von 13.05.2010

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Das Chinesische Informations- und Kommunikationspavillon bei Nacht (Foto: AP Photo/Eugene Hoshiko)

China brüstet sich mit seiner ach so nachhaltigen Expo in Shanghai, die seit dem 1. Mai eröffnet ist. Doch wenn ich mir die Gebäude näher anschaue, kommen mir Zweifel an der Nachhaltigkeit der immens teuren Pavillons – trotz wassersparenden Ausstattungen und hochmodernen Energietechniken. Allein Saudi-Arabien hat für seinen Pavillon umgerechnet rund 130 Millionen Euro ausgegeben und lässt ihn – wie die meisten anderen Teilnehmer auch – sechs Monate später wieder abreißen. Was bitte ist daran nachhaltig?

Im deutschen Pavillon „balancity“ schreitet der Besucher „auf Treppen und Rollbändern durch Räume, die als Parks, Depots und Kraftwerke wichtige Bereiche des städtischen Lebens aufgreifen“, schreibt Jessica Vanscheidt in Cicero. Um diesen Platz für die Expo zu schaffen, seien einige intakte Wohnsiedlungen brachial abgerissen worden: „Selbst einheimische Medien übten zaghafte Kritik am rücksichtslosen Vorgehen beim Bau. Um einen reibungslosen Ablauf der Supershow zu garantieren, wurden kurzerhand 18 000 Familien umgesiedelt“, so die Autorin.

Nun hat mich die New York Times eines Besseren belehrt und aufgezeigt, wieso die Expo eben doch vor Nachhaltigkeit strotzt. Denn Shanghai baut sechs neue U-Bahnlinien, neue Straßen sowie Tunnel und Brücken. Das verringert Staus und Luftverschmutzungen. Veränderungen, die schon länger notwendig sind – doch nur dank der Expo wurden sie bereits verwirklicht.

Das Beispiel zeigt mir einmal mehr, wie vielschichtig der Begriff Nachhaltigkeit ist und dass es tatsächlich stets zwei Seiten der Medaille gibt. Oder täusche ich mich und diese Beispiele sind auch nur eine Farce? Was glaubt ihr?

Zudem stellt sich dadurch die Frage: Brauchen wir Groß-Events, um etwas zu verändern? Kann man U-Bahnen nicht auch ohne Expo, Olympia oder Fußball-WM bauen?

Text: Daniel Höly

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