignons, 8 Garnelen, 120 ml Olivenöl, 40 g Petersilie, 1 Knoblauchzehe
Knoblauch, mit gewaschener, abgezupfter und gehackter Petersilie zusammen mit dem Olivenöl im Mixer pürieren.
Die geputzten Champignons und die geschälten Gambas salzen und pfeffern, mit etwas Öl beträufeln und in der Grillpfanne braten, bis sie Farbe nehmen.
Ein bisschen von dem Petersilie-Knoblauch-Öl auf den Teller geben. Gambas auf die Champignons setzen und mit einem langen Holzspieß feststecken.

Tipps
Tapas kann man kalt als Schnittchen oder Törtchen, Spießchen, überbacken, aus Pfanne oder Backofen servieren.
– Kartoffeltortilla in Stücke schneiden, ein Klacks Mayonnaise drauf und Petersilie, aufspießen
– Brot, Öl, Tomate, Ei und Oliven
– Brot, rund ausgeschnitten, Mayonnaise, Avocado und Sardellenröllchen
– eine Scheibe Brot, pimientos de piquillo (kleine rote Paprikaschoten aus Glas oder Dose) und Thunfisch (z.B. Bonito del Norte)
– Vollkornbrot, Roquefort und Walnuss
– im Dampf gegarte Miesmuschel in Schalenhälfte mit Vinaigrette
– Sardellen mit gebratenem Knoblauch und roter Pfefferschote
– Seeteufelstückchen, paniert, und mit pimientos del piquillo gebraten, mit Brot
– Käse und Schinken aufrollen, zusammenstecken, panieren und braten, das nennt sich San Jacobo
– gegartes Miesmuschelfleisch zerkleinern und in der Schalenhälfte mit Bechamel, Käse, Semmelbröseln überbacken, das sind die so genannten tigres, Tiger
– eine Scheibe Brot mit Sobrasada, der roten Wurst aus Mallorca, bestreichen und mit etwas Honig gratinieren
– Sepia langsam braten. Knoblauch und Petersilie mit Öl mixen. Sepia in feuerfeste Schälchen geben, mit Tomatenscheibe und Mixerinhalt im Ofen überbacken
– Scheiben von Jamón Serrano und Manchego-Käse im Wechsel auf einem Teller anrichten

 Bon Profit
 

 

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