Horst, in der neuen Konkret 11/10 las ich deine Auslassungen über deinen Vater und dich. Interessant. Ich hab ja auch einen Vater, aber der ist jetzt nicht von Interesse. Nun zu einem anderen Vater/Sohn Verhältnis.
Seit Jahren misstraue ich dem Bild, das Richard von Weizsäcker in der Öffentlichkeit zeigt. Zum ersten Mal tauchte dieses Misstrauen nach der Zerstörung meiner Ausstellung am Breitscheidplatz zu Berlin im August 1981 auf. Aus der Empörung über den Anschlag der Polizei gegen meine Plakat Ausstellung, wurde von einigen Journalisten seinerzeit ein Gespräch mit mir und Weizsäcker vorgeschlagen, damals Reg. Bürgermeister von Berlin. Lummer war am Tatort, nächstens Diepgen.
Weizsäcker soll gesagt haben: „Mit Volland spreche ich nicht“. Ich erinnere an mein Karl Carstens Plakat, „NSDAP Mitglied als Bundespräsident?- Cartsens erster Deutscher?“ Eines von 24 Plakatmotiven, die komplett von der Polizei zerstört wurden. Siehe Abbildung. 1, 2, 3.
Jetzt die (zwar nicht so neuen) Enthüllungen vom Auswärtigen Amt, AA. Interessant, die zentrale Rolle von Ernst von Weizsäcker, den Sohn R. als Widerständler stilisiert. E. v. W. verfügte schon 1936 die Ausbürgerung von Thomas Mann in seiner Eigenschaft als Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter Außenminister Ribbentrop, der in Nürnberg wegen seiner Kriegsverbrechen hingerichtet wurde. Weizsäcker war außerdem SS- Ehrenführer mit dem Rang eines SS- Brigadeführers im persönlichen Stab des Reichsfühers SS. Mehr geht nicht.
Auch heute noch, nach all den Enthüllungen über E. v. W. will Sohn R. die Realitäten nicht sehen. Das Ganze wäre nur eine historische deutsche Bagatelle, wenn R. nicht gleich neben Willy Brandt als der, also der heiligste, demokratischste, edle Führer hoch geschrieben worden wäre und wird. (Siehe auch wieder Frank Schirrmacher in der FAZ vom 28. Oktober. Sch. geht in seinem Interview auf die Knie vor R.)
Die achso mutige Rede von R. im Bundestag von 1985- eigentlich ein Selbstverständlichkeit.
Empfehle Otto Köhler: 90 Jahre und weiß von nix:
http://www.jungewelt.de/2010/03-19/index.php
Ernst von Weizsäcker erhielt vor allem als Diplomat eine Vielzahl von Auszeichnungen:
Preußischer Kronenorden 4. Klasse
Preußischer Roter Adlerorden 4. Klasse
Oldenburgischer Hausorden 2. Klasse
Ehrenritterkreuz (in der Quelle ohne nähere Bezeichnung, vermutlich des Johanniterordens)
Großer Sächsische Hausorden der Wachsamkeit pp. 2. Klasse
Württembergischer Friedrichs-Orden, Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern
Österreichischer Orden der Eisernen Krone 3. Klasse
Siamesischer weißer Elefantenorden, Ritterkreuz
Hohenzollernscher Hausorden Ritterkreuz mit Schwertern
Württembergischer Militärverdienstorden, Ritterkreuz
Lübecksches Hanseatenkreuz
Österreichisches Militärverdienstkreuz mit d. Kriegsdekoration III. Klasse
Eiserner Halbmond
Oldenburgische Kriegsauszeichnung I. und II. Klasse
Norwegischer Sankt-Olav-Orden, Großkreuz
Großoffizier des Ordens der Krone von Italien
Großkreuz des Ordens der Krone von Italien
Kreuz der 1. Klasse des Ungarischen Verdienstordens
Jugoslawischer St.-Sava-Orden I. Klasse
1. Klasse des Ehrenzeichens des Deutschen Roten Kreuzes
1917 erhielt er das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse (Datum nicht den Akten zu entnehmen) und Erster Klasse.
1942 erhielt Weizsäcker von Heinrich Himmler den SS-Ehrendegen und den SS-Totenkopfring verliehen. Die Datierung für den Totenkopfring ist nicht sicher. (Alles bei Wikipedia)
Und? Horst, was hing bei deinem Vater zum Lebensende alles an der Brust? Gruß aus Berlin
