vonClaudia Mussotter 30.12.2009

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Ihr Ursprung ist in der Grapefruit und der Mandarine zu suchen – heute machen die Orangen Dreiviertel aller in der Welt kultivierten Zitrusfrüchte aus. Wenn das keine erfolgreiche Kreuzung ist. Auf Anerkennung musste die Orange allerdings lange warten.
Während des zehnten Jahrhunderts kamen die Zitrusfrüchte zwar aus Asien, und die Araber verbreiteten die hübschen Pflanzen mit ihren duftenden Blüten im Mittelmeergebiet. Doch die Bitterorangen oder Pomeranzen waren ziemlich sauer, weshalb man sich eher der blattreichen Bäumchen in so genannten Orangerien erfreute und die Früchte für medizinische Zwecke verwendete.
Man ist sich bis heute nicht sicher, wie die süßen Orangen zu uns gelangten. Portugiesische Seefahrer jedenfalls sollen sie, von Indien kommend, im 16. Jahrhundert von ihren Reisen mitgebracht haben.
Der Orangenbaum ist einer der am meisten verbreiteten Obstbäume der Welt. Hauptproduzenten sind Brasilien, die USA, Spanien, Italien, Mexiko, Indien, Israel, Argentinien und China. Spanien nimmt in der Produktion nicht den ersten Platz ein, wohl aber in der Artenvielfalt. Die Kultivierung von Orangen erstreckt sich hauptsächlich auf die Comunidad Valenciana, Murcia, Sevilla und Huelva. So wichtig sind die Zitrusfrüchte im Lande, dass, wenn man von seiner Frau als „bessere Hälfte“ spricht, dies mit „media naranja“, halber Orange, definiert.
In der heutigen Zeit kennen wir 300 Arten, aber produziert werden vornehmlich drei Gruppen: die Navelorangen, die Blutorangen und die Blondorangen. Die Navelorangen, süß, aber mit wenig Saft, dienen als Tafelobst; ihren Namen erhielten sie durch ihren „Nabel“. Obwohl sie süß sind, eignen sie sich nicht zum Auspressen, denn der Saft wird bitter, was vom Inhaltsstoff Limonin herrührt.
Blutorangen zeichnen sich durch die je nach Art mehr oder weniger starke Rotfärbung des Fruchtfleischs und manchmal auch der Schale aus, bewirkt durch einen speziellen Stoff in den Pigmenten. Blutorangen gedeihen nur, wenn Boden und Klima geeignet sind. Auf dem Markt sind sie nicht sehr verbreitet.
Zum Schluss die glatten Blondorangen, sie zeigen keinen Nabel und eignen sich sowohl zum Essen als auch für Saft, wodurch sie für die Getränkeindustrie wichtig sind.

Die Bitterorangen oder Pomeranzen, dagegen finden unter anderem bei der Herstellung von Likören und Marmeladen Verwendung. Sie werden wegen ihrer Verbreitung in Andalusien auch Sevilla-Orangen genannt. Aus ihnen wird beispielsweise die berühmte Orangenmarmelade aus dem schottischen Dundee hergestellt – die eigentlich aus Verlegenheit entstand. Spanische Orangen wurden jahrhundertelang in die ganze Welt exportiert, und als einmal eine ganze Schiffsladung bitterer Orangen in Schottland eintraf, wollte sie keiner essen. Die findige Ehefrau des „betrogenen“ Kaufmanns konnte die Früchte nicht verkommen lassen und kochte sie mit Zucker so lange ein, bis ein schmackhaftes Mus daraus wurde. Die berühmte schottische Orangenmarmelade war geboren. Nicht viel später gründete die findige Kaufmannsfamilie die erste Marmeladenfabrik der Welt.

Orangen haben viel zu bieten. Seit die Wissenschaft ihren Vitamin-C-Gehalt entdeckt hat, wird ihr Genuss gerade jetzt zur kalten Jahreszeit wärmstens empfohlen, um die Abwehrkräfte zu stärken.
Die Kosmetikindustrie bedient sich ebenfalls der Inhaltsstoffe von Orangen, indem sie die ätherischen Öle in Cremes gegen Falten oder Zellulitis verarbeitet.
Im Frühling blühen die Orangenbäume und geben ihren wunderbaren Duft frei. Besonders wahrzunehmen ist er an der Costa del Azahar bei Castellón im Norden der Provinz Valencia, wo man behauptet, dass die Fischer noch mehrere Seemeilen von der Küste entfernt den Duft der Orangenblüten ausmachen. Orangenblüten sind bei Parfümherstellern und Konditoren gefragt – besonders übrigens in der arabischen Küche, wo man häufig das Orangenblütenwasser bei der Herstellung von Desserts einsetzt.
Das Beste einer Orange ist aber das Aroma ihrer Schale – das sicher schon vor ihrem Fruchtfleisch oder Saft geschätzt war. Mit Orangenschale werden nicht nur Kuchen gewürzt, sie spielt auch gerne die Hauptrolle bei der Herstellung von Weinen und Likören wie Cointreau, Grand Marnier oder Curaçao.
Auch die Bitterorangen kommen zum Einsatz. Aus den Blüten wird das kostbare ätherische Nerolí-Öl destilliert. Und nicht einmal die Blätter werden verschmäht; in der Naturheilkunde werden sie als fiebersenkendes Mittel verwendet.

Im Unterschied zu einigen anderen Früchten reifen Orangen, einmal geerntet, nicht mehr nach. Orangen auf dem Markt sind zum sofortigen Verzehr gedacht.
Eine saftige Orange muss dementsprechend Gewicht haben. Es empfiehlt sich, sie vor dem Kauf in der Hand zu wiegen.
Man sollte sich versichern, dass keine Frucht angeschimmelt ist, denn sehr schnell können auch die restlichen befallen werden. Die Orangen sollten beim Kauf fest und von gleichmäßiger Beschaffenheit sein.

Die Bauern verdienen heutzutage nichts mehr an ihren Zitrusfrüchten, weshalb sie auf die Idee kamen, ihre Ernte – Mandarinen, Grapefruits Zitronen, Orangen – selbst zu vermarkten.
Wer also nicht an Orangen direkt vom Baum herankommt, kann gute unbehandelte Bio-Orangen und andere Zitrusfrüchte direkt beim Erzeuger besorgen.
Nach der Bestellung werden sie frisch gepflückt und verpackt. Eine Kiste von 15 Kilo sollte es schon mindestens sein, die kostet dann 33 Euro – mehrere Kisten sind billiger –, IVA und Versand inklusive. Man kann auch verschiedene Sorten bestellen und in die Kiste füllen lassen: Saftorangen, Tafelorangen, Grapefruits, Zitronen…, die spätestens nach 24 Stunden zu Hause ankommt.
Manche Sorten werden allerdings erst später geerntet wie die Navel Lane Late oder etwa Blutorangen.
– Naranjas Lola, ein Familienbetrieb in Cullera bei Valencia, beliefert mittlerweile die besten Restaurants Spaniens, Tel. 961 720 067, oder Fax 961 738 903, www.naranjaslola.com. E-mail: info@naranjaslola.com.
– Naranjas de Palma ist eine Gruppe von mehreren Bauern im Valle de Guadalquivir, in Palma del Río (Córdoba), die sich ebenso gegen die ungerechte Handelspraxis wehren und traditionelle Anbaumethoden vorziehen. Tel. 957 710 627, Fax 957 710 429, E-mail: info@naranpalma.com, www.naranpalma.com.

Seltene exotische Zitrusfrüchte wie die wunderbar aromatische Hand des Buddha, die große Zedratzitrone, Limequats, Dragonfly, Calamondin genannte Zwergmandarinen oder gar „Zitronenkaviar“ werden von Viveros Huerto de Elche in der Palmenstadt kultiviert und sind das Neueste in der gehobenen Gastronomie, kürzlich vorgestellt beim Gastronomiekongress „Lo Mejor de la Gastronomía“ in Alicante. Wer in der Nähe ist (Juan de Herrera, 5 1° Izda, Parque Industrial Elche), kann vorbeischauen und sich bei Carlos Contreras informieren – oder auch übers Internet kaufen: www.gastrobotanica.com, carlosalimentacion@elhuertodeelche.es, Tel. 965 458 066, Fax: 965 456 746.

Fenchel-Orangen-Chutney
Zutaten: 400 g Fenchelknollen, 100 g rote Zwiebeln, 2 EL Olivenöl, 4 EL Orangenblütenhonig, 1 EL Fenchelsamen, Saft und Filets von 1 Orange, Salz, Pfeffer, 4 Kumquats (Zwergorangen), 1 TL frische grüne Pfefferkörner, eingelegt aus dem Glas, 1 EL fein geschnittenes Fenchelgrün, etwas Kartoffelstärke
Fenchelknollen von Wurzelansatz und grünen Stängeln befreien, in kleinere Stücke schneiden. In Olivenöl mit Zwiebelwürfeln kurz anschwitzen. Honig, Fenchelsamen und Orangensaft einrühren, würzen. Gemüse zugedeckt weich dünsten.
Orangenfilets klein schneiden, Kumquats achteln, beides mit Pfefferkörnern und Fenchelgrün unterrühren. Chutney mit Kartoffelstärke leicht binden. Abschmecken. Entweder abkühlen lassen oder sofort in vorbereitete, sterilisierte Gläser einfüllen.

Salat von Orangen und Granatapfelkernen
Für 3 bis 4 Pers.: 1 Granatapfel (es gibt auch schon ausgelöste Granatapfelkerne zu kaufen), 4 valencianische Orangen, 1/2 Tasse Olivenöl virgen extra, 1 geschälte Knoblauchzehe, 2 TL Sherryessig, Salz, 1 Römersalat (gewaschen und in Stücke gezupft), 1/4 Tasse schwarze Oliven ohne Stein, 1 EL gehackten Schnittlauch Granatapfel halbieren. Aus beiden Hälften mit einem kräftigen Löffel über einer großen Schüssel die Kerne herausklopfen. Die bitteren weißen Membranen entfernen, Granatapfelkerne aufbewahren.
Die Orangen oben und unten kappen. Auf ein Schneidebrett legen, Schale und weiße Innenhaut abschneiden. Filets herauslösen.
In einem Töpfchen einen Esslöffel Olivenöl erhitzen, die Knoblauchzehe auf kleinem Feuer weich garen, ohne dass sie Farbe nimmt; das dauert etwa drei Minuten. Knoblauch in einen Mixer geben, die restlichen sieben Esslöffel Öl zufügen sowie den Essig und alles zusammen pürieren. Mit Salz abschmecken. Den Römersalat mit Orangenfilets und Granatapfelkernen mischen. Oliven beigeben und mit der Vinaigrette anmachen. Mit Schnittlauch bestreut servieren. Als Vorspeise könnte man noch Walnusskerne und geröstete Brotwürfel hinzufügen.

Orangen mit Honig, Salz und Olivenöl
In einer einzigen Orange lassen sich süß, sauer und bitter wahrnehmen. Fehlt noch ein wenig Salz, um die vier Geschmacksrichtungen zu vervollständigen:
Für 1 Pers.: 1 Orange, 1 EL Honig, 1 EL gutes natives Olivenöl, 1 Limette, Meersalz vom Feinsten (z.B. Maldon etc.)
Enden der Orange abschneiden, mit der weißen Haut von oben nach unten schälen. In große runde Scheiben schneiden und hübsch auf dem Dessertteller arrangieren. Mit Salz bestreuen, Limettenschale drüberreiben und mit Olivenöl begießen. Zum Schluss mit Honig beträufeln.

Bon profit!

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