vonjan feddersen 09.02.2010

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Die Universität Hamburg und der Wunsch ihrer Regenten, auf Exzellenz zu setzen: Darum geht es den Bildungspolitikern – den schwarzen wie den grünen und roten – seit vielen, sehr vielen Jahren.

Nun, es sieht gut aus, dieses Universitätsviertel. Es hat nicht die
klinische Kälte einer universitären Neugeburt am Hafen. Wie auch? Der
Hafen wäre traditionslos. Und diese Universität hat sie – wie auch ein
Erbe. Ein Campus, dessen Liebenswürdigkeit sich erst auf den zweiten Blick erschließt, würden manche sagen. Ich sage: Auf den dritten. In der Mitte eine Art Agora, schön gestaltet, das legendäre Audimax, eine architektonische Schönheit sonder gleichen, der Platz also, wo vor mehr als vier Jahrzehnten Studierende das später ikonographisch werdende Transparent „Unter den Talaren / Muff von tausend Jahren“ vor den Ordinarien hertrugen. Ihr Clou: Im Saal saß das Publikum bereits, die beiden Transparentträger
trugen ihr Banner in das Auditorium; das Publikum raunte aufgewühlt, als es gelesen hatte – und die Würdenträger wussten nicht, woher der Furor rühre. Eine Universität mitten in der Stadt, identisch einst mit dem jüdischen Kernquartier der Stadt. Viele Geschäfte, immer noch das Abaton. Demnächst soll alles anders werden.

Dieter Lenzen wird wohl zum 1. März sein Amt als Präsident der Universität, der ersten Neugründung nach dem Kaiserreich, eine Bildungseinrichtung der demokratiebedürftigen Weimarer Republik, antreten. Lenzen ist berüchtigt, aber Universitätskenner sagen: Besser als Monika Auweter-Kurtz kann es nur werden. Alles, bloß nicht wieder eine autistoide Raketenforscherin, die offenbar das Wort Überforderung ganz neu zu beleben wusste.

Die Frage ist: Wird Dieter Lenzen ein gigantisches Public-Relation-Unterfangen ins Werk setzen? Wird er es schaffen, die ohnehin unter Minderwertigkeitsgefühlen beinah erstickende Exzellenz der Universität Hamburg erkennen – und öffentlich hervorheben? Unvorstellbar, dass er den Kurs von Auweter-Kurtz forsetzen wird: als aus den Quellen der Debilität geschöpfter Hass auf alles Geistes- und Sozialwissenschaftliche? Wird Lenzen ernst nehmen, dass eine Stadt wie Hamburg gerade – siehe die Konflikte um die Kulturen und Künstler rund um das Gängeviertel – diese Disziplinen braucht, ja, dass sie sie hegenund pflegen muss?

Die einen sagen: Lenzen ist klug genug, um es sich mit Soziologen, Philosophen und Historikern nicht zu verderben – er braucht die Frauen  und Männer, die sich auf Diskurs und öffentliche Intervention verstehen,
schon als Garanten bürgerlicher Selbstverständigung. Die wichtigste Frage lautet mithin: Wann wird Dieter Lenzen sich erklären und den Laden mitreißend anfeuern? Etwa im Sinne von: Modernisierung verstehe ich als Moderationsaufgabe, bei der alles möglich gemacht wird – und nichts denunziert?

Ich finde, dass, gelänge ihm dieses, er seine Anheuerung verdient hat. Wer, wenn nicht Dieter Lenzen könnte wissen: Diese Universität braucht Selbstbewusstsein und Empathie, keine innere Politik der Querele und des Missmuts.

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