von 21.02.2010

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Während sich Beatrix, die niederländische Parodistin von Hape Kerkeling in Frauenkleidern, auf den morgigen anstrengenden Verhandlungstag in Sachen „Das Leben nach Balkenende IV“ vorbereitet, geht es ein paar Etagen tiefer – beim Wahlkampf auf Gemeinderatsebene – um die wirklich wichtigen Dinge.

Meine Brüste gehören mir, erklärt das Playmate des Jahres 2007 Meike Schulte empört und droht juristische Schritte an. Was ist geschehen? Die neue Lokalpartei „Sociaal Delfzijl“ hatte sich frecherdings ihrer preisgekrönten Oberweite bedient, um bei den Wahlen in Delfzijl, einem 28.000 Einwohner-Städtchen in der Nordprovinz Groningen, Wähler zu gewinnen. Ganz treu dem Motto ihres Wahlprogramms folgend:

„Wir machen keine Versprechungen, sondern wir zeigen, wofür wir stehen!“

Grundsätzlich hatte mevrouw Schulte bisher nichts gegen das Motiv gehabt, denn es diente bereits vor drei Jahren in Belgien einmal zur Werbung für die Website eines Verlags. Wütend machte sie vielmehr, dass die Delfzijler vorher nicht gefragt haben und so das Urheberrecht (an der Kampagne, nicht an den Brüsten) verletzten. Rein zufällig aber hat die kleine Partei gerade damit die Publicity erreicht, die sie benötigte, und kann nun die Poster wieder abnehmen – natürlich nicht als Akt der Reue, sondern „weil es sowieso zu diesem Termin geplant war“, wie man dem Dagblad van het Noorden sagte.

Aber auch für das Playmate kommt die Presseresonanz nicht zur falschen Zeit. Im Mai erscheint ihr erstes Buch, das, man lese und staune, nicht von gemeinen Fotografen und couchbesitzenden Herausgebern handelt, sondern von AIDS und Kindersoldaten in Uganda. Sie freut sich darauf, mit dem Buch, das auf eigenen Reiseerfahrungen basiert, das ein oder andere Vorurteil gegenüber Models widerlegen zu können. Dass sie dort freilich die Themen, um eine breite Leserschicht zu erreichen, humoristisch aufbereiten will, gibt ebenso Anlass zu einiger Sorge wie der dazu passende Buchtitel „Bimbo in de Bush„.

Aber wir wollen nicht einem weiteren Vorurteil erliegen und warten brav & gespannt auf das Werk. Und vielleicht findet sich in dem Buch ja auch noch eine Antwort auf die Frage, die bisher in dem ganzen Aufruhr gar nicht gestellt wurde: Was zum Teufel hat diese wundervolle Erfindung der Natur, die weibliche Brust, mit der Wahl von Parteien zu tun? Denn die Parteien mögen allerlei sein, aber gewiss sind sie nicht die Quellen, die das Volk nähren und Lust auf mehr wecken. Und da kann Westerwelle noch so fest von überzeugt sein. Tatsächlich hängt er an unserem Tropf, nicht wir an seinem (wäre auch keine schöne Vorstellung…)

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