von 13.05.2011

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Am 18. Mai finden in ganz Südafrika Kommunalwahlen statt, und seit einigen Wochen laufen Politiker sämtlicher Parteien zur Höchstform auf. In Südafrika finden Kommunalwahlen – den deutschen Landtagswahlen vergleichbar –  wie auch nationale Wahlen  – den deutschen Bundestagswahlen vergleichbar – alle fünf Jahre statt. Die meisten Politiker fahren dieselben Geschosse wie bei früheren Wahlkämpfen auf.

Julius Malema beispielsweise, der kontroverse Führer des radikalen Jugendflügels des ANC (ANC Youth League oder kurz: ANCYL), packte letztes Wochenende wieder einmal die Rassenkarte aus und räsonierte auf einer Massenveranstaltung: „Wir müssen das Land den Weißen wegnehmen, ohne dafür zu zahlen. Die Weißen haben uns das Land ohne Bezahlung weggenommen und haben daraus Wildparks gemacht. Wir sind uns also alle einig, dass sie das Land gestohlen haben. Also sind wir uns alle einig, dass sie Kriminelle sind. Also müssen wir sie behandeln wie Kriminelle.“

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma ließ ihn wie üblich gewähren, und konzentrierte sich auf seine Tanzperformance – ein elementarer Teil südafrikanischer Wahlveranstaltungen. In ländlichen Gebieten warnte Jacob Zuma dann vor der „Rache der Ahnen“, sollten die schwarzen Wähler dem ANC nicht die Treue halten.

Jacob Zuma auf einer Wahlkampfveranstaltung letztes Wochenende  © City Press

Die Demokratische Allianz (DA), die bisher nur im Westkap, der Region um Kapstadt, der Massenpartei ANC Paroli bieten konnte, fokussiert ihren Wahlkampf diesmal auch auf Regionen im Landesinneren, in denen sie nicht so viel Popularität genießt.  Dabei versucht sie den Frust armer Wähler für sich zu nutzen, die unter der bisherigen ANC-Regierung keine Verbesserung ihrer Lebenssituation gesehen haben. Da die DA bei den meisten schwarzen Südafrikanern nach wie vor als „Weißenpartei“ wahrgenommen wird, stellt sie außerhalb des multikulturelleren Westkaps keine ernsthafte Konkurrenz für den ANC dar. Die Führerin der DA, die deutschstämmige Helen Zille, erfreut sich jedoch wachsender Popularität, und tanzt auf Wahlveranstaltungen mittlerweile genauso überzeugend wie Jacob Zuma.

Helen Zille weiß, worauf es im südafrikanischen Wahlkampf ankommt. Die Oppositionsführerin spricht neben Englisch und Deutsch auch isiXhosa und Afrikaans fließend. © Times Live

Neben der konservativen Burenpartei FF+, hofft auch die weiße Minoritätenpartei „Cape Party“ mit Slogans wie „Erklärt Kapstadt unabhängig“ auf Erfolg.

Die „Cape Party“ konnte mit dieser Zielerklärung allerdings keinen einzigen Sitz bisher erhaschen  – nicht einmal in einem Lokalparlament –  und so bleiben die Wahlplakate der „Cape Party“, die von einem „endgültigen Ende der ANC-Herrschaft“ sprechen, das wohl unrealistischste Wahlversprechen.

Vielleicht wäre die Marketingabteilung der Partei etwas besser beraten, wenn sie nicht ausgerechnet mit drei weißen Politikergesichtern Werbung für sich machen würde – in einem Land, das mehrheitlich entlang der Rassenlinie wählt, und in dem 91% der Bürger Nicht-Weiße sind. Die Demokratische Allianz stellt sich bei ihrer Wahlkampfkampagne weitaus geschickter an. Auf ihren Plakaten strahlen eine schwarze, eine farbige und eine weiße Politikerin schön vereint den südafrikanischen Wähler an.

Der ANC verzichtet dagegen auf den ganzen Regenbogen-Firlefanz und wirbt ganz schlicht und ergreifend mit der Aufforderung „Wähl ANC“, denn „zusammen schaffen wir mehr“.

🙂

eure elena **

Elena Beis. Fettnäpfchenführer – My Name is not Sisi. Ein deutsches Pärchen reist durch Südafrika. Erschienen März 2010 bei Conbook Medien, 9,95€

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