Der tazblog von Saveourseeds meldet sich nach einer sommerlichen Pause wieder zurück. Bemerkenswert was sich in vier Wochen so alles tun kann. Hier eine kurze Liste der Ereignisse und Nachrichten, die wir gerne hier kommentiert hätten.
Gestern wurde der Milchstreik ausgesetzt, der in Deutschland aufgrund rechtlicher Schritte des Bundeskartellamtes so nicht einmal ausgesprochen werden darf und seinen Schwerpunkt deshalb in Frankreich hatte. Am 5. Oktober wollen die Agrarminister einen Sondergipfel zu dem Thema abhalten und gleich nach der Wahl wollen Angela Merkel und Ilse Aigner zu einem deutschen Milchgipfel bitten. Dort werden sie vielleicht unter den ersten sein, die den neuen Ton nach der Wahl zu hören bekommen: Ab heute ist, jedenfalls finanziell Schluss mit witzig. Während die Preise wenig angestiegen sind, ist die Wut der Bauern, die vom DBV „gewarnt“ und zur Gewaltfreiheit gemahnt, vom Kartellamt geschuhriegelt und von den Politikern eins ums andere mal vertröstet werden, erheblich gestiegen. Die Milch floss auf Äcker und in Gullis, vor der EU Kommission, wo sie ein vorher entfachtes Feuer löschte, vor die Füsse von Abgeordneten und in den Fluss an dessen Ufern die Länder-Agarminister tagten (zum Schaden der örtlichen Fische). Sie haben zwar noch nichts durchgesetzt aber allemal politischen Erfolg gehabt.
Plötzlich stand er in der Backstube: Gentechnisch manipulierter Leinsamen aus Kanada tauchte in immer mehr Brötchen, Müslis und Backmischungen auf. Rewe, Edeka und andere nahmen sie vom Markt, Greenpeace fand aber auch nach zwei Wochen noch schwarze Schafe. Der Gentech-Leinsamen, der eigentlich schon längst auch in Kanada vom Markt sein sollte, war übrigens darauf hin manipuliert, dass er auf den zu schwer mit Sulfonylharnstoff-Pestiziden belasteten Weizenböden in Kanada überhaupt noch wächst. Eine wahre Segnungen der Gentechnik also auf dem Weg aus der Pestizid-Falle! Die Biobranche war nicht betroffen und bei der Gelegenheit vielleicht auch noch erwähnenswert: Der gute alte Leinsamen wird in Deutschland nur noch auf 3000 Hektar angebaut – zur Verspritung. Die Körner auf den Brötchen kommen fast alle aus Übersee.
Die europäische Futtermittel-Industrie macht derweil weiter mobil gegen die sogenannte „Nulltoleranz“ für Gentechnikprodukte, die in der EU nicht zugelassen sind. Sollte nicht endlich auch ein Bisschen Gentechnik, die in Europa eigentlich illegal ist, in ihrem Futter erlaubt sein, dann gingen in Deutschland bald die Schweine-Lichter aus. Der Treibstoff der hiesigen Tierfabriken wird knapp und teurer, meinen die Lobbyisten. Wir fragen: Wäre das angesichts der Umweltvernichtung durch Soja und des Klimabeitrages von Billigfleisch eigentlich wirklich ein Problem, oder nicht sogar ein Beitrag zur Lösung der wirklichen Probleme? Mit schneller Einigung der EU-Minister in der Frage ist nicht zu rechnen.
Gern hätten wir auch live Michael Grolm zu seiner Befreiung aus der Gentechnik-Beugehaft gratuliert, die ja doch etwas länger auf sich warten ließ als üblich – so jedenfalls befand der Bundesgerichtshof. Und auch den beiden Frauen, die sich mit der Forderung „Entfilzen!“ beim Bundesministerium für Forschung anketteten. Frau Schavan selber erreichten sie nicht – die tourt auf einem Traktor durch den heimischen Wahlkreis, was ihr bei der nächsten Kabinettsbildung wohl auch nicht viel nützen wird.
Und auch Maria und Markus Schlegel hätten wir gerne nach 8000 Kilometer langer Antigentechnik-Kuschtfahrt durch Europa gerne am Brandenburger Tor begrüßt… unverzeihlich! Aber jetzt wird alles besser: Ab Montag sind wir wieder regelmäßig dabei.