taz-Leserin Karin Scarponi aus Köln ist mit unser Berichterstattung über Libyen nicht einverstanden:
Diese uneingeschränkte Begeisterung der taz für die Nato-Intervention in Libyen macht mich ziemlich wütend. Kein Wort darüber, dass der „Schutz der Bevölkerung“ nur ein Vorwand war, um den Zugriff auf die Rohstoffe zu sichern und Gaddafi auszuschalten, um damit eine größere ökonomische Unabhängigkeit Afrikas zu verhindern. Abgesehen von den vielen toten Zivilisten, der Zerstörung des Landes und seiner Infrastruktur bleibt abzuwarten, wie es der Bevölkerung nach der „Befreiung“ durch die Nato ergehen wird. Leider hat die taz nicht zum Verständnis der politischen Zusammenhänge beigetragen, sondern ist wie so oft dem Mainstream hinterhergelaufen.
Es antwortet Klaus Hillenbrand, Chef vom Dienst:
Sehr geehrte Frau Scarponi,
ich kann Ihrer Argumentation nicht folgen. Die Nato und die westliche Welt hatten vor dem libyschen Volksaufstand längst ihren Frieden mit Gaddafi geschlossen. Warum sollte die Nato also den Diktator fallen gelassen haben, wenn es dem Bündnis nur ums Öl ging? Meinen Sie wirklich, unter dem Gaddafi-Regime wäre „eine größere ökonomische Unabhängigkeit Afrikas“ eine Perspektive gewesen? Oder hätte diese Perspektive nicht eher darin bestanden, dass eine Diktatur ihren Einfluss zu mehren versuchte? Die Entscheidung der Nato, die Rebellen zu unterstützen, geschah zudem zu einem Zeitpunkt, als ein Massaker an der Bevölkerung Bengasis durch Gaddafis Truppen drohte. Und diese Entscheidung war in der Nato selbst heftig umstritten. Nun wäre es sicherlich naiv, dem Westen ausschließlich humanitäre Motive für seine Intervention zuzubilligen – natürlich geht es auch um die Sicherung von Einfluss und um Rohstoffe. Doch umgekehrt zu unterstellen, es ginge nur um Geld und die Ablösung einer nicht genehmen Regierung, geht an den Tatsachen vorbei.
Mit den besten Grüßen,
Klaus Hillenbrand