vonEva C. Schweitzer 05.11.2009

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Die Yankees haben die World Series gewonnen, unser geliebter Bürgermeister Mike Bloomberg hätte beinahe die Wahlen verloren, Rudy Giulianis Polizeipräsident Bernie Kerik sitzt nun im Knast und Levi Johnston wird jetzt vielleicht doch nicht nackt auftreten, wg. zu viel Eis. Was das in Deutschland tobende ethnic cleansing zwischen Journalisten und Bloggern angeht, dazu hat Telepolis den denkbarst langweiligen Artikel geschrieben, wo es im wesentlichen darum geht, wer wann warum unter welchen Umständen wie viele Zeilen, Zeichen oder Pixels vom wem abkopieren darf, ohne belangt zu werden.

Naja, Amerikaner bloggen, um die eigenen Gedanken unters Volk zu bringen, und nicht die anderer Leute in verstümmelter Form. Hier ein Tipp: Einfach auch mal ausprobieren. Wer nichts zu sagen hat, findet sicherlich eine andere Freizeitbeschäftigung als ausgerechnet Pixelzählen.

Telepolis hat mich zwar um eine Stellungnahme gefragt, diese aber nicht veröffentlicht, aber ich finde, der email-Austausch sollte dem Leser nicht vorenthalten werden. Es geht ja schließlich um die Debatte an sich.

Lieber Herr Mühlbauer, hier sind die Antworten:
>
>     1. Wie viel Honorar erhielten Sie für den von dem angesprochenen Blogger
>     zitierten Artikel von dem Verlag/der Zeitung, der/die ihn ursprünglich
>     veröffentlichte?

Ich diskutiere meine Honorare grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit. Ich weiß auch nicht, welcher Relevanz das haben soll.

>     2. Wie viele Zeichen umfasst der komplette Artikel?
>     3. Wie viele Zeichen zitierte der Blogger?

Das können Sie relativ einfach selber mit copy-and-paste in jedes beliebige Textverarbeitungsprogramm feststellen. Ich bin nicht Ihre Rechercheassistentin.

>     4. Wie setzt sich die von dem Blogger geforderte Summe in Höhe von
>     2.200
>     Euro zusammen?
>     5. Beinhaltet sie das Honorar des abmahnenden Anwalts?
>     6. Wie viel würden Sie von dieser Summe erhalten und wie viel der von
>     Ihnen beauftragte Suchdienstleister?
>     7. Wurde die Forderung mittlerweile zurückgenommen?
>     8. Was geschieht mit der Honorarforderung des abmahnenden Anwalts im
>     Falle einer Rücknahme?
>     9. Wie lautet der Name des abmahnenden Anwalts?
>     10. Wie kamen Sie zu diesem Anwalt?

Es gibt Gespräche mit Herrn Jahner über die letztendliche Höhe einer Zahlung, da möchte ich aber auf eine Einigung warten, von daher kann ich diese Fragen noch nicht beantworten. Ich halte Sie zeitnah auf dem Laufenden.

Generell finde ich es aber befremdlich, den Fall auf diese relativ langweiligen technischen Fragen zur reduzieren. Ich bin durchaus für größtmögliche Freiheit im Internet, soweit es dabei um Recherchen oder Meinungsäußerungen geht, die von etablierten Medien nicht oder nur schwer zugelassen werden.

Darum geht es hier aber gar nicht, hier geht es um jemanden, der sich einen Artikel über Star Trek gepflückt hat, um damit eine Website über Fernsehkultur aufzupeppen. Das ist ungefähr so, als würde man Figurinen von Captain James Tiberius Kirk aus Plastik gießen, die ins Netz stellen, und wenn man Ärger mit Paramount bekommt, sich über einen Mangel an Meinungsfreiheit beschweren.

Mir ist klar, dass es sich bei Herrn Jahner um einen Studenten mit wenig Geld handelt, das fließt ja auch in die Verhandlungen mit ein, aber einen politisch unterstützenswerten Fall kann ich da nicht erkennen.

Viele Grüße, Eva Schweitzer

Alles in allem lässt das eine interessante Idee von Gegenöffentlichkeit erkennen. Ungefähr so, als würden man einen Obstladen aufmachen und dann seine gesamte Energie darauf konzentrieren, herauszufinden, wieviele Äpfel man nachts im Garten seiner Nachbarn pflücken darf, ohne dafür belangt zu werden, anstatt dafür zu sorgen, den Laden hinreichend mit Obst aus dem Handel oder dem eigenen Garten zu bestücken.

Und bitte keine Apple-Tips mehr! Ich habe ein funkelnagelneues MacBook Pro mit Apple Care; die Klagen darüber sind bloß der Comedy-B-Plot in diesem Strang. Bevor ich einen deutschen Blogger mit einem Schraubenzieher auch nur in die Nähe lassen würde, würde ich eher meinen Liebhaber an Stefan Niggemeier vermieten.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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