Aragón liegt eingebettet zwischen Frankreich im Norden, Katalonien im Osten, Castilla y León, Castilla-La Mancha, La Rioja und Navarra im Westen sowie Valencia im Süden. Römer, Westgoten, Araber, Franken beherrschten das Land im Norden der spanischen Halbinsel, bevor sich Aragón und Katalonien zusammenschlossen und nach und nach auch Pyrenäenlandschaften, Valencia und die Balearen dominierten. Durch die Heirat Ferdinands II. von Aragón mit Isabella von Kastilien im Jahr 1469 wurden die zwei mächtigsten Königshäuser des Landes vereinigt; der Weg war bereitet für Entdeckungsfahrten in die Neue Welt und die erfolgreiche Beendigung der Reconquista, die vollständige Vertreibung der Mauren.
Sie alle haben ihre Spuren in zahlreichen Kunstwerken und steinernen Monumenten hinterlassen: Römische Ruinen, gotische Kathedralen, barocke Paläste, Burgen, Klöster und vom Mudéjar-Stil beeinflusste Bauwerke bilden eine überraschend kontrastreiche Architektur.
Ebenso abwechslungsreich sind die Landschaften Aragoniens. Die höchsten Gipfel der Pyrenäen im Norden, das weite Ebrotal im Zentrum und das Iberische Gebirge im Süden schaffen ganz unterschiedliche Klimazonen und eine Natur, die mit ihrer Vielfalt an Flora und Fauna den Reiz von Aragón ausmacht.
Die Region teilt sich in drei Provinzen: Zaragoza, Huesca, Teruel – mit nahezu 50.000 Quadratkilometern bildet sie zwar eine der größten Comunidades Spaniens, doch ist sie relativ dünn besiedelt. Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in der Hauptstadt Zaragoza, der Rest verteilt sich im fruchtbaren Ebrotal. Aus den Gebirgsregionen wandern immer mehr Menschen ab – die wirtschaftliche und industrielle Umstrukturierung zeigt hier gravierende Auswirkungen.
Um die Landwirtschaft anzukurbeln, sprich, die Landflucht zu stoppen und den traditionellen Produkten eine bessere Position auf dem Markt zu verschaffen, wurde von der Landesregierung Aragón 1991 das Qualitätssiegel C für „Calidad Alimentaria“ kreiert, das 1997 in die Gesellschaft Adepaca (Asociación para el Desarrollo y Fomento de los Productos de Calidad Alimentaria) mündete. Die soll die Agrarprodukte überwachen und dem Verbraucher Qualität garantieren.
Zu diesen geschützten Produkten zählen unter anderem Olivenöl, luftgetrocknetes Fleisch und Würste, Freilandhühner und -eier, Früchte wie der Pfirsich aus Calanda oder das Ternasco de Aragón – denn die Küche Aragoniens ist nicht vorstellbar ohne Lamm. Um die Herkunftsbezeichnung D.O. zu erhalten, dürfen die Tiere allerdings nur von drei bestimmten Aragoneser Rassen stammen und müssen in der Region aufgewachsen sein.
Die Gastronomie Aragóns, die sich über Jahrhunderte aus den verschiedenen Einflüssen entwickelte, ist traditionsgebunden und die Gerichte so zahlreich und vielseitig wie das Land selbst. Doch hauptsächlich isst man Fleisch. Neben jungem Lamm auch Wild, vorzügliche Hühner und Schwein mit all seinen Produkten wie dem köstlichen Schinken aus Teruel, ebenfalls mit D.O., oder der beliebten Longaniza – der dünnen Hartwurst, die zu Ostern verstärkt auf den Teller kommt. Kräftige Suppen mit Knoblauch und Brot vom Vortag, wechseln sich ab mit deftigen Eintöpfen, denn Hülsenfrüchte und Gemüse gibt es reichlich. Steht Fisch auf dem Speiseplan, handelt es sich vornehmlich um Aal und frisch gefangene Forellen. Und ab dem Frühjahr gibt es Obst, in Hülle und Fülle. Zählt man dazu dann noch Oliven, die im Bajo Aragón von alters her kultiviert wurden und heute eine D.O. aufweisen, Käse, Reis, Honig und Mandeln, ergibt das eine gesunde, natürliche, ursprünglich recht einfache Küche – mit den besten Zutaten.
Dazu kann man Wein aus vier bestimmten geschützten Anbaugebieten wählen und beim Probieren sicherlich mit einigen Überraschungen rechnen: Somontano, eine der kleinsten, aber dynamischsten Weinregionen am Fuße der Pyrenäen, Cariñena mit seiner 2.000 Jahre alten Weinbautradition zwischen Zaragoza und Teruel gelegen, Campo de Borja im Westen der Provinz Zaragoza und Calatayud, das sich durchs Ebrotal erstreckt.
Route der Trommeln und Pauken
Das Bajo Aragón von Teruel ist ein historisches Gebiet voller Traditionen. Eine der ältesten ist vielleicht in der Karwoche, der Semana Santa, zu erleben, wenn auf der „Ruta del Tambor y del Bombo“, die durch neun Dörfer führt, mit Trommeln und Pauken lautstark an den Tod Jesus Christus erinnert wird.
In Calanda etwa, der Wiege des berühmten Cineasten Luis Buñuel, beginnt dieses Spektakel, das „Romper la Hora“ (die Stunde zerschlagen) genannt wird und an dem bis zu 1.500 Trommler teilnehmen, am Karfreitag um punkt 12 Uhr mit den Prozessionen und dauert sage und schreibe 26 Stunden an.
In den Dörfern entlang der Route isst man besonders gut – feinen Schinken aus Teruel und fruchtiges Olivenöl aus der Gegend. Aber am typischsten in diesen Tagen sind Produkte aus der süßen Küche mit bezeichnenden Namen wie etwa Tortas del Santo Entierro (Karfreitagsgebäck) oder Rosquetas de Pascua (Osterkringel).
Hühnchen „al chilindrón“
1 Freilandhähnchen, ausgenommen und in Stücke zerteilt, 2 bis 3 Knoblauchzehen, 2 große reife abgezogene Tomaten, je 1 große grüne und rote Paprikaschote, 1 Gläschen Cognac oder Brandy, 1 große Zwiebel, Paprika, Olivenöl, Salz
Die Hühnerteile mit den ungeschälten Knoblauchzehen in einem Tontopf anbraten. Wenn das Fleisch Farbe genommen hat, großzügig mit Brandy begießen und mit Salz würzen.
Darüber gibt man in großen Stücken die Tomaten, Zwiebel und Paprikaschoten. Nun lässt man alles auf ganz kleinem Feuer zugedeckt während ungefähr einer Stunde schmoren.
Die Garzeit hängt von der Größe, der Qualität und dem Alter des Hähnchens ab. Wenn es fertig ist, mit Paprika bestäuben und bei maximaler Hitze im offenen Topf während fünf Minuten die Flüssigkeit einkochen. Vor dem Servieren kurz ruhen lassen.
Bon profit!