von 24.05.2011

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Freitag: Es ist 20.30 Uhr. Saskia Sassen bricht die Antwort auf eine Frage nach dem revolutionären Subjekt mit einem wissenden Blick auf die Moderatorin ab. Sie spricht als einzige frei vom Präsidiumsplatz aus und als dritte Englisch.

Im Aufstehen sehe ich das Gipsbein und höre den Satz von dem Kollegen, wer denn das verstehen soll. Sie hätten uns, sagt der Ex- Hamburger, damals rausgeschmissen, wenn wir so Marx vermittelt hätten – ohne jede Didaktik, These, Ableitung, schrittweise Zusammenfassung. Mein Englisch ist wirklich nicht das beste, gestehe ich mir ein, aber er war länger in den Staaten und meint auch, nicht wirklich verstanden zu haben. Wie sollen das die Studies verstehen, ergänzt er. Die stellen die Hälfte des vollen Audi- Max der HUB und klatschen nach jedem Vortrag. Die andere Hälfte mag so 55 aufwärts sein, ein klarer und seltener Kontrast also.

Von dem Sassens revolutionärem Subjekt habe ich jedenfalls behalten, dass es das nicht mehr gibt und in der Art einer globalen Kampfgemeinschaft auch nicht gegeben hat. Im „Manifest“ habe Marx mit Internationale eher verbundene oder vernetze nationale und da wieder regionale und dann doch lokale Arbeitermilieus gemeint. Auch die Kämpfe seien doch real immer gegen die nationalen Kapitale und Regierungen geführt worden. Das Globale Subjekt jedenfalls sei eine Konstruktion, die mit Marx nicht zu machen sei. Heute nun gäbe es nur noch Kapital mit seinen Ressourcen, die Eliten einschlossen. – Aus dem „Manifest“ weht der Satz herüber, dass Proletarier aller Länder sich vereinen mögen, weil sie trotz unterschiedlicher Nationalität in einer ähnlichen Klassenlage seien. Aber ich kann sie nicht nachlesen. Der Text ist leider aus, steht nicht im Netz und das sei halt so, sagt mir der studentische Ordner entschlossen.

Dialektik ohne Text

Zur Kritik der sozialen Kritik des Rechts (Christoph Menke, Goethe Uni Frankfurt M.) gibt es mehr Diskussion. Menke erklärt, dass Marx das bürgerliche Privatrecht als einzige, absolut herrschende Rechtsform ansehe, dabei aber das bereits bestehende Sozialrecht übersehe. Dieser Riss im Recht belege das sozialistische Positionen bereits im Kapitalismus zu erringen seien. Die Ableitung ist Marx, schließt seine Kritik ein und würdigt dennoch dessen einseitige Position. Dialektik, denke ich, zu schwer für eine halbe Stunde und nach 17h. Aber es gibt sie noch, die schönen Sätze und Gegensätze. Doch auch die kann ich nicht nachlesen. Es gibt sie nur auf englisch.

Um Viertel vor 9 sind fast alle weg. Wohin. Ein paar Studenten stehen vor dem Eingang, wo das taz mobil zusammen packt und reden über Unterkunft. An der Museumsinsel baggern die Bagger unter wolkenschwerem Himmel. Ich habe noch nichts zur Religion gesagt, doch mir ist aus dem Vortrag nicht klar geworden, ob wenigstens das Marxsche „Kapital“ säkular ist und nicht versunken zwischen abnehmender Religiosität, die aber nicht zunehmenden Säkularismus bedeutet, der selbst wachsende Momente des Religiösen zeige, die aber nicht wirklich von Gott, sondern vom Menschen handeln. Am Ende der Max – Beer Straße jedenfalls ist der Spätkauf. S´ist Erdinger, klingt es. Der Verkäufer verkauft das Bier auch an seinesgleichen, wie die Marxforscher: sie sind ihre eignen Konsumenten geblieben. Marx nimmt daher ein Pennerbier und verschwindet in Richtung Schönhauser Allee im „Marrakesh“.

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